MKL1888:Akustische Bewegungserscheinungen
[12] Akustische Bewegungserscheinungen. Hängt man einen etwa aus Papier verfertigten cylindrischen Resonator (s. Schall, Bd. 14, S. 398), welcher auf den Ton einer Stimmgabel abgestimmt ist, vor der Mündung des Resonanzkästchens der Stimmgabel an Fäden auf, so wird er angezogen, wenn man die Stimmgabel zum Tönen bringt. Der Resonator wird dagegen abgestoßen, wenn man ihn genügend verstimmt. Eine kontinuierliche Rotation tritt ein, wenn man vier leichte, kugelförmige Resonatoren aus Glas an den vier Armen eines leichten Holzkreuzes befestigt, so daß sie ihre Mündungen horizontal und tangential alle nach der gleichen Richtung kehren. Das Holzkreuz ruht in seiner Mitte mittels eines Hütchens auf einer Spitze. Wird der Resonanzkasten einer gleichgestimmten Stimmgabel genähert, so gerät der Apparat in dem der Richtung der Mündungen entgegengesetzten Sinne in Drehung. Wenn nämlich ein Resonator tönt, so schwingen an seiner Mündung die Luftschichten abwechselnd aus und ein. Beim Austreten übt die Luft einen Rückstoß aus, ähnlich wie bei dem Segnerschen Wasserrad (s. Reaktion, Bd. 13); beim darauffolgenden Hineintreten der Luft tritt eine entgegengesetzte Wirkung ein, welche jene Reaktionswirkung wieder aufheben würde, wenn sie ihr an Größe gleich wäre. Dies ist aber nicht der Fall, sondern jener Rückstoß überwiegt, weil beim Austritt die Luft nicht nur horizontal fortgestoßen, sondern auch Luft von seitwärts angesaugt und in der Richtung der austretenden Luftmasse mitgerissen wird.