MKL1888:Asbest

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asbest“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 898
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Asbest. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 898. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asbest (Version vom 15.09.2022)

[898] Asbest (v. griech. asbéstos, „unverbrennlich“), Mineralien, welche dick- oder feinfaserige, elastisch biegsame Aggregate von weißlicher, grünlicher oder bräunlicher Farbe darstellen, seiden- oder wachsartigen Glanz zeigen, oft auch matt, teils fettig, teils mager anzufühlen sind und zu Hornblende, Augit, Glimmer und Serpentin in enger genetischer Beziehung stehen. Sie finden sich daher auch meist in Gesellschaft dieser Mineralien, welche bisweilen so allmählich in A. übergehen, daß eine bestimmte Grenze nicht anzugeben ist. Die Zusammensetzung des Asbestes ist sehr schwankend, immer aber enthält er Wasser. Man unterscheidet folgende Arten: Amiant (v. griech. amianthos, „unbefleckt“, Bergflachs, Federweiß) besteht aus oft sehr langen, feinen und sehr biegsamen Fasern mit seidenartigem Schiller, kommt in Serpentinen, Grünsteinen und andern Hornblendegesteinen in Gestalt von Schnüren und Trümmern, in Gneis und Glimmerschiefer, Talk- und Chloritschiefer, Kalkstein vor und ist auch zuweilen in Bergkristallen und Kalkspat eingeschlossen. Er findet sich auf Corsica, in Steiermark, Tirol, Piemont, Savoyen, am St. Gotthard, zu Oisans in der Dauphiné und im Gouvernement Perm, wo er bei Newjansk einen ganzen Berg bildet. Der schillernde A. mit halbmetallischem Schiller findet sich im Serpentin von Reichenstein u. a. O. Der gemeine A. mit gröbern, haarförmigen, weniger biegsamen Fasern, die fester miteinander verbunden sind, spaltet sich in splitterige Stücke, und die langen, dünnen Fasern zeigen wenig oder gar keine elastische Biegsamkeit mehr. Sein Glanz ist perlmutterartig, nur an den Kanten durchscheinend. Die Vorkommensverhältnisse sind wie beim Amiant, indessen ist er bei weitem häufiger und dem Serpentin getreuer. Beim Bergkork (Bergleder) lassen sich die filzartig ineinander gewobenen Fasern schwer einzeln erkennen und voneinander trennen; größere Stücke erscheinen lappenartig. Er ist matt oder nur wenig schimmernd und undurchsichtig, grau, grün, braun ins Rote; er kommt in Schweden auf Erzlagern, häufiger in Serpentin und andern plutonischen Gesteinen vor, am St. Gotthard, in Tirol und Spanien. Beim Holzasbest (Bergholz) sind die braunen, Holzlamellen ähnlichen Teile von gleicher Farbe ineinander gewoben, fest zusammen verbunden und nehmen hierdurch genau das Ansehen des Holzes an. Er fand sich bis jetzt nur zu Sterzing in Tirol. Der auf dem europäischen Kontinent im Handel vorkommende A. soll zu 9/10 von Mantern in Steiermark stammen. Der Amiant wurde von den Alten zu einer unverbrennlichen Leinwand (asbestinum) verarbeitet. Man bediente sich derselben zu Tafeltüchern, zuweilen auch zum Leichenverbrennen, um so die Asche ganz rein zu bekommen und aufbewahren zu können. In neuerer Zeit ließ man gereinigten langfaserigen Amiant mit Flachs zugleich verspinnen, das Gespinst verweben und das Gewebe dann über Kohlen ausglühen, wodurch der Flachsfaden zerstört wurde, das unverbrennliche Amiantgewebe aber zurückblieb. In Como fertigt man mittelfeine Spitzen aus Amiant. In Sibirien trägt man aus Asbestgarn gestrickte Handschuhe, in den Pyrenäen Mützen von demselben Stoff. Asbestpapier hat die Eigenschaft, daß es mehr als einmal beschrieben und von der Aufschrift immer wieder gereinigt werden kann. Zu Lampendochten hat man den A. gleichfalls schon lange angewendet, und wie Pausanias berichtet, war in der goldenen Laterne der Minerva zu Athen ein solcher Docht aus karystischem Flachs. Ein vortrefflicher kanadischer A. (Bostonit, Kanadafaser) wird zu Seilen, Tüchern und Filzplatten verarbeitet. Letztere und die Seile dienen zur Abdichtung von Flächen, Flantschen, Mannlöchern, Stopfbüchsen etc., die Platten auch zum Filtrieren von Säuren, als Ersatz der Sandbäder etc. – Schillernder A., s. Chrysotil.