MKL1888:Adstringierende Mittel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Adstringierende Mittel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Adstringierende Mittel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 134
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Adstringens
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Adstringierende Mittel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 134. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Adstringierende_Mittel (Version vom 05.03.2023)

[134] Adstringierende Mittel (Adstringentia), zusammenziehende Arzneimittel, welche eine Zusammenziehung der Fasern der tierischen Gewebe und dadurch eine Verdichtung der letztern bewirken, ganz besonders aber die Eigenschaft haben, das Eiweiß aus seinen Lösungen auszuscheiden und zur Gerinnung zu bringen. Aus letzterm Grund bewirken sie auch eine Gerinnung des Bluts, um so mehr, als sie gleichzeitig die glatten Muskelfasern der Gefäße zur Kontraktion anregen und somit eine Verengerung der Gefäße bewirken. Insofern die adstringierenden Mittel Blutungen zum Stehen bringen, nennt man sie auch blutstillende Mittel (Styptika); s. Blutung. Ihre Hauptwirkung ist eine rein örtliche, daher sie zunächst äußerliche Anwendung finden; so bei vielen Hautkrankheiten, die in einer abnorm verstärkten Absonderung der Hautfläche beruhen, z. B. bei Verbrennungen, beim Aufliegen etc. Sie wirken hier heilend, indem sie einesteils das in den Sekreten der wunden Flächen enthaltene Eiweiß zur Gerinnung bringen und somit jenen einen schützenden Überzug geben, andernteils aber die krankhafte Sekretion selbst beschränken. In ähnlicher Weise werden die adstringierenden Mittel bei Blutüberfüllung, Katarrhen, Eiterflüssen und oberflächlichen Geschwüren der Schleimhäute teils äußerlich, teils innerlich mit Nutzen angewendet. Zu stark und zu lange angewandt, reizen sie aber die Schleimhäute und können Entzündung und selbst brandige Zerstörung der betreffenden Gewebe herbeiführen. Am wichtigsten ist die reine Gerbsäure oder das Tannin, dann Abkochungen der Eichen-, Ulmen-, Weiden- und Chinarinde, von Kampescheholz etc., Kino, Katechu, die Ratanhawurzel etc. Von den metallischen adstringierenden Mitteln sind die wirksamsten das essigsaure Blei (Bleizucker), das Eisenchlorid, der Kupfer- und Zinkvitriol, das salpetersaure Silber (Höllenstein), der Alaun. Als Styptika anwendbar sind vornehmlich Gerbsäure und Eisenchlorid. Zur Blutstillung reichen für gewöhnlich kaltes Wasser und Eis aus.