Liebhabereien großer Männer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Liebhabereien großer Männer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 214
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[214] Liebhabereien großer Männer. En ist nicht ohne Interesse, zu sehen, auf welche verschiedene Weise große Männer in einzelnen Schwächen und persönlichen Liebhabereien mit den übrigen Sterblichen zusammenhingen. Wer sollte es wohl glauben, daß der ernste Philosoph des alten Griechenlands Vergnügen daran fand, so oft als möglich zu tanzen, obgleich ihn dann seine Frau Xanthippe jedesmal mit einem ganz extraordinären Donnerwetter empfing? Ja, Sokrates war ein leidenschaftlicher Tänzer. Die Zahl der Musikliebhaber unter großen Männern ist sehr groß. Der berühmte Epaminondas sang auf Dörfern und zu festlichen Gelegenheiten. Der gräßliche Nero spielte Harfe, während Rom auf sein Geheiß brannte, um zu sagen, die damaligen Demokraten, die Christen, hätten es angesteckt. Luther und Friedrich der Große spielten sehr oft Flöte, um aufgeregte Stimmungen „flöten gehen“ zu lassen. Milton, der Sänger des verlornen Paradieses, war ein leidenschaftlicher Orgelspieler und componirte mehrere Psalmen, die jetzt noch in englischen Kirchen gesungen werden. Bentham hatte das ganze Haus voll Orgeln und Fortepiano’s. Gainsborough der Maler war Virtuose auf der Violine. Die leidenschaftliche Blumenliebhaberei Byron’s ist sprüchwörtlich geworden. Auch liebte er manche Thiere ganz besonders und machte einmal einen Bär zu seinem Busenfreunde. Goethe hielt sich im Ofenwinkel kleine Schlangen, die er in Mußestunden hätschelte wie Goldkinderchen. Der römische Kaiser Tiberius hielt sich ebenfalls lange ein solch ekelhaftes Thier als Busenfreund. (Unschmeichelhafte Collegialität für Goethe.) Der große Kaiser Augustus hatte zu seinem intimsten Vertrauten einen gemeinen Spatz vom Dache, dessen Tod er jämmerlicher beweinte, als die Legionen, die er gegen Deutsche unter Varus verlor. Honorius, unter dessen Regierung Alarich Rom eroberte, klagte so bitterlich über den Verlust seiner Lieblingshenne, daß er den Verlust Roms ganz darüber vergaß. Ludwig XI., der große fromme Tyrann und Heuchler, der einst über Frankreich herrschte, fand auf seinem Krankenlager blos noch Vergnügen an dem Tanze aufgeputzter und für ihn speciell dressirter Schweine. Papst Alexander VI., einer der ekelhaftesten Charaktere, hielt sich vor seinem Fenster stets Heerden von Pferden und Kühen, um deren Begattungsakte als Reizmittel für sich wirken zu lassen.

Als einen der liebenswürdigsten Liebhaber von allerlei zahmen Geflügel wird uns Jean Paul geschildert. In seiner Arbeitsstube amüsirten sich stets eine Menge Tauben, Hühner und Sperlinge, bei deren Unhöflichkeiten er über Unsterblichkeit schrieb. Ein auch nicht unberühmter Deutscher, der immer etwas zu trinken bei sich führte, meinte, es käme ihm gar nicht so sehr auf’s Trinken an, er trinke blos, weil er das „Kluckern“ aus der enghalsigen Flasche so gerne höre.