MKL1888:Örtel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Örtel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Örtel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 457458
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: W. O. von Horn
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Örtel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 457–458. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:%C3%96rtel (Version vom 26.08.2022)

[457] Örtel, 1) Philipp Friedrich Wilhelm, unter dem Pseudonym W. O. v. Horn bekannter Volksschriftsteller, geb. 15. Aug. 1798 zu Horn bei Simmern auf dem Hunsrück, studierte in Heidelberg, wurde 1820 Pfarrverweser, dann Pfarrer zu Manebach, wo er unter dem Namen Fr. Wilh. Lips bereits mehrere Bändchen romantischer Erzählungen erscheinen ließ. Anfang 1835 wurde er als Superintendent nach Sobernheim versetzt, legte 1863 aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder, um nach Wiesbaden überzusiedeln; starb 16. Sept. 1867. Allgemein verbreitet ist Örtels treffliches Volksbuch „Die Spinnstube“, welches seit 1846 jährlich erschien und seinen Ruf als Volksschriftsteller begründete. Daneben veröffentlichte er zahlreiche nicht minder treffliche Erzählungen für die Jugend und das Volk, aus denen er später eine Auswahl in den „Gesammelten Erzählungen“ [458] (Wiesb. 1856–59, 13 Bde.; neue Volksausg. 1860–1862) zusammengestellt hat. Auch gab er 1858–65 mit H. Masius das Volksblatt „Die Maje“ (Wiederabdruck der Erzählungen: „Aus der Maje“, Wiesb. 1879–81, 6 Bde.) heraus. Örtels Erzählungen, besonders die „Rheinischen Dorfgeschichten“ (2. Aufl., Frankf. 1877, 3 Bde.), zeichnen sich durch echte Frömmigkeit und Gemütstiefe wie durch treffende Zeichnung der Charaktere und des Volkslebens aus. Sie spielen meist im linksrheinischen Mitteldeutschland. Die Liebe zu dieser Heimat bethätigte Ö. auch durch das Werk „Der Rhein, Geschichte u. Sagen, Burgen, Abteien, Klöster und Städte“ (3. Aufl., Wiesb. 1880).

2) Max Joseph, Mediziner, geb. 20. März 1835 zu Dillingen in Bayern, studierte in München zuerst Philosophie, Ästhetik und Geschichte, wandte sich dann aber der Naturwissenschaft und endlich der Medizin zu und wurde 1860 Assistent an Pfeufers Klinik. 1867 habilitierte er sich als Privatdozent für Laryngologie in München und erhielt 1876 die neubegründete Professur für diese Disziplin. Er entdeckte den die Diphtheritis erzeugenden Spaltpilz in gewissen Entwickelungsformen des Micrococcus diphthericus, in weitesten Kreisen aber wurde sein Name bekannt durch die neue Methode zur Behandlung gewisser Kreislaufstörungen, wie sie im Verlauf von chronischen Herzfehlern, Fettherz, allgemeiner Fettsucht und manchen Lungenkrankheiten auftreten. Zur praktischen Durchführung dieser Heilmethode wurden in Deutschland und Österreich mehrere klimatische Kurorte als „Terrainkurorte“ eingerichtet (s. Klimatische Kurorte). Ö. schrieb: „Über den laryngologischen Unterricht“ (Leipz. 1878); „Handbuch der respiratorischen Therapie“ (in Ziemssens „Handbuch der allgemeinen Therapie“, das. 1882); „Über den Mechanismus des Brust- und Falsettregisters“ (Münch. 1882); „Die epidemische Diphtherie“ (in Ziemssens „Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie“, 3. Aufl., Leipz. 1886); „Therapie der Kreislaufstörungen“ (in Ziemssens „Handbuch der allgemeinen Therapie“, 3. Aufl., das. 1885); „Über Terrainkurorte zur Behandlung von Kranken mit Kreislaufstörungen“ (das. 1886); „Zusätze und Erläuterungen zur Therapie der Kreislaufstörungen“ (das. 1887); „Beiträge zur Pathogenese der epidemischen Diphtherie“ (das. 1887).