MKL1888:Aster

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aster“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 962
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Aster. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 962. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aster (Version vom 20.08.2021)

[962] Aster L. (Sternblume), Gattung aus der Familie der Kompositen, meist perennierende Gewächse mit abwechselnden, ganzrandigen oder gesägten, selten eingeschnittenen, einfachen Blättern, meist in Doldentrauben oder Rispen stehenden Blütenkörbchen und länglichen, zusammengedrückten Achenen mit ein- oder zweireihigem Pappus. Etwa 350 meist der nördlichen Erdhälfte, vorzüglich Nordamerika, angehörige Arten. A. Amellus L. (Virgilsaster), in Mitteleuropa, am Rhein, in Süddeutschland, besonders in Griechenland, auf Bergen und dürren Hügeln, bis 50 cm hoch, mit Doldenrispen und blauvioletten Randblüten, A. alpinus L., mit nur einköpfigem Stengel und blauen Randblüten, im Hochgebirge, besonders in den Alpen, A. Tripolium L., mit lilafarbigen Blüten, am Meeresstrand und auf Salzboden, sowie mehrere andre perennierende Arten werden als Herbstastern in Gärten kultiviert und sind zum Teil bei uns verwildert. A. chinensis L. (Callistephus chinensis Nees), gegen Ende des vorigen Jahrhunderts durch den Jesuitenpater Incarville aus China nach Frankreich gebracht, ist gegenwärtig neben der Levkoje die bedeutendste einjährige Florblume und wird in mehr als 400 Sorten gezogen. Man unterscheidet Zwergastern, mittelhohe und hohe Astern und in Bezug auf den Bau der Blütenköpfe Röhren- oder Federastern mit röhrigen Scheibenblümchen und Nadel- oder Igelastern mit langen, spitzen Blümchen. Das Farbenspiel setzt sich aus Weiß, Rot und Blau zusammen, vom hellsten bis zum dunkelsten Farbenton, einfarbig oder bunt und mit weißem Zentrum.

Aster, 1) Ernst Ludwig von, preuß. General, geb. 5. Okt. 1778 zu Dresden als Sohn eines kursächsischen Ingenieurgenerals, stand seit 1794 im sächsischen Ingenieurkorps, wurde 1800 Leutnant, machte 1806 den Feldzug gegen die Franzosen mit, wurde 1809 zum Kapitän im Generalstab, 1811 auf Napoleons Veranlassung, dem er einen Plan zur Befestigung Torgaus vorlegte, zum Major im Generalstab befördert und zeichnete sich 1812 im Feldzug gegen Rußland aus. Im J. 1813 zum Oberstleutnant und Chef des Generalstabes Thielemanns in Torgau ernannt, ging er nach der Schlacht bei Großgörschen, weil auch er sich an den Verhandlungen mit den Alliierten beteiligt hatte, in deren Hauptquartier, führte 1813 an der Spitze einer Kosakenabteilung mehrere kühne Handstreiche in der Oberlausitz aus und focht dann bei Bautzen und Leipzig. Bei der Reorganisation der sächsischen Truppen ward er Oberquartiermeister, später Chef des Generalstabes beim 7. deutschen Armeekorps und 1814 Oberst. Bei der Teilung der sächsischen Armee 1815 trat er in das preußische Ingenieurkorps und nahm als Chef des Generalstabes des 2. Armeekorps an den Schlachten bei Ligny und Belle-Alliance sowie an den Belagerungen mehrerer französischer Grenzfestungen Anteil. Noch in demselben Jahr zum Generalmajor und 1821 zum Chef der dritten Ingenieurinspektion ernannt, leitete er die Befestigung von Koblenz und Ehrenbreitstein, bei welcher er das seitdem herrschende neue preußische Befestigungssystem anwendete. Im J. 1825 wurde er Festungskommandant von Koblenz und Ehrenbreitstein, 1827 Generalleutnant, 1837 Mitglied des Staatsrats und Generalinspektor der preußischen Festungen, 1838 Chef des Ingenieurkorps und Kurator der Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin, 1842 General der Infanterie und erhielt 1844 mit dem Schwarzen Adlerorden den Erbadel. Nachdem er 1849 den erbetenen Abschied erhalten, starb er 10. Febr. 1855 in Berlin. A. war einer der gelehrtesten Offiziere und ein ausgezeichneter Mathematiker. Seine „Nachgelassenen Schriften“ erschienen Berlin 1856–61, 5 Bde. (2. Aufl. 1878). Vgl. Eilers, Betrachtungen und Urteile des Generals v. A. über die politische, kirchliche und pädagogische Parteibewegung unsers Jahrhunderts (Saarbr. 1859, 2 Bde.); „Kurzer Lebensabriß des königlich preußischen Generals Ernst Ludwig v. A.“ (mit drei politischen Aufsätzen Asters, Berl. 1878).

2) Karl Heinrich, Bruder des vorigen, Militärschriftsteller, geb. 4. Febr. 1782 zu Dresden, trat 1796 in die sächsische Artillerie, war Leutnant bei Jena, dann Lehrer an der Artillerieschule zu Dresden, seit 1808 bei der Reorganisation der sächsischen Armee thätig. Im J. 1831 zum Oberstleutnant ernannt, nahm er 1834 seinen Abschied, ward 1844 noch Oberst, starb 23. Dez. 1855 in Dresden. Er schrieb: „Die Lehre vom Festungskrieg“ (3. Aufl., Dresd. 1835, 2 Bde.); „Unterricht für Pionier-, Sappeur-, Artillerie- und Mineurunteroffiziere“ (das. 1837–41, 3 Hefte); „Schilderung der Kriegsereignisse in und vor Dresden im Jahr 1813“ (das. 1844); „Die Kriegsereignisse zwischen Peterswalde, Pirna, Königstein und Priesten im August 1813 und die Schlacht bei Kulm“ (das. 1845); „Die Gefechte und Schlachten bei Leipzig im Oktober 1813“ (Leipz. 1852–53, 2 Bde.).