MKL1888:Morus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Morus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 817
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Morus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 817. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Morus (Version vom 11.04.2021)

[817] Morus, Pflanzengattung, s. Maulbeerbaum.

Morus, Thomas, eigentlich More, Kanzler Heinrichs VIII. von England, geboren um 1480 zu London als Sohn eines Richters an der King’s Bench, war längere Zeit Page des Kardinals Morton, Erzbischofs von Canterbury, studierte zu Oxford, ward in London 1508 Sachwalter und 1510 Untersheriff, 1518 aber von König Heinrich VIII. zum Mitglied des Geheimen Rats ernannt und mit verschiedenen diplomatischen Missionen in Frankreich und in den Niederlanden betraut. 1523 war er Sprecher des Unterhauses, 1529 wurde er nach dem Sturz Wolseys, mit dem er nicht in gutem Einvernehmen gestanden hatte, zum Großkanzler ernannt. Mit Heinrichs Ehescheidung von Katharina war M. nicht einverstanden, und als der König 1531 nach seiner Lossagung vom Papste durch Thomas Cranmer seine Reformationsideen zu verwirklichen strebte, legte M. seine Ämter nieder. Da er 1534 das Successionsstatut beschwören und zugleich des Königs Scheidung als rechtmäßig anerkennen sollte, weigerte er sich des letztern, da die Scheidung schriftwidrig sei. Deshalb in den Tower gesetzt, ward er, nachdem er auch den Suprematseid verweigert hatte, im Mai 1535 als Hochverräter zum Tod verurteilt und 6. Juni d. J. hingerichtet. Seine am meisten bekannte Schrift ist: „De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia“ (Löwen 1516; deutsch mit Einleitung von Öttinger, Leipz. 1846; von Kothe, das. 1874; von Kautsky, Stuttg. 1887). M. ist der erste, der die englische Sprache in prosaischer Darstellung wirklich beherrschte. Seine sämtlichen Werke wurden zuerst in 2 Bänden herausgegeben, von denen der erste (Lond. 1559) die englischen, der andre (Löwen 1566) die lateinischen Werke enthält. Sein Leben beschrieben Rudhart (2. Ausg., Augsb. 1852), Walter (Lond. 1839), Mackintosh (das. 1844), R. Baumstark (Freiburg 1879).