Kunst-Topographie Deutschlands (Lotz): Gmünd

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Textdaten
Autor: Wilhelm Lotz
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Titel: Gmünd
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aus: Kunst-Topographie Deutschlands, Bd. 2: Süddeutschland,
S. 140–141
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Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Theodor Fischer
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Erscheinungsort: Kassel
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Quelle: Digitalisat bei Google, Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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Transkription der Vorlage

[140] Gmünd 7 M. O v. Stuttgart, s. Alfdorf, Bartholomäi, Eschach, Gotteszell, Heubach, Heuchlingen, Horn, Lindach, Lorch, Oberböbingen, Rechberg, Rosenstein, Schechingen, Strassdorf, Waldau, Weiler, Wetzgau.

„Deutschland“ 1857 Nr. 215; Denkm. in Würtemb. 74; Merz, Uebersicht 1843 S. 202; 1845, 351. 373. 375. 377; Schorns Kunstbl. 1847, 86; J. A. Rink, Gesch. und Beschr. der Reichsstadt Schwäb. G. 1802. 8.a)

Franciscanerk. u. Kl. (1280 gest.?) j. kathol. Lehrerseminar. Im Chor schöne ausgekragte Dienste.

S. Johannisk.[1] spr. um 1200?; oberer Thl. des Th. frg.?; Chor spg.; Inneres zopfig barbarisirt. Unsymmetrische Pfl.Bs. (urspr. Sl.Bs.?) mit fast isolirt stehendem N Th.; S.Sch. später erhöht. Die Pfl. 4eckig mit Eck-Sl., woran Würfelknäufe, u. Gesimsen wie in Dettingen, die Arcadenbögen von Wulsten eingefasst; am W E. der N Arcaden eine Halbsl. Die Fenster sehr kl. Am M.-Sch. Lisenen. Im W 2 Portale, das eine am breiteren S S.Sch., Rundbogenfriese, die auch dem Saume des Giebels folgen, mit Reliefs (verschiedene Ungeheuer, Menschen- u. Thierfiguren, Werkzeuge, Blattornamente etc.) unter den einzelnen Bögen. Der 4eckige Thurm mit Lisenen u. geschmückten Bändern geht oben durch Abschrägung der Ecken in ein 2stöckiges etwas jüngeres Achtort mit primitiv gegliederten gekuppelten Spitzbogenfenstern über und trägt einen von 8 Giebeln umgebenen, mit grün und gelb glasirten Ziegeln gedeckten Helm. An der S S. 2 Thüren mit fast cylindrischen, von feinen Blättern umrankten Kapitälern u. mit Schaftringen an den schlanken Säulchen ihrer Gewände. – Mauch, Abhandl. 12.

Portalsc.: Christus am Kreuz, Maria u. Johannes r.
Die klugen u. thörichten Jungfrauen am N Portal spg.
Kelch aus der ehemaligen nach 1800 zerstörten Veitskp. spg.
Glasgemälde 1505 (I), in der Stadt-Pfk.

S. Josephskp. g.

Hl. Kreuzk.[2] (Stiftsk.) g. 1351 beg. (I); 1410 †. Werkmeister: Heinrich Arler von Gmündb) 1351–77. Grossartige Hk. mit Then, neben den S.Sch. an der Stelle der Kreuzarme. 284’ l. Der 72’ h. 3/5 geschl. Chor mit sehr br. 7/12 geschl. Umgang hat 3 Joche (M : S : J = 35 : 18 : 21’), das wenig breitere, 4’ niedrigere Sch. 7 Joche (M : S : J = 35 : 19 ½ : 19’) u. im letzten eine niedrige Empore. Die schlanken runden Schafte mit Laubkapitälern entbehren im Sch. der Sockel. An den Wänden gegliederte Dienste mit Laubkapitälern. Am Chor sind die sehr bedeutenden Streben, die in ihrer unteren H. Kpp. mit Kreuzgewölben zw. sich fassen, an ihren Stirnseiten im Innern wie im Aeussern reich gegliedert. Die Kpp., über welchen im Innern ein stark ausgekragter Umgang hinläuft, haben br. 4–6theilige, der Umgang oben 4theilige, das Langhaus hohe 3theilige Fenster. Die im Chor überreichen, im Sch. einfacheren Netzgewölbe haben in letzterem überschneidende Rippen. Im Aeussern sind die Strebepfl. mit Fialen gekrönt, welche die Dachgalerien unterstützen. Die oberen Chorfenster sind von aus lauter Blumen gebildeten Rundbögen überdacht. Die 1492 eingestürzten The. sind hierauf ähnlich denen des Freiburger Münsters wieder aufgebaut worden. An der W S. 1 hohes Portal und unter dem Dachgiebel 3 Radfenster.

