Literarisches (Die Gartenlaube 1853/16)
[176] Literarisches. Es war für den Freund der deutschen Literatur eben kein erfreulicher Anblick, als vor einigen Monaten sich zwanzig und dreißig buchhändlerische Firmen eines ausländischen Romans (Onkel Tom) bemächtigten und diesen in wohlfeilen und theuren, in illustrirten und löschpapiernen Uebersetzungen dem Publiko in jeder Weise anpriesen und durch Manipulationen und Kunststückchen aller Art aufzwangen. Aber dieser Roman, wenn auch als literarisches Produkt von sehr geringer Bedeutung, war doch in seiner Tendenz eine edle That und in seinen Erfolgen von so großem Einfluß, daß eine große Verbreitung nur wünschenswerth erscheinen mußte. Was soll man aber dazu sagen, wenn deutsche Buchhandlungen sich nicht schämen, notorische Schwindeleien und bereits entlarvte Betrügereien zur Grundlage ihrer Spekulation zu machen? Man lese das Börsenblatt. Dort wimmelt es bereits von Anzeigen, nächstens erscheinender Broschüren und Flugblätter über das „Geisterklopfen,“ dieser „merkwürdigen Naturerscheinung,“ die uns „einen so tiefen Blick in das Dunkel der Geisterwelt“ thun läßt. Das ist eine verwerfliche Spekulation auf den Aberglauben und die Dummheit des Volkes, die in keiner Weise zu entschuldigen ist. – Gervinus Geschichte der deutschen Dichtung ist vor einigen Tagen erschienen. Der berühmte Verfasser hat das Buch Dahlmann und den Gebrüdern Grimm gewidmet, auf daß diese daraus ersehen „daß er noch nicht ganz in politischen Wühlereien aufgegangen.“ Ueberhaupt spricht sich Gervinus in der Vorrede sehr entschieden über die gegen ihn verhängte Verfolgung aus.