Kurtzweilige Vnterredung Eines grossen Riesens vnd eines kleinen Männleins

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Kurtzweilige Vnterredung Eines grossen Riesens vnd eines kleinen Männleins
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: ca. 1650
Verlag: Vorlage:none
Drucker: Paul Fürst
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: im VD17 unter der Nummer 23:674740Z
Kurzbeschreibung:
Weitere Einblattdrucke
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]



Editionsrichtlinien:


Kurtzweilige Vnterredung
Eines grossen Riesens vnd eines kleinen
Männleins.




Zwerg.

[Links] HO! Roland sey gegrüst von einem Erdgewürme /
Hörstu die Grillenstimm? wie / wandeln auch die Thürme?
     Du grosses Wasserthier bist du auß Zembla kommen /
     Hast Norden / Ost vnd West die Sudersee durchschwommen?

Riese.

Du Amselhoher Mann / die Ameiß ist dein Pferd
Das dich mit Füssen tritt; nicht eines Sperlings werth
     Bistu du Muckenmann / kaum einer Spannen lang
     Wo hastu doch das Hertz / woher kömt doch der Klang?

Zwerg.

Je kleiner eine Stadt / je reiner sie auch ist /
Pariß die grosse ligt voll Vnflat voller Mist /
     Glückselig ist allhier der kleine Glieder regt /
     Zu seinem Hause nicht gehegte Wälder schlägt.

Riese.

Der Himmel gleicht sich nicht mit dieser kleinen Erden /
Du Staub kanst mir auch nicht allhier verglichen werden /
     Noch ein vnd zwantzig Zoll / fehlt mir an meinen Leibe
     Sagstu: so wer ich recht zu meinen langen Weibe.

Zwerg.

Komm her hastu ein Hertz / du wirst mich ja nicht fressen /
Ich bin so groß als du komm her wir wollen messen /
     Mein wiltu lieber hier ein grosser Sandberg heissen /
     Als ein klein Edlerstein der auff der Hand muß gleissen?

Riese.

Haha du Daudelmann / wie weit wirstu mir gehn /
Wiewol wird eine Mück beym Elephanten stehn /
     Wie kan ein kleiner Leib so groß seyn / vnd so schertzen
     Der Dreck der liget dir gewaltig nah beym Hertzen.

Zwerg.

Ein kleiner Lumpen Fisch ein grosses Schiff[1] auffhält /
Das 1000. Lasten trägt sich an die Wolcken schwelt /
     Je kleiner der Mann ist / je grösser ist der Muth /
     Der auch den Goliath geraubet Muth vnd Blut.

Riese.

Der David hat erlegt viel Bären in den Wasen
Du Krött / du fürchtest dich / für einen toden Hasen /
     Schaw auff der Maulwurff wült / er wirft dich übern hauffen /
     Du Muckenkönig du / wie wiltu noch nicht lauffen.

Zwerg.

Du bist deß Degensknopff ich bin deß Degensspitze /
Komm her ich wags mit dir / das mich dein Blut besprütze /
     Ich kleiner Hannibal / wills mit den Riesen wagen /
     Man soll von meinen Kampff viel singen vnd viel sagen.

Riese.

Zeug deine Nadel auß du solt mir bald verrecken /
Du Grill ich will dich gantz in meine Scheide stecken /
     Du sollst du Habermauß von einen Finger ligen
     Sih wie die Hülffsmännlein auß den Roßdrecke fliegen.

Zwerg.

[Rechts] Werstu nur halb so groß so dürffstu dich nicht bücken /
Vnd[2] stöst dich nicht an Kopff wenn du wilt was erblicken.
     Ein Hügel schöner ist auff den die Vögel singen /
     Als Klippen die sich hoch biß an die Wolcken dringen.

Riese.

Du Schwamm ich kauffte mir / wenn ich wer als wie du /
Daß ich was grösser wird ein hoch paar Steltzen Schuh
     Auß Bergen springt die Flut die Land vnd Sand befeucht /
     Auff hohen Bergen wächst was wol nach Balsam reucht.

Zwerg.

Es wird ein Berg vnd Schloß viel eh vom Donnerstral
Zerschmettert / als ein Hauß im tieffgelegnen Thal.
     Wir herrschen in der Welt / die Fraw geht oben an
     Das macht das Venus Kind * * Puer Cupido[3].dem die Fraw vnterthan.

Riese.

In dem wir vnser Haubt biß an die Wolcken spitzen
Thut vns das Wetter nicht / wir können ruhig sitzen /
     Du krumverschlagner Schalck / hier geb ich dir gewonnen
     Doch seid jhr selber nicht den kleinen Dieb entronnen.

Zwerg.

Von vnsrer Zunfft ist der * den Jupiter* Ganymedes[4] puer. selbst träncket
Vnd jhm zur Tafel dient den Neckarwein einschencket.
     Das Frawenzimmer pflegt die Hündlein hoch zu schätzen
     Zu geben Speiß vnd Tranck / vnd auff die Schoß zu setzen.

Riese.

Dort kömbt ein Kranich her schaw daß er dich nicht beist /
Mit sich durch Tufft vnd Lufft gleich einer Fliegen reist.
     Ein grosser Hund der wird von grossen Herren zahlt /
     Heist Hector / wenn er stirbt so wird er abgemahlt.

Zwerg.

Das kömbt mir trefflich wol wann man Pasteten bäckt
Von Mandeln / Zuckerwerck werd ich darein gesteckt /
     Die fromme Lachesis[5] * * Eine Göttin deß Lebens.die spint mit eigner Hand /
     Den Lebensfaden mir von Seiden vnd Demant.

Riese.

Der Ehre acht ich nichts / wann ich zu Tische sitze /
Vnd man Pasteten bringt so freß ich daß ich schwitze /
     Die Spinnen haben dir deß Lebensgarn gesponnen /
     Ein kleiner Bach wächst bald vnd ist auch bald verronnen.

Zwerg.

Die Parcen lassen dir ein Schiffseil zubereiten /
Darinnen du dich kanst vnd deinen Bauch außbreiten /
     Du sihest nicht / wie ich / wann man vns wird begraben /
     Vnd wirst ein Grab / wie ich / in dieser Erden haben.

Riese.

Die dein Gespinste spint / setzt eine Brillen auff
Daß nicht die Fadenläng die Nase überlauff
     Du leugst du bist ja nicht so groß als ich gewest /
     Mein Grab drey Morgen Lands / deins ist ein Wespennest.



Zufinden in Nürnberg / bey Paulus Fürsten Kunsthändler allda / etc.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage Schilff
  2. Vud Vorlage
  3. Cupido – Liebesgott in der Römischen Mythologie
  4. Ganymedes – der „Schönste aller Sterblichen“
  5. Lachesis ist eine der Schicksalsgöttinnen.