Sc. an den S. Portalen g. um 1360–80:
Mose, Aaron etc., Schöpfung, jüngstes Gericht am O Portal der S S., bemalt.
10 Jungfrauen, Martyrien, Passion, Auferstehung am O Portal der N S., bemalt.
Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige am W Portal der N S.
Sc. am Hauptportal (Tod und Krönung Mariä) g. 1. H. des 15. J.?
Statuen an den Strebepfl. A. des 16. J.
Monstranzen, darunter eine reiche spg. mit Figg. vom A. des 16. J., sehr schön.
Kelch von vergoldetem Silber, Geschenk Kaiser Karls V 1552 (I).
Schnitzaltäre: die hl. Familien g. 15. J., besonders fein gefühlt u. ausdrucksvoll – Förster.
[141] Stammbaum Christi A. des 16. J., in einer Chorkp.
Holzstatue[3] (S. Sebald), in der Sebald-Schreierschen Kp., von Veit Stoss, 6’ h., bemalt.
Gemälde: Verkündigung, Heimsuchung, Anbetung der Könige, Beschneidung, auf Goldgrund, von Bartholomäus Zeitblomc). In der Nepomukkp.
Leben des hl. Franciscus auf Goldgrund, von Hans Baldung Griend). In der Lorenzkp.

S. Leonhardskp. an der Remsbrücke g. 1451. 1schiffig.

S. Salvator bei Gmünd besteht aus 2 in Felsen gehauenen Kpp.

Spitalk. zum hl. Geist, 150(2?) (I), ohne Kunstwerth. An einem Thl. des Spitals arbeitet 1536 Endriss Stromeyer.

Königs-Th., der schönste u. festeste unter den noch erhaltenen Festungsthürmen.


Fußnoten der Vorlage

  1. W S. b. Kallenbach, Atlas 16; dessen Chronologe 1, T. 5; Details b. Heideloff, Ornament. 5, T. 5, b. c; 9, T. 2, b. c; 15, T. 1, a. b; Kallenbach und Schmitt 14, 17 ; Memminger, Jahrb. 1835, Nr. 7 der T.
  2. Gr. u. Ls. b. Laib u. Schwarz, Formen T. 9.
  3. Ab. b. Heideloff, Ornament. 25, T. 7, b.

Version mit aufgelösten Abkürzungen

[140] Gmünd 7 Meilen östlich von Stuttgart, siehe Alfdorf, Bartholomäi, Eschach, Gotteszell, Heubach, Heuchlingen, Horn, Lindach, Lorch, Oberböbingen, Rechberg, Rosenstein, Schechingen, Strassdorf, Waldau, Weiler, Wetzgau.

„Deutschland“ 1857 Nr. 215; Denkmale in Würtemberg 74; Merz, Uebersicht 1843 S. 202; 1845, 351. 373. 375. 377; Schorns Kunstblätter 1847, 86; J. A. Rink, Geschichte und Beschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 1802. 8.a)

Franciscanerkirche und Kloster (1280 gestiftet?) ? = unsicherjetzt katholisches Lehrerseminar. Im Chor schöne ausgekragte Dienste.

Sanct Johanniskirche1) spätromanisch um 1200?; oberer Theil des Thurmes frühgothisch?; Chor spätgothisch; Inneres zopfig barbarisirt. Unsymmetrische Pfeilerbasilika (ursprünglich Säulenbasilika?) mit fast isolirt stehendem Nordthurm; Seitenschiff später erhöht. Die Pfeiler 4eckig mit Ecksäule, woran Würfelknäufe, und Gesimsen wie in Dettingen, die Arcadenbögen von Wulsten eingefasst; am Westende der Nordarcaden eine Halbsäule. Die Fenster sehr klein. Am Mittelschiff Lisenen. Im Westen 2 Portale, das eine am breiteren südlichen Seitenschiff, Rundbogenfriese, die auch dem Saume des Giebels folgen, mit Reliefs (verschiedene Ungeheuer, Menschen- und Thierfiguren, Werkzeuge, Blattornamente etc.) unter den einzelnen Bögen. Der 4eckige Thurm mit Lisenen u. geschmückten Bändern geht oben durch Abschrägung der Ecken in ein 2stöckiges etwas jüngeres Achtort mit primitiv gegliederten gekuppelten Spitzbogenfenstern über und trägt einen von 8 Giebeln umgebenen, mit grün und gelb glasirten Ziegeln gedeckten Helm. An der Südseite 2 Thüren mit fast cylindrischen, von feinen Blättern umrankten Kapitälern und mit Schaftringen an den schlanken Säulchen ihrer Gewände. – Mauch, Abhandlung 12.

