MKL1888:A

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „A“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 12
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A. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 1–2. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:A (Version vom 20.05.2021)

[1] A, a, lat. A, a, der klangreichste der Vokale, bei dessen Hervorbringung der Stimmton frei aus den weit geöffneten Lippen hervorkommt, während die Zunge in eine flache Stellung niedergedrückt wird. Stellt man das Verhältnis der drei Hauptvokale a, i, u durch eine senkrechte Linie dar, so kommt i als der hellste an das obere, u als der dumpfeste an das untere Ende, a als der mittelste Vokal genau in die Mitte derselben zu stehen. Außerordentlich häufig ist das A im Sanskrit, wo es nach neuern Berechnungen 27 Proz. aller vorkommenden Laute ausmacht. Doch neigt sich das A des Sanskrits, wenigstens in der heutigen Aussprache, durchaus entweder nach ö, oder nach o, oder nach e hin. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen haben wahrscheinlich gemacht, daß schon in der Ursprache der indogermanischen Völker drei verschiedene Nüancen des A existierten. Bei den Phönikern und Hebräern wurde das A Aleph genannt und erhielt die erste Stelle im Alphabet, die es auch in allen spätern Alphabeten behauptet hat. Die Griechen machten aus Aleph Alpha (α); als Zahlzeichen ist ά = 1, aber α͵ = 1000. Alpha privativum (lat., „beraubendes Alpha“) bezeichnet in griechischen und aus dem Griechischen stammenden Wörtern eine Verneinung, gleich der deutschen Vorsatzsilbe „un“, z. B. Aphasie („Sprachlosigkeit“). Das englische a hat vier verschiedene Aussprachen, am häufigsten den Lautwert eines e oder ä. Das deutsche Ä, ä ist ein im Mittelalter aus a mit darübergeschriebenem e entstandenes Zeichen, das eigentlich nur zur Bezeichnung des Umlauts dienen sollte, z. B. Männer, aber auch in andre Wörter eingedrungen ist, z. B. Bär, Käfer. Jetzt wird in der Aussprache nur noch zwischen langem ä und e im größten Teil von Deutschland ein Unterschied gemacht, z. B. lähmen und nehmen; das kurze ä wird überall wie das kurze e ausgesprochen, z. B. fällen wie bellen. Das schwedische å klingt dunkel, dem o ähnlich, etwa wie das dunkle englische a in law, all.

In der Logik bezeichnet man mit A irgend einen Gegenstand des Denkens, daher die Formel A = A so viel heißt wie: jedes Ding ist sich selbst gleich. In der Algebra bezeichnet a die erste bekannte Größe einer Gleichung, wie b die zweite bekannte und x die unbekannte. In sprichwörtlichen Redensarten drückt A den Begriff des Ersten aus, z. B. von A bis Z, d. h. vom Anfang bis zum Ende. In der Offenbarung Johannis (1, 8) wird nach dem griech. Alphabet durch A (Alpha) der Erste, durch O (Ω, Omega) der Letzte, durch beide zusammen der Begriff des Allumfassenden, Ewigen bezeichnet. – Endlich dient A oft als Abkürzungszeichen, z. B.:

A. oder a.: auf Wechseln = acceptiert, angenommen; auf franz. Kurszetteln = argent (Geld), im Gegensatz zu P. (papier) und L. (lettre, Brief); auf der Stellscheibe von Uhren = avancer, bezeichnet die Seite, nach welcher gedreht werden muß, wenn die Uhr schneller gehen soll; bei Jahresbestimmungen = anno, im Jahr; als römischer Vorname A. = Aulus, sonst auf Inschriften = Augustus, d. h. Kaiser (das umgekehrte A [∀] aber Augusta, Kaiserin). Auf Münzen bezeichnet jetzt A allgemein die erste Münzstätte des Landes, also auf deutschen Reichsmünzen Berlin, auf österreichischen Wien, auf französischen Paris; franz. Münzen mit AA sind in Metz, bis 1870 der zweiten Münzstätte Frankreichs, geschlagen. Endlich ist a die offizielle Abkürzung für Ar.
a. a. = ad acta, zu den Akten.
a. a. C. = anno ante Christum, im Jahr vor Christi Geburt.
a. a. O. = am angeführten Ort (in Büchern).
a. c. = anni currentis, des laufenden Jahrs.
a. Chr. = ante Christum, vor Christi Geburt.
a. d. = a dato, von heute an (s. Dato).
A. D. = Anno Domini, im Jahr des Herrn (Christi).
a. D. = außer Dienst, z. B. Hauptmann a. D.
A. E. I. O. U. = Austriae est imperare orbi universo (od. imperium orbis universi), „alles Erdreich ist Oesterreich unterthan“, Wahlspruch des deutschen Kaisers Friedrich III.; oder Austria erit in orbe ultima (Österreich wird bestehen bis ans Ende der Welt).
a. f. = anni futuri, künftigen Jahrs.
A. L. M. (auch AA. LL. M.) = Artium liberalium Magister, Magister der freien Künste (s. Magister).
a. m. = ante meridiem, vormittags; auch = anno mundi, im Jahr (nach Erschaffung) der Welt.
A. M. = Artium magister, Magister der (freien) Künste.
a. o. c. = anno orbis conditi, im Jahr nach Erschaffung der Welt.
a. p. = anni praeteriti, vergangenen oder vorigen Jahrs.
a. p. C. = anno post Christum, im Jahr nach Christi Geburt.
a. p. R. c. = anno post Romam conditam, im Jahr nach der Erbauung Roms.
A. SS. = Acta Sanctorum (s. d.).
a. St. = alten Stils, Zeitrechnung nach dem julianischen Kalender (s. Kalender).
A. T. = Altes Testament.
a. u. (c.) = anno urbis (conditae), im Jahr (nach Erbauung) der Stadt (Rom).
a. u. s. = actum ut supra, geschehen wie oben (s. Actum).

Alle mehr als den Anfangsbuchstaben enthaltenden Abkürzungen sind an der betr. Stelle des Alphabets eingereiht und dort aufzusuchen (z. B. Agass. S. 183).

[2] A, in der Musik der Name eines der sieben Stammtöne des modernen Musiksystems, ursprünglich (im 9.–12. Jahrh.) den Hauptton der Durtonleiter (ohne Vorzeichen) bezeichnend, welche durch A B C D E F G A ausgedrückt wurde, doch bald nach Aufstellung dieser Buchstabentonschrift zu seiner jetzigen Bedeutung umgewandelt. Jetzt ist A Grundton der Molltonleiter ohne Vorzeichen oder die sechste Stufe der Durtonleiter ohne Vorzeichen. In Italien, Frankreich und Spanien heißt der Ton A jetzt la; über die zusammengesetzten ältern Namen A la mi re etc. s. Solmisation. Da in unserm Musiksystem alle im Oktavverhältnis stehenden Töne gleiche Namen haben, so gibt es so viel verschiedene A wie Oktaven, nämlich (von der Tiefe nach der Höhe):

Nach dem eingestrichenen a (a1) wird in unsern Orchestern allgemein gestimmt, indem es die Oboe angibt. Die Normaltonhöhe desselben, welche früher sehr schwankend war, ist durch die französische Akademie 1858 auf 875 einfache Schwingungen in der Sekunde festgestellt (s. Stimmung). In den ältern Antiphonarien etc. des gregorianischen Kirchengesangs bedeutet ein zu Anfang beigeschriebenes a, daß sich der Gesang im ersten Kirchenton bewegt.