MKL1888:Adolf

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Adolf“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 128129
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Adolf. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 128–129. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Adolf (Version vom 01.03.2023)

[128] Adolf (entstanden aus dem got. Athaulf), 1) A. von Nassau, deutscher König, Sohn des Grafen Walram von Nassau, ein tüchtiger, tapferer und auch gebildeter Ritter, ward nach dem Tode des Kaisers Rudolf von Habsburg anstatt des Sohns desselben, Albrecht, von den auf die wachsende habsburgische Macht eifersüchtigen Kurfürsten 5. Mai 1292 zum König gewählt, nachdem er sich durch unwürdige Bürgschaften und Versprechungen zu gunsten derselben aller Macht beraubt hatte. Albrecht von Österreich unterwarf sich ihm nur scheinbar, die Städte mißtrauten dem „Pfaffenkönig“. Um der wachsenden Macht Frankreichs entgegenzutreten, schloß er mit König Eduard von England ein Bündnis und empfing von demselben beträchtliche Hilfsgelder, ohne jedoch einen Kriegszug zu unternehmen. Seiner Abhängigkeit von den Kurfürsten suchte er ledig zu werden, indem er sich eine Hausmacht gründete; er erhob daher Anspruch auf die Mark Meißen und Osterland als erledigte Lehen, kaufte dem mit seinen Söhnen Friedrich und Diezmann in Hader lebenden Albrecht dem Entarteten von Thüringen die Nachfolge in Thüringen ab und unternahm 1294–96 zwei Feldzüge gegen Thüringen, aber Adel und Städte unterstützten die tapfern Söhne bei der Abwehr des widerrechtlichen Handels. Dagegen gelang es A., Meißen und Osterland zu erobern. Über diese Erfolge waren aber die Kurfürsten erzürnt, da A. sich nun nicht mehr zu ihrem willenlosen Werkzeug gebrauchen lassen wollte. Sie riefen daher Albrecht von Österreich gegen ihn auf und setzten ihn kurze Zeit darauf in Mainz ab. A. rüstete ein Heer und zog Albrecht entgegen. Am Hasenbühel bei Göllheim in der Rheinpfalz kam es 2. Juli 1298 zur Schlacht. A. focht mit ritterlicher Tapferkeit; durch einen Sturz verletzt und ohne Helm sprengte er von neuem ins Gefecht und fand im Getümmel den Tod. Seine Leiche wurde im Kloster Rosenthal, 1309 in der Kaisergruft zu Speier beigesetzt. Vgl. Kopp, König A. und seine Zeit (Berl. 1862); Roth, Geschichte des römischen Königs A. I. (Wiesb. 1879); L. Schmid, Der Kampf um das Reich zwischen dem römischen König A. und Herzog Albrecht von Österreich (Tübing. 1858). Über Adolfs Wahl zum König schrieben Ennen (Köln 1866), Lorenz (Wien 1869) und L. Schmid (Wiesb. 1870).

2) A. II., Graf von Holstein, aus dem Hause Schauenburg, Sohn des Grafen Adolf I., folgte 1128 seinem Vater in der Grafschaft, zunächst unter Vormundschaft seiner Mutter, verlor, als nach Kaiser Lothars Tod Konrad III. das Herzogtum Sachsen an Albrecht den Bären verlieh, als Lehnsmann der Welfen sein Land und erhielt es erst 1142 nach der Versöhnung Konrads mit Heinrich dem Löwen wieder. Nachdem ihm dieser 1143 auch die Herrschaft in Wagrien übertragen hatte, war A. bemüht, hier und in seinem Stammland das Christentum und in den slawischen Gegenden die germanische Kultur zu fördern, worin er besonders bei dem Missionär Vicelin die wirksamste Unterstützung fand. Das eben erst wiederhergestellte Lübeck mußte er 1158 Heinrich dem Löwen abtreten, dessen Unzufriedenheit er durch seine Einmischung in die dänischen Thronstreitigkeiten erregt hatte. Im J. 1159 begleitete er Friedrich Barbarossa nach Italien, leistete 1164 Heinrich dem Löwen gegen die Obotriten Heeresfolge und fand 6. Juli 1164 bei Verchem (in der Nähe von Demmin) in einer Schlacht seinen Tod.

3) A. VIII., Graf von Holstein und Herzog von Schleswig, aus dem Hause Schauenburg, geb. 1401, Sohn des Grafen Gerhard VI. und der braunschweigischen Prinzessin Katharina, folgte 1427 seinem ältern Bruder, Heinrich IV., in der Herrschaft. Er setzte den Kampf gegen Dänemark, welches Schleswig als Lehen am liebsten eingezogen hätte, mit Erfolg fort und sicherte sich 1435 in einem Frieden den Besitz des Herzogtums Schleswig unter dänischer Lehnshoheit. Im J. 1448 schlug er die dänische Krone aus, veranlaßte aber die Reichsräte, seinen Schwestersohn Christian, Grafen von Oldenburg, zum König zu wählen. Dieser mußte die Konstitution König Waldemars V. bestätigen, nach welcher das Herzogtum Schleswig niemals mit dem Reich und der Krone Dänemark verbunden werden sollte. A. starb 4. Dez. 1459 kinderlos, mit ihm erlosch der Mannsstamm seines Geschlechts in Schleswig-Holstein (s. d.).

