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MKL1888:Ascŏli

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ascŏli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Ascŏli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 907
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Ascŏli. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 907. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asc%C5%8Fli (Version vom 14.09.2022)

[907] Ascŏli, Graziadio Isaia, ital. Sprachforscher, geb. 16. Juli 1829 zu Görz, wurde von seinen israelitischen Eltern zum Kaufmannsstand bestimmt, wandte sich aber, mit einem ungewöhnlich feinen Verständnis für Sprachformen ausgestattet, dem Sprachstudium zu und brachte es ohne Anleitung so weit, daß er schon im 16. Lebensjahr eine vortreffliche Arbeit über das bis dahin noch nicht beachtete Friaulische veröffentlichen konnte. Das Hauptsammelwerk seiner frühern Arbeiten bilden die „Studj orientali e linguistici“. Im J. 1860 an die Akademie zu Mailand berufen, wo er seit 1861 als außerordentlicher Professor der Sprachwissenschaft wirkt, hat A. durch Wort und Schrift das Interesse an Sprachvergleichung und Sanskritstudien unter den Italienern bedeutend gefördert; die namhaftesten jüngern Dozenten seines Vaterlands nennen sich seine Schüler und verdanken ihm weitere Anregung. Viele neue Entdeckungen hat A. besonders in dem Bereich der Lautlehre gemacht und ist auch in Deutschland als einer der ersten Kenner und schärfsten Beobachter des Lautwechsels in den indogermanischen Sprachen anerkannt. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiet ist seine „Fonologia comparata del sanscrito, del greco e del latino“ (Tur. 1870; deutsch von Bazzigher und Schweizer-Sidler, Halle 1872); auch die „Studj critici“ (Flor. 1861–77; deutsch von Merzdorf und Mangold, Weim. 1878) enthalten meist lautliche Untersuchungen. Seit 1873 gibt A. das in Mailand erscheinende „Archivio glottologico“ heraus, dessen erster Band seine für die Geschichte der romanischen Sprachen höchst wichtigen „Saggi ladini“ enthält, d. h. Sprachproben des ladinischen Dialekts in Graubünden und den romanischen Distrikten Österreichs.