MKL1888:Straits Settlements

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Straits Settlements“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 368
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Straits Settlements. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 368. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Straits_Settlements (Version vom 24.11.2022)

[368] Straits Settlements (spr. strehts), engl. Provinz auf der hinterindischen Halbinsel Malakka, 3742 qkm (68 QM.) groß mit (1887) 536,000 Einw., besteht aus den unter sich durch Vasallenstaaten getrennten Inseln und Landschaften: Singapur (Insel), Wellesley mit Pinang (Insel) und Malakka. Sitz des Gouverneurs ist Singapur. 1886 betrugen die Einfuhr 20,151,763, die Ausfuhr 17,459,312 Pfd. Sterl., der Schiffsverkehr 7,491,099 Ton., die öffentlichen Einnahmen 671,427, die Ausgaben 626,302, die Schuld 40,700 Pfd. Sterl. Es waren eine Eisenbahn von 45 km und Telegraphenlinien von 611 km Länge im Betrieb. Bis 1867 unterstanden die S. der indischen Regierung, seither dem englischen Kolonialamt.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 893894
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[893] Straits Settlements. Diese britische Kolonie umfaßt jetzt die Insel Singapur mit zahlreichen kleinern Nachbarinseln, die Stadt und Provinz Malakka, die Dindinginseln mit schmalem Küstenstrich, die Inseln Penang, die Provinz Wellesley, die Kokos- oder Keelinginseln und die Christmasinsel. Dazu kommen noch die unter dem Protektorat Englands stehenden Schutzstaaten an der Westküste der Halbinsel Malakka, die Staaten Perak, Selangor mit Klang, Sungai Ujong, Pahang und Negri Sembilan. Der britische Besitz umfaßt 3998 qkm mit (1889) 568,000 Einw., die Schutzstaaten 86,000 qkm mit 609,800 Einw. Die Dindinginseln, bestehend aus der granitischen, bis 85 m hohen Insel Pangkor und den kleinern Sambilang und Dschora, liegen in der Meerenge von Malakka. Sie haben eine Größe von 520 qkm und sind größtenteils dicht bewaldet. Die Holzausfuhr beträgt jährlich 200,000 Dollar. Pahang, der größte der unter britischem Protektorat stehenden Staaten, umfaßt 26,000 qkm mit 35,000 Einw.; er wurde 1887 unter britischen Schutz gestellt und erhielt 1888 einen englischen Residenten. Britische, australische und chinesische Goldgräber beuten seit 1890 die anscheinend sehr reichen Lager aus, und großartige Sägemühlen sind an der Mündung des Pahangflusses errichtet worden. Dieser Fluß wird von Dampfbooten 360 km aufwärts befahren. Regelmäßiger Dampfschiffsverkehr besteht zwischen Singapur und Pahang, dem Sitz der Regierung. Perak, zwischen 3°45′ und 5°29′ nördl. Br. und 100°22,5′–101°40′ östl. L. v. Gr., umfaßt 20,600 qkm mit (1891) 194,800 Einw. (1879 erst 55,880), worunter sehr viele Chinesen. Es wurde 1874 unter britischen Schutz gestellt; 1875 wurde der britische Resident ermordet, 1876 aber durch Truppen aus Indien und China die Ruhe wiederhergestellt und die Rädelsführer hingerichtet, eingekerkert oder nach den Seschellen deportiert, unter den letztern auch der Sultan Abdullah. Seit jener Zeit ist die Ruhe nicht wieder gestört worden, und die Einkünfte sind von 1877–90 von 64,728 Pfd. Sterl. auf 500,000 Pfd. Sterl. gestiegen. Ein Ausfuhrzoll besteht auf Zinn. Eine 13 km lange Bahn führt von Port Weld, dem Hafen von Larut, noch Taiping und von da nach dem 6 km entfernten Kamunting. In Taiping leben 50–60,000 Chinesen, deren Beschäftigung das Graben nach Zinn ist. Ebenso reiche Zinngruben finden sich bei Kamunting und Kinta. Hauptort ist Kevala Kangsa. Eine wohlorganisierte Polizeitruppe steht unter englischen Offizieren. Südlich von Perak und von diesem durch den Bernamfluß getrennt liegt der Staat Selangor, 7800 qkm groß mit 120,000 Einw., von denen allein 1888: 26,000 einwanderten. Zinnbergbau ist die wichtigste Industrie, deren Mittelpunkt Kwala Lumpor bildet, 35 km von der Küste, mit welcher es seit 1886 durch eine Eisenbahn verbunden ist. Die militärisch organisierte Polizeimacht zählt 493 Mann, meist Malaien, unter englischen Offizieren. Sungai Ujong, südlich von Selangor, ist 1700 qkm groß, hat 26,000 Einw., zur Hälfte Chinesen. Der Staat wurde 1874 unter britisches Protektorat gestellt. Eine Eisenbahn von Port Dickson bis zum Hauptort Seramban wurde Ende 1890 eröffnet. Auch hier befinden sich Zinngruben sowie Cinchona-, Kaffee-, Kakao- und Pfefferpflanzungen. Die Einkünfte betragen 60,000 Pfd. Sterl. Negir Sembilan (die „Neuen Staaten“) besteht gegenwärtig nur aus 7 Staaten: Sri Menanti, Rembau, Johol, Jelebu, Moar, Jempol und Segamat, zusammen 30,100 qkm mit 234,000 Einw. Es wurde 1886 unter britisches Protektorat gestellt. Anfang 1891 fand man Gold bei Betusairaili im Staate Moar; gegenwärtig wird die Trace einer Eisenbahn von Seramban zur Hauptstadt von Negri Sembilan, Kwala Pitah, über die Zentralkette nach Semanton, einem Bergbauzentrum im Staate Ulu Pahang, vermessen, wodurch die West- und Ostküste miteinander in Verbindung gesetzt werden.

