MKL1888:Asow

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asow“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 944
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Asow. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 944. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asow (Version vom 15.09.2022)

[944] Asow, Flecken im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, an einem Arm des Don, unweit dessen Mündung in das Asowsche Meer, war früher eine wichtige Festung und eine blühende Handelsstadt, ist aber infolge der Versandung des Hafens in Verfall geraten. Es zählt (1881) 18,738 Einw., welche vornehmlich Fischsalzerei treiben. Die verfallenen Festungswerke liegen getrennt von der Stadt auf einer Anhöhe. Etwa 15 km nördlich lag einst die griechische Kolonie Tanais, die wahrscheinlich erst im 3. Jahrh. v. Chr. entstanden ist und im 4. Jahrh. n. Chr. von den Hunnen zerstört wurde. Von den Chasaren wurde später eine neue Stadt an der Stätte des heutigen A. erbaut, welche von einem Fürsten der Polowzer, Azuf, im 11. Jahrh. ihren Namen erhielt, aber von den Genuesen, die hier zwei Jahrhunderte später eine Faktorei anlegten, Tana genannt wurde. Von diesen kam A. 1392 unter die Herrschaft Tamerlans und gehörte dann zu einem aus den Küstenländern des Asowschen Meers und der Krim gebildeten Chanat, bis es 1471 von Mohammed II. der türkischen Herrschaft unterworfen wurde. Seitdem war es jahrhundertelang der Zankapfel zwischen Russen und Türken. Nachdem die Kosaken schon 1572 und dann 1637–42 vorübergehend den Platz besetzt hatten, erfolgte seine Einnahme 1696 durch Peter I. von Rußland. Doch schon 1712 wurde A. an die Türken wieder abgetreten; dann unter der Kaiserin Anna durch Feldmarschall Münnich 1736 nach sechsmonatlicher Belagerung wiedererobert, ward es im Belgrader Frieden 1739 nur unter der Bedingung behauptet, daß alle Festungswerke und Handelsgebäude geschleift wurden.