Lohengrin und Elsa am Hochzeitsabend
[612] Lohengrin und Elsa am Hochzeitsabend. (Zu dem Bilde S. 601.) Der Brautchor ist verhallt, an Stelle der erloschenen Hochzeitsfackeln tritt das Mondeslicht und strömt mit dem Rosenduft des Gartens vereint in das Brautgemach, wo Lohengrin und Elsa dem stillen Abend des lauten Tages selig entgegensehen. „Wir sind allein, zum erstenmal allein,“ tönt es von des geheimnisvollen Gralsritters Lippen, und jedes Herz in dem weiten Theaterraum fühlt den sehnsüchtigen, berauschenden Zauber dieser Musik, vergißt, daß nur Schein da oben waltet, und erlebt alles mit: den mystisch leidenschaftlichen Ueberschwang der Liebe, die hier eine so gewaltig ergreifende Sprache in Tönen redet, das Nahen des Verhängnisses, vergebliches Warnen und Flehen, endlich – das Schicksalswort und den jähen Zusammenbruch des goldenen Glückstraumes in Nacht und Tod … Kein Wunder, daß auch die bildende Kunst diesen poesieerfüllten dritten Akt von Wagners „Lohengrin“ mit Vorliebe zum Gegenstand wählt und sich bemüht, die beiden Idealgestalten so hoch über der gemeinen Wirklichkeit darzustellen, wie Wagner sie mit dem geistigen Auge sah. Bn.