Portalsculpturen: Christus am Kreuz, Maria und Johannes romanisch.
Die klugen und thörichten Jungfrauen am Nordportal spätgothisch.
Kelch aus der ehemaligen nach 1800 zerstörten Veitskapelle spätgothisch.
Glasgemälde 1505 (Inschrift), in der Stadt-Pfarrkirche.

Sanct Josephskapelle gothisch

Hl. Kreuzkirche2) (Stiftskirche) gothisch 1351 begonnen (Inschrift); 1410 geweiht. Werkmeister: Heinrich Arler von Gmündb) 1351–77. Grossartige Hallenkirche mit Thürmen, neben den Seitenschiff an der Stelle der Kreuzarme. 284’ lang. Der 72’ hohe 3/5 geschlossene Chor mit sehr breiten 7/12 geschlossenen Umgang hat 3 Joche (M : S : J = 35 : 18 : 21’)M : S : J = die Breite des Mittelschiffes verhält sich zur Breite eines Seitenschiffes, zur Länge eines Joches, das wenig breitere, 4’ niedrigere Sch. 7 Joche (M : S : J = 35 : 19 1/2 : 19’) und im letzten eine niedrige Empore. Die schlanken runden Schafte mit Laubkapitälern entbehren im Schiff der Sockel. An den Wänden gegliederte Dienste mit Laubkapitälern. Am Chor sind die sehr bedeutenden Streben, die in ihrer unteren Hälfte Kappellen mit Kreuzgewölben zwischen sich fassen, an ihren Stirnseiten im Innern wie im Aeussern reich gegliedert. Die Kappellen, über welchen im Innern ein stark ausgekragter Umgang hinläuft, haben breite 4–6theilige, der Umgang oben 4theilige, das Langhaus hohe 3theilige Fenster. Die im Chor überreichen, im Schiff einfacheren Netzgewölbe haben in letzterem überschneidende Rippen. Im Aeussern sind die Strebepfeiler mit Fialen gekrönt, welche die Dachgalerien unterstützen. Die oberen Chorfenster sind von aus lauter Blumen gebildeten Rundbögen überdacht. Die 1492 eingestürzten Thürme sind hierauf ähnlich denen des Freiburger Münsters wieder aufgebaut worden. An der Westseite 1 hohes Portal und unter dem Dachgiebel 3 Radfenster.

Sculpturen an den Seitenportalen gothisch um 1360–80:
Mose, Aaron etc., Schöpfung, jüngstes Gericht am Ostportal der Südseite, bemalt.
10 Jungfrauen, Martyrien, Passion, Auferstehung am Ostportal der Nordseite, bemalt.
Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige am Westportal der Nordseite.
Sculpturen am Hauptportal (Tod und Krönung Mariä) gothisch 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts?
Statuen an den Strebepfeilern Anfang des 16. Jahrhunderts.
Monstranzen, darunter eine reiche spätgothisch mit Figuren vom Anfang des 16. Jahrhunderts, sehr schön.
Kelch von vergoldetem Silber, Geschenk Kaiser Karls V 1552 (Inschrift).
Schnitzaltäre: die hl. Familien gothisch 15. Jahrhundert, besonders fein gefühlt und ausdrucksvoll – Förster.
[141] Stammbaum Christi Anfang des 16. Jahrhunderts, in einer Chorkapelle.
Holzstatue3) (S. Sebald), in der Sebald-Schreierschen Kapelle, von Veit Stoss, 6’ hoch, bemalt.
Gemälde: Verkündigung, Heimsuchung, Anbetung der Könige, Beschneidung, auf Goldgrund, von Bartholomäus Zeitblomc). In der Nepomukkapelle.
Leben des hl. Franciscus auf Goldgrund, von Hans Baldung Griend). In der Lorenzkapelle.

Sanct Leonhardskapelle an der Remsbrücke gothisch 1451. 1schiffig.

Sanct Salvator bei Gmünd besteht aus 2 in Felsen gehauenen Kapellen.

Spitalkirche zum hl. Geist, 150(2?) (Inschrift), ohne Kunstwerth. An einem Theil des Spitals arbeitet 1536 Endriss Stromeyer.

Königs-Thurm, der schönste und festeste unter den noch erhaltenen Festungsthürmen.


Fußnoten

1) Westseite bei Kallenbach, Atlas 16; dessen Chronologe 1, Tafel 5; Details bei Heideloff, Ornament. 5, Tafel 5, b. c; 9, Tafel 2, b. c; 15, Tafel 1, a. b; Kallenbach und Schmitt 14, 17 ; Memminger, Jahrbuch 1835, Nr. 7 der Tafel
2) Grundriss und Längendurchschnitt siehe bei Laib und Schwarz, Formen Tafel 9.
3) Abbildung bei Heideloff, Ornament. 25, Tafel 7, b.

Anmerkungen (Wikisource)