MKL1888:Asklepiaden

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asklepiaden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 941
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Asklepiaden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 941. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asklepiaden (Version vom 04.11.2021)

[941] Asklepiaden, die angeblichen Nachkommen des Asklepios (s. d.), dessen Enkel Sphyros und Alexanor, die zwei Söhne des Machaon, ihrem Stammvater zuerst Tempel erbauten, jener in Argos, dieser in Titane. Dergleichen Tempel wurden bald im Peloponnes und später in ganz Griechenland errichtet. Den Gottesdienst darin verrichteten zunächst die A. selbst als eine eigne Priester- und Ärzteinnung, bei welcher die medizinischen Kenntnisse sich vom Vater auf den Sohn forterbten und wenigstens bis zu Hippokrates’ Zeiten keinem Fremden mitgeteilt wurden. Sie scheinen auch außerhalb ihrer Tempel Kranke behandelt zu haben, und wahrscheinlich waren die Ärzte, die nach Lykurg (886 v. Chr.) die spartanischen Heere begleiten mußten, A. Gewiß ist, daß ihr Tempeldienst für die ärztliche Erfahrungswissenschaft von großer Bedeutung war. Besondere Krankheitserscheinungen, namentlich in Bezug auf Prognose, pflegte man in Form von Inschriften auf Votivtafeln und an den Wänden der Tempel niederzuschreiben. Am meisten zeichneten sich die A. des koischen und des knidischen Tempels aus. Auf ihre Stammregister legten sie einen großen Wert; doch wird nach Hippokrates aus Kos, dem berühmtesten aller A., durch dessen Bemühung die Kenntnisse der A. nicht mehr Priestergeheimnis blieben, ihre Genealogie bedeutungslos. Auch sahen sie sich schon im 4. Jahrh. genötigt, Fremde in ihre Innungen aufzunehmen. Asklepiospriester hießen noch bis in die spätesten Zeiten A., und es ist bekannt, daß diese, ohne ärztliche Kenntnisse zu besitzen, nur bemüht waren, ihren priesterlichen Einfluß auf das Volk mit allen Mitteln, die ihnen der Aberglaube darbot, zu erhalten. Daß unter ihnen viele Betrüger auftraten, beweist Lukian in seinem „Pseudomantis“. Vgl. Welcker, Kleine Schriften, Bd. 3 (Bonn 1850); Uffelmann, Die Entwickelung der altgriechischen Heilkunde (Berl. 1883).