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MKL1888:Astor

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Astor“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Astor“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 968
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Astor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 968. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Astor (Version vom 15.09.2022)

[968] Astor, Johann Jakob, einer der unternehmendsten Männer der neuern Zeit, geb. 17. Juli 1763 zu Walldorf bei Heidelberg, begab sich in früher Jugend nach London, wo er bei einem ältern Bruder musikalische Instrumente verfertigen lernte. Als der 1783 zwischen England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika abgeschlossene Friede die Spekulationslust weckte, schiffte er sich nach Amerika ein und legte hier auf den Rat eines deutschen Pelzhändlers den Erlös seiner Instrumente in Pelzwaren an, womit er 1784 in London ein gutes Geschäft machte. Von seinem Bruder mit einem Kapital unterstützt, eröffnete er nach seiner Rückkehr nach New York ein Pelzgeschäft, das er durch direkten Verkehr mit den Indianern bald zu hoher Blüte brachte. Um sein Geschäft über den nordwestlichen Teil Nordamerikas auszudehnen, rüstete er mit Genehmigung der Regierung zwei Expeditionen, die eine zu Wasser, die andre zu Lande, nach dem Oregongebiet aus, wo 1811 an der Mündung des Columbiastroms eine Niederlassung gegründet ward, die man zu Ehren des Unternehmers Astoria (s. d.) nannte. Dem gewinnreichen Handel, der von hier aus teils mit den Indianern, teils nach den russischen Besitzungen und nach China getrieben ward, machte der Krieg mit England 1812 ein Ende. Seinen großen Reichtum erwarb sich A. weniger durch seine großartigen Geschäfte als durch glückliche Spekulationen in Grundeigentum in den durch starke Einwanderung rasch emporblühenden nordwestlichen Staaten der Union und in New York selbst. Er starb 29. März 1848 mit Hinterlassung eines Vermögens von 20 Mill. Doll. Zu Gründung (1849) der nach ihm genannten Astorbibliothek in New York hatte er 400,000 Doll. ausgesetzt, wozu sein 1875 zu New York verstorbener Sohn William später noch 200,000 Doll. hinzufügte. Die Bibliothek zählte 1880: 192,547 Bände. In seinem Geburtsort Walldorf stiftete A. eine 1854 eröffnete Anstalt (Astorhaus) zur Erziehung von armen Kindern und zur Versorgung für alte hilfsbedürftige Personen.