4) Erzbischof von Köln, Sohn des Grafen Eberhard von Altena, ward Dompropst in Köln und nach der Abdankung seines Oheims Bruno 1193 zum Erzbischof erwählt. Er schwang sich bald zum Haupte der fürstlichen Opposition gegen die Staufer auf und vereitelte nicht bloß Heinrichs VI. Plan, das Erbkaisertum zu begründen, durch seinen hartnäckigen Widerspruch, sondern widersetzte sich auch lange der Wahl Friedrichs II. Nach Heinrichs VI. Tod brach er den diesem geschwornen Eid und trat, durch englisches Gold gewonnen, mit dem König Richard von England in Verbindung, um die Wahl eines Welfen durchzusetzen. Im Gegensatz zur Mehrheit des Reichs, welche Philipp von Schwaben wählte, wußte er eine Anzahl Fürsten zur Wahl Ottos von Braunschweig zu bestimmen, den er 12. Juli 1198 in Aachen krönte. Als aber dessen Sache unterlag, fiel er 1204 von ihm ab und schloß sich Philipp an, den er 1205 auch in Aachen krönte. Wegen dieses Abfalls ward er vom Papst Innocenz III. gebannt und abgesetzt, vermochte sich zwar eine Zeitlang gegen den von der welfischen Partei gewählten Erzbischof Bruno zu behaupten, mußte aber nach Philipps Ermordung 1208 auf das Stift verzichten und sich mit einer Leibrente begnügen. Ein Versuch, 1211 bei dem neuen Thronstreit zwischen Otto IV. und Friedrich II. sich mit des letztern Hilfe wieder des Stifts zu bemächtigen, scheiterte am Widerspruch des Papstes. A. starb 15. April 1220 in Zurückgezogenheit zu Neuß.

[129] 5) Erzbischof von Mainz, geb. 1353, Urenkel des Königs Adolf von Nassau, wurde 1371 zum Bischof von Speier, 1373 von einem Teil des Kapitels zum Erzbischof von Mainz erwählt und wußte durch Waffengewalt seinen Nebenbuhler, den Landgrafen Ludwig von Thüringen, zu verdrängen und sich in den Alleinbesitz des Bistums zu setzen; 1381 hielt er, vom König und beiden Päpsten anerkannt, in Mainz seinen Einzug. Er stand fortan an der Spitze der Fürstenpartei, welche ihre Macht gegen König und Städte zu verstärken suchte. Zur Vergrößerung seines Stifts führte er mehrere Fehden gegen Hessen. Nachdem er 24. Jan. 1390 die Universität Erfurt gestiftet, starb er 6. Febr. 1390.

6) Wilhelm Karl August Friedrich A., Herzog von Nassau, geb. 24. Juli 1817 zu Weilburg, ältester Sohn des Herzogs Wilhelm I. aus dessen erster Ehe mit Luise, der Tochter des Herzogs Friedrich von Sachsen-Hildburghausen, trat in österreichischen Militärdienst und machte in Wien akademische Studien. Er kam 20. Aug. 1839 zur Regierung. Dem Fortschritt im Sinn des Liberalismus wenig geneigt, ließ er sich in seiner politischen Haltung meist durch den Einfluß Österreichs bestimmen. Im Januar 1844 vermählte er sich mit Elisabeth, Tochter des russischen Großfürsten Michael, und, nachdem diese schon Anfang 1845 gestorben, im April 1851 zum zweitenmal mit der Prinzessin Adelheid von Anhalt, welche ihm zwei Kinder, den Erbprinzen Wilhelm (geb. 22. April 1852) und die Prinzessin Hilda (geb. 5. Nov. 1864), gebar. Im Kriege gegen Dänemark 1849 befehligte er eine Brigade deutscher Truppen. Nach dem Unterliegen der deutschen Bewegung schlug er eine entschieden reaktionäre Politik ein. Nach der Annexion seines Landes durch Preußen 1866 begannen längere Verhandlungen über die nassauischen Domänen, die der Herzog insgesamt als sein Eigentum beanspruchte, während die preußische Regierung Bedenken trug, ihm einen größern Teil derselben zu überlassen, da dann die Gefahr nahelag, daß er als größter Grundbesitzer des Landes der Umgestaltung der Verwaltung desselben im preußischen Sinn hindernd entgegentreten könne. In dem Vertrag vom 22. Sept. 1867 einigte man sich über eine Abfindungssumme von 8½ Mill. Thlr. Außerdem blieben der Wildpark und einige Lustschlösser Eigentum des Herzogs, der seitdem meist in Wien, während des Sommers in Königstein im Taunus lebt.