Der Handel der S., welcher 1875 erst eine Einfuhr [894] von 11,083,716, eine Ausfuhr von 11,051,602 Pfd. Sterl. aufwies, betrug 1889 in der Einfuhr 23,429,859, in der Ausfuhr 19,982,892 Pfd. Sterl. Hauptausfuhrartikel sind Zinn, Gambia, schwarzer und weißer Pfeffer, Tapioka, Sago, Guttapercha, Indiarubber, Kopra, Häute, Zucker. Die Einfuhr besteht in erster Linie in Baumwollenzeugen, und Baumwollgarn, dann in Blei, Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Spirituosen, Wein und Bier. Die Kolonie steht unter einem auf 6 Jahre von der britischen Krone ernannten Gouverneur, unter dem Resident Councillors die Verwaltung von Penang (mit den Dindings und der Provinz Wellesley) und von Malakka leiten. Ein anglikanischer Bischof (von Singapur, Labuan und Sarawak) und ein römisch-katholischer (von Malakka) residieren in Singapur. Ein Obergericht besteht zu Singapur, englische Magistrate haben ihren Sitz in den bedeutendern Orten. Da keine Zölle bestehen, fließen die Einkünfte der Kolonie aus Stempelgebühren und den Monopolen des Verkaufs von Opium und Spirituosen, welche verpachtet werden. Sie betrugen 1890: 4,401,416, die Ausgaben 3,853,208 Dollar; die öffentliche Schuld beträgt 15,700 Pfd. Sterl. Die Garnison besteht aus einem Bataillon Infanterie (wovon zwei Kompanien in Penang), zwei Batterien Artillerie und zwei Kompanien Pioniere, außerdem besteht in Singapur eine Kompanie freiwilliger Artillerie. Schulzwang herrscht nicht; es gibt 181 Regierungsschulen mit (1889) 4716 Schülern. Der Unterricht der Malaien (in ihrer Sprache) ist unentgeltlich. In Singapur haben ihren Sitz 4 Banken, 8 Agenturen europäischer Dampfschiffahrtsgesellschaften, darunter des Norddeutschen und des Österreichisch-Ungarischen Lloyd. Docks haben Singapur und Penang.