Liebeswerben
[452] Liebeswerben. (Zu dem Bilde S. 449.) Wie die frische, herrliche Bergwelt die Brust freier und den Sinn fröhlicher macht, so äußert sich bei den Gebirgsbewohnern das Erwachen der Liebe in anderer Form als bei der Mehrzahl der übrigen Volksstämme. Selten giebt der Bursche dem geliebten Mädchen seine Liebe durch schwärmerische Blicke und zärtliches Hinschmachten kund. – „Miadei, magst mi?“ oder „Lenei, i hab’ di gern, magst du mi aa?“ etc. – Da sind die ungefähren Einleitungsreden zu einem Liebesverhältnis. Wenn der Bursche, was hier nicht selten ist, die landesübliche Zither oder „Klampern“, wie der Volksmund dieses Instrument bezeichnet, zu meistern versteht, so muß wohl sie als Vermittlerin seiner Gefühle eintreten, indem er seiner Erwählten deren Lieblingsweisen vorspielt oder gleich direkt in „Schnadahüpfln“ seine Liebe erklärt. Freilich kommt es oft vor, daß hierdurch die Eifersucht eines Nebenbuhlers geweckt wird und ernste Scenen den jungen Liebeshimmel trüben. Allein wer denkt in seiner Herzenswonne ein solche Folgen. Das Bild von Ad. Müller-Grantzow führt uns ein solches „Liebeswerben“ in naturwahrer Treue vor Augen.
Der schmucke Bursche
erklärt seiner Auserwählten
singend seine Gefühle,
und es muß wohl in einer
Weise geschehen, die für
alle im Zimmer Anwesenden
von Interesse ist und
den alten „Loder“ sogar
zu einem „Schuahplattler“
hinreißt. Auch das hübsche,
frische Mädchen, dem die
Werbung gilt, scheint von
seinen Worten befriedigt,
und so wollen wir wünschen,
daß aus diesen beiden
„ein fesches Paar“ wird und das „Liebeswerben“ auf dem Standesamt
seinen Abschluß finden möge. P. Auzinger.