MKL1888:Asasel
[898] Asasel, nach einigen Schrifterklärern bei den Juden fälschlich ein böser Geist, den man sich in der Wüste wohnend dachte und jährlich am großen Versöhnungstag zugleich mit Gott durch einen Bock versöhnte; nach andern hat das Wort, das sich nur bei der Beschreibung des Sühneakts am Versöhnungstag findet, die Bedeutung „weit wegkommend“, vielleicht auch „Einöde“. Über zwei vom Volk dargebrachte Böcke warf der Hohepriester das Los, um zu entscheiden, welcher Bock für Gott, welcher für A. sei. Nachdem hierauf der Gott zugefallene als Sündopfer für das Volk geschlachtet und die Versöhnung von dieser Seite vollbracht war, ließ der Hohepriester den für A. bestimmten Bock herbeibringen, legte seine Hände und damit alle Sünden Israels auf den Kopf des Tiers und sandte dasselbe durch einen Mann in die Wüste, damit es sich und alle Missethat des Volks weit wegtrage (daher der Ausdruck Sündenbock). Irrigerweise verstanden die Kirchenväter, die Vulgata, Luther u. a. unter A. den in die Wüste gesandten Bock selbst (Hircus emissarius, lediger Bock), darin ein Symbol der Wegnahme und Vergebung der Sünden durch Gott erblickend.