MKL1888:Örsted

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Örsted“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 456457
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Örsted. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 456–457. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:%C3%96rsted (Version vom 11.04.2021)

[456] Örsted, 1) Hans Christian, Naturforscher, geb. 14. Aug. 1777 zu Rudkjöbing auf Langeland, studierte seit 1794 in Kopenhagen Medizin, dann Naturwissenschaft, begann 1800 Vorlesungen über die Chemie, bereiste 1801–1803 Holland, Deutschland und verweilte ein Jahr in Paris; 1806 wurde er Professor der Physik. Er entdeckte den Elektromagnetismus („Experimenta circa effectum conflictus electrici in acum magneticam“, Kopenh. 1820), stiftete 1824 die Gesellschaft für die Ausbreitung der Naturlehre und wurde 1829 Direktor der polytechnischen Lehranstalt zu Kopenhagen; auch war er einer der Stifter und eifrigsten Teilnehmer an den Versammlungen der skandinavischen Naturforscher. Er starb 9. März 1851. Ö. war nicht allein als Naturforscher ausgezeichnet, sondern auch ein Mann von ungewöhnlicher ästhetischer Bildung, ein tiefer Denker und ein warm fühlender Mensch. Er schrieb: „Naturlärens mechaniske Deel“ (Kopenh. 1844, 3. Ausg. 1859; deutsch, Braunschw. 1851); „Aanden i Naturen“ (Kopenh. 1849–50, 2 Bde.; deutsch: „Geist in der Natur“, 6. Aufl., Leipz. 1874); „To Capitler af det Skjönnes Naturläre“ (Kopenh. 1845; deutsch, Hamb. 1845); „Die Naturwissenschaft in ihrem Verhältnis zu Dichtkunst und Religion“ (deutsch, Leipz. 1850); „Die Naturwissenschaft und die Geistesbildung“ [457] (deutsch, das. 1850); „Neue Beiträge zu dem ‚Geist in der Natur‘“ (deutsch, das. 1851); „Schriften über allgemeine menschliche Verhältnisse“ (deutsch, das. 1851); „Charaktere und Reden“ (das. 1851) und von seinen Gedichten „Luftskibet“ (Kopenh. 1836). Seine Biographie lieferten Hauch und Forchhammer (deutsch von Sebald, Spand. 1853). 1876 wurde ihm in Kopenhagen ein Bronzestandbild gesetzt.

2) Anders Sandöe, einer der bedeutendsten Juristen und Staatsmänner Dänemarks, Bruder des vorigen, geb. 21. Dez. 1778 zu Rudkjöbing, wurde 1801 Assessor des Hof- und Stadtgerichts, 1810 Assessor des höchsten Landgerichts zu Kopenhagen, gab aber 1813 seine richterliche Thätigkeit auf, um als vierter Deputierter in die dänische Kanzlei zu treten, in der er 1834 zum ersten Deputierten aufstieg, daneben auch seit 1825 Generalprokurator war. 1841 wurde er Geheimer Konferenzrat, 1842 Geheimer Staatsminister mit Beibehaltung seiner frühern Ämter. Infolge der Märzunruhen von 1848 mußte er nebst seinen Kollegen aus dem Ministerium treten, zugleich erhielt er seinen Abschied als Kanzleideputierter und Generalprokurator. In die grundgesetzgebende Reichsversammlung sowie nach Einführung des neuen Grundgesetzes in das Landsthing gewählt, kam er 1853 wieder an das Staatsruder, indem er 21. April zum Premierminister ernannt wurde, neben welchem Amt er auch das Ministerium des Kultus, nachher das des Innern und zuletzt das des Kultus und der Justiz verwaltete. Unter diesem Ministerium wurden teils die besondern Verfassungsgesetze für Lauenburg, Schleswig und Holstein, teils verschiedene Gesetze ausgearbeitet, welche den Zweck hatten, die beabsichtigte Verfassungseinheit im dänischen Staat einzuführen, bis dieselbe endlich durch die Verordnung vom 26. Juli 1854 vollendet wurde. Die Opposition des Reichstags hiergegen zwang das Ministerium, 12. Dez. 1854 abzudanken, und führte zu einer Ministeranklage vor dem Reichsgericht, die indessen 28. Febr. 1856 mit Freisprechung endete. Ö. starb 1. Mai 1860. Er hat sich um die Verbesserung der dänischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft in hohem Grad verdient gemacht. Von seinen juristischen Schriften sind die wichtigsten: „Haandbog over den danske og norske Lovkyndighed“ (Kopenh. 1822–35, 6 Bde.) und „Eunomia“ (das. 1815–22, 4 Bde.). Sein Leben beschrieb er in dem Werk „Af mit Livs og min Tids Historie“ (Kopenh. 1851–57, 4 Bde.).

3) Anders Sandöe, Naturforscher, Sohn von Ö. 1), geb. 21. Juni 1816 zu Rudkjöbing, wurde 1862 Professor der Botanik an der Universität Kopenhagen, bereiste 1845–48 Zentralafrika und starb 3. Sept. 1873 in Kopenhagen. Er publizierte im Journal der Geographischen Gesellschaft zu London 1851 die Aufnahme des Sapoaflusses zwischen dem Nicaraguasee und der Salinasbai in Costarica und schrieb: „Chênes de l’Amérique tropicale“ (Kopenh. 1868); „L’Amérique centrale; recherches sur sa flore etc.“ (das. 1863, unvollendet); „Praecursores florae centroamericanae“ (aus dem Nachlaß, das. 1874) u. a.