Literarisches (Die Gartenlaube 1853/43)
[474] Literarisches. Der beste Beweis für die unaufhaltsam fortschreitende Cultur und Aufklärung der Völker, die sich durch keine beengenden Maßregeln mehr hemmen und zurückschrauben lassen, liefert das in den Volksmassen immer mehr sich steigernde Interesse an den Naturwissenschaften. Eine Reihe vortrefflicher Schriften nährt dieses Streben nach Aufklärung und lobend ist es anzuerkennen, daß die buchhändlerische Spekulation sich mehr und mehr dieser heilbringenden Richtung anschließt und besonders durch populäre Schriften den Bedürfnissen und der Bildung des Volkes zu Hülfe eilt. So wird mit Beginn des nächsten Jahres in Leipzig unter dem Titel: Das Weltall, eine neue Zeitschrift für populäre Naturkunde erscheinen. Cotta in Freiberg. Reichenbach, Littrow in Wien, Tschudi, Snell in Jena werden mitarbeiten und Astronomie und Meteorologie, Physik, Chemie und Technologie, Zoologie. Physiologie und Anthropologie, Botanik und Mineralogie etc. etc. sollen darin ihre Verbreitung finden und dies Alles in wöchentlich Einem Quartbogen mit Abbildungen. Das heißt viel auf kleinem Raum versprechen. Auch wollen wir wünschen, daß die in der Wissenschaft als tüchtig anerkannten Mitarbeiter auch populär zu schreiben verstehen. Man kann ein sehr tüchtiger Professor und dabei ein sehr unverständlicher Volks-Schriftsteller sein. Der etwas unpopuläre Preis der Zeitschrift (vierteljährlich Einen Thaler) scheint übrigens andeuten zu wollen, daß dieselbe nicht auf das größere Publikum berechnet ist. – In nächster Zeit haben wir noch einige interessante Neuigkeiten zu erwarten. Auerbach, der vor Kurzem gefährlich erkrankt war, wird den 4. Band seiner Dorfgeschichten erscheinen lassen, Ludwig Storch eine Geschichte Karl’s V. Wer Storch’s Leineweber gelesen, wird wissen, welche tüchtige und umfassende Studien der Verfasser über diesen vielbesprochenen Charakter gemacht. Seine Auffassung wird allerdings eine durchaus neue, von den bisherigen Geschichtsschreibern abweichende sein. – Das jetzt überall erwachte Interesse für die Türken wird auch in der Literatur ausgebeutet werden. Ein Berliner Buchhändler kündigt als nächstens erscheinend an: „Blüthensträuße aus den Dichtergärten des Morgenlandes. Ein Album des Gediegensten aus der poetischen Literatur des Morgenlandes.“ Natürlich prachtvoll gebunden mit Goldschnitt. – Mit Neujahr haben wir auch eine neue belletristische Zeitschrift zu erwarten, die unter dem Titel: Deutsche Wochenschrift in Hannover erscheinen und von Carl Goedecke redigirt werden wird. Gervinus, Geibel, Rückert etc. werden als Mitarbeiter angekündigt. Man sieht, die deutschen Verleger glauben nicht an den Krieg.