7) A. Georg, Fürst zu Schaumburg-Lippe, geb. 1. Aug. 1817, folgte seinem Vater, dem Fürsten Georg, 21. Nov. 1860 in der Regierung, schloß sich 1866 Preußen an und trat dem Norddeutschen Bund, 1870 dem Deutschen Reich bei. Er ist seit 1844 mit der Prinzessin Hermine von Waldeck vermählt.

8) A. Friedrich, König von Schweden, Herzog von Holstein-Gottorp, geb. 14. Mai 1710, Sohn Christian Augusts von Holstein-Gottorp, ward 1727 Fürstbischof von Lübeck und 1739 Administrator zu Gottorp. Rußlands Einfluß bewirkte, daß er nach dem Tode der Königin Ulrike Eleonore (1741) in Schweden 23. Mai 1743 zum Nachfolger des Königs Friedrich I. gewählt ward, indem nur unter dieser Bedingung der Friede von Abo gewährt wurde. Am 6. April 1751 bestieg A. den Thron, nachdem er das Reichsgrundgesetz von 1720 beschworen. Mittelmäßig begabt und von schwachem Charakter, war er seiner schwierigen Stellung nicht gewachsen und mußte sich der Anmaßung der Aristokratie, welche die königliche Gewalt zur Ohnmacht herabdrückte, fügen. Unter der Mitwirkung seiner Gemahlin Luise Ulrike, der Schwester Friedrichs II. von Preußen, wurden Versuche gemacht, den Übermut des Adels zu brechen, deren Teilnehmer aber 1756 auf dem Schafott büßen mußten. Als der Reichsrat 1768 selbst die Berufung des Reichstags verweigerte, drohte der König mit Abdankung, worauf die Berufung des Reichstags erfolgte und die anmaßende Regierung der „Mützen“ gestürzt wurde. Auch bezahlten die Stände die Schulden des Königspaars. A. starb 12. Febr. 1771 und hatte seinen Sohn Gustav III. zum Nachfolger.

9) A. Frederick, englischer Prinz, Herzog von Cambridge, s. Cambridge 1).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 7
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[7] Adolf, 6) ehemaliger Herzog von Nassau, hielt sich im Sommer meist in Königstein im Taunus und auf dem Schloß Hohenburg in Bayern, im Winter meist in Wien auf; sein einziger Sohn, Erbprinz Wilhelm (geb. 22 April 1852), trat in das österreichische Heer, ward bald Oberst und Kommandeur des 1. Husarenregiments und 1889 zum Generalmajor befördert. Gegen den preußischen Hof verhielt sich A. zurückhaltend, aber nicht feindlich. Die erste Annäherung fand durch die Vermählung seiner Tochter, Prinzessin Hilda, mit dem Erbgroßherzog von Baden (20. Sept. 1885) statt. Als Kaiser Wilhelm II. sich 1888 bei dem Großherzog von Baden auf der Insel Mainau aufhielt, stattete ihm A. 29. Sept. daselbst einen Besuch ab, durch welchen die Versöhnung mit dem preußischen Hof und dem Stande der Dinge in Deutschland ausgesprochen war. Dieselbe wurde vom Herzog ohne Zweifel im Hinblick auf seine Thronfolge im Großherzogtum Luxemburg gesucht, welche durch den Gesundheitszustand des Königs Wilhelm III. der Niederlande in nahe Aussicht gestellt war. Als nun im Frühjahr 1889 Wilhelm III. so schwer erkrankte, daß die niederländischen Generalstaaten die Einsetzung einer Regentschaft beschlossen, und die luxemburgische Kammer den Beschluß faßte, dem Herzog die Regentschaft des ihm dereinst zufallenden Landes zu übertragen, nahm A. den Antrag an, traf 10. April 1889 in Luxemburg ein und leistete 11. April den Eid auf die Verfassung, vom Volk mit Jubel begrüßt. Doch Wilhelm III. genas wider Erwarten, lehnte des Herzogs Anerbieten, die Regentschaft weiterzuführen, dankend ab und übernahm 3. Mai wieder selbst die Regierung, worauf A. 4. Mai Luxemburg verließ.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 5
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[5] Adolf, 1) Graf von Nassau, deutscher König. Vgl. Domeier, Die Absetzung Adolfs von Nassau (Berl. 1889).

6) Ehemaliger Herzog von Nassau, übernahm bei der neuen ernstlichen Erkrankung des Königs der Niederlande Wilhelm III. 6. Nov. 1890 wiederum die Regentschaft von Luxemburg und wurde durch den Tod des Königs Wilhelm III. 23. Nov. 1890 Großherzog von Luxemburg. Er hielt unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung 8. Dez. mit seiner Gemahlin Adelheid und dem nunmehrigen Erbgroßherzog Wilhelm seinen Einzug in die Stadt Luxemburg.