MKL1888:Abbas

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abbas“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 15
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Abbas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 15. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abbas (Version vom 11.04.2021)

[15] Abbas, 1) Oheim Mohammeds, Sohn Abd el Mottalibs, geb. 566 n. Chr. zu Mekka, war anfangs Gegner seines Neffen, wurde aber 624 in der Schlacht bei Bedr gefangen und seitdem ein Anhänger und eifriger Beförderer der neuen Lehre sowie Mohammeds Vertrauter und Ratgeber. Ihm dankte Mohammed den Sieg von Honein (630). Er starb 652 und ist der Stammvater der Abbassiden, welche als Verwandte der Aliden sich 749 gegen die Omejjaden empörten und nach dem Sieg am Zab über den Kalifen Merwan 750 mit Abdallah Abul Abbas, A.’ Ururenkel, den Thron bestiegen. Die Abbassiden, deren Abzeichen die schwarze Fahne war, verlegten ihre Residenz nach Bagdad und herrschten als Kalifen bis 946 im Besitz der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt; nachdem sie die letztere an die Bujiden verloren, blieben sie nur noch das geistliche Oberhaupt des Islam, bis 1258 der Mongolenhäuptling Hulagu Bagdad eroberte und auch ihrer geistlichen Herrschaft ein Ende machte; der letzte Abbasside, Almustassim, wurde nebst seinen Söhnen getötet. Einige Mitglieder der Familie retteten sich nach Ägypten, wo die Sultane ihnen den Kalifentitel, aber ohne jede Macht, ließen.

2) Schah A. I., der Große, Schah von Persien, geb. 1557, Sohn des Schahs Mohammed Chodabendeh V., aus der Dynastie der Sofi in Persien, war unter seinem Vater zuletzt Statthalter von Chorasan und bestieg nach Ermordung seiner ältern Brüder 1586 den Thron. Um sich auf demselben zu behaupten, rief er viele Fremde ins Land und wußte durch Parteiungen seine Gegner zu schwächen und zu unterdrücken. Nachdem er 1590 Gilan von den Türken und 1598 Chorasan von den Uzbeken befreit hatte, erhob er Ispahan zu seiner Residenz. Den Türken entriß er Aserbeidschân in Armenien, eroberte 1613 Georgien und zerstörte, im Bund mit den Engländern, die portugiesische Kolonie Ormus (1621). Im J. 1623 eroberte er unter vielen Grausamkeiten sogar Bagdad. In der Hoffnung, gegen die Sultane der Türken erfolgreicher auftreten zu können, wollte er mit den damaligen europäischen Großmächten in Verbindung treten. Während er die Sunniten grausam verfolgte, zeigte er sich gegen die Christen tolerant. Spanien ließ sich an seinem Hof durch Ordensgeistliche vertreten, und Jakob I. aus England schickte Sir Dodmore Cotton nach Ispahan. A. war unstreitig der hervorragendste Monarch auf dem Thron Persiens in der Neuzeit. Er schmückte Ispahan und andre Städte mit Prachtbauten. Er starb 1628 auf einer Reise zu Kaswin. Sein Urenkel A. II. bestieg 1641 sehr jung den Thron, gewann das empörte Kandahar durch seine Milde von den indischen Mongolen zurück und führte auch gegen Georgien und die Shask an der Küste von Kerman Kriege, aber mit geringerm Glück. Den Europäern bewies er sich sehr geneigt und zog namentlich französische Kaufleute, Handwerker und Künstler ins Land. Er starb 1666. Der letzte Herrscher aus der Dynastie der Sofi, A. III., Sohn des Schahs Thamasp, wurde 1731 von dem Oberfeldherrn Nadir Thamasp Kuli Chan auf den Thron gehoben, starb aber schon 1736, worauf Nadir selbst den Thron bestieg.