MKL1888:Arad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arad“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Arad“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 734
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Arad (Rumänien)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Arad. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 734. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arad (Version vom 15.09.2022)

[734] Arad, ungar. Komitat längs der Maros und Theiß, grenzt östlich an die Komitate Torda und Hunyad, südlich an Krassó-Szörény und Temes, westlich an Csanád und Békés, nördlich an Bihar und umfaßt 6444 qkm (117 QM.). Der östliche Teil ist Gebirgsland, der westliche eben, waldlos, nach der Theiß hin sumpfig. Flüsse sind die Maros im S. und die Weiße Körös im N. A. hat (1881) 303,964 Einw., meist Walachen griechisch-nichtunierter Religion, dann Ungarn, Deutsche und Slawen. Produkte sind: Weizen, Gerste, Roggen, Raps, Mais, Tabak (in 40 Gemeinden), Holz, Flachs, Obst und vorzüglicher Wein, namentlich in Ménes, Magyarát, Világos, Gyorok, Paulis, Boros-Jenö und Boros-Sebes. In starkem Betrieb sind Vieh- und Bienenzucht. Der Bergbau liefert vorzügliches Eisen, das zu Boros-Sebes, Dézna, Zimbro, Monyaßa etc. verarbeitet wird.

Die königliche Freistadt A., rechts an der Maros, mit (1881) 35,556 Einw., besteht aus der eigentlichen Stadt Alt-A. (Ó-Arad) und fünf Vorstädten; am andern Ufer des Flusses (im Komitat Temes) liegen der Markt Neu-A. (mit 5141 Einw.) und die Festung A. Die Stadt ist Knotenpunkt der Budapest-A.-Temesvárer, der A.-Körösvölgyer und der Siebenbürger Staatsbahnlinie, hat eine Pferdebahn und betreibt neben bedeutendem Getreide-, Holz- und Weinhandel auch hervorragende Fabrikindustrie. In Bezug auf Spirituserzeugung nimmt A. in Österreich-Ungarn den angesehensten Platz ein; auch der Kunstmühlenbetrieb, Stärke-, Leder-, Maschinenfabrikation, Holzindustrie und Viehmästung florieren. Dazu besitzt A. eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und vier große Geldinstitute. A. ist der Sitz des Komitats, eines griechisch-orientalischen Bischofs, königlichen Gerichtshofs, Hauptzollamts, einer Handels- und Gewerbekammer, hat ein Gymnasium, 2 Lehrerpräparandien und ein schönes Theater. Die Festung wurde in den Kriegen des 17. Jahrh. mehrmals von den Türken erobert und zuletzt zerstört, aber seit 1763 wiederhergestellt und spielte 1849 eine wichtige Rolle; der österreichische General Berger verteidigte sie lange gegen die Ungarn. Anfang August flüchteten sich die Mitglieder des ungarischen Reichstags von Szegedin nach A., wo Kossuth die Proklamation vom 11. Aug. 1849 erließ. Sogleich nach der Katastrophe von Világos (17. Aug.) ward A. auf Anordnung Görgeis den die Stadt belagernden Russen übergeben. Auf Haynaus Befehl wurden hier 6. Okt. 1849 mehrere ungarische Generale hingerichtet. Vgl. Lakatos, Geschichte Arads (ungar., Arad 1881).