MKL1888:Astrabad
[968] Astrabad (Asterabad), pers. Provinz, am Kaspischen Meer, grenzt im N. an den Meerbusen von A. und die Turkmenenwüste, im S. an das Elburzgebirge, gegen W. an Masenderan und umfaßt ca. 14,500 qkm (265 QM.) mit 80,000 Einw. Die Provinz ist überaus waldreich; riesige Exemplare von Parrotia persica, Pterocarya caucasia, Quercus [969] castaneafolia bedecken die Abhänge der Berge; der Weinstock gedeiht wild. Das Klima ist feucht und ungesund; zahlreiche Waldbäche stürzen dem Meer zu. Die Bewohner, teils Sunniten, teils Schiiten, sind wenig thatkräftig, mit Ausnahme der Gudaren, eines von den Persern verachteten, von den Turkmenen aber gefürchteten Volksstammes, der Ackerbau, Viehzucht und Seidenbau treibt, auch viele Früchte trocknet. Das Land ist beim Mangel an Straßen schwer zugänglich. Im Sommer dienen die sandigen Flußbetten als Wege; die im 17. Jahrh. von Schah Abbas angelegte prachtvolle Chaussee ist zerstört. Die frechen Einfälle der Turkmenen haben seit der Erweiterung der russischen Macht bis an den Atrek fast ganz aufgehört. Die gleichnamige Hauptstadt (das Zadrakarta der Alten?) liegt unfern des Kaspischen Meers, 116 m ü. M., am Fuß eines stark bewaldeten Höhenzugs. Sie ist der Stammsitz der jetzt in Persien regierenden Königsfamilie der Kadscharen und hat 1350 massiv gebaute Häuser mit 395 Verkaufsläden und 47 Moscheen. Die ehemaligen Befestigungen liegen in Trümmern. Am Anfang der zwei großen Handelsstraßen nach Herat-Meschhed und Ispahan-Teheran gelegen, die sich südöstlich davon bei Bastam gabeln, trieb A. einst einen lebhaften Handel und soll noch 1808 von 15,000 Familien bewohnt gewesen sein; sie zählte nach Melgunow (1860) nur 10,000, nach Brugsch gar nur noch 5000 Einw. Der Handel beschränkt sich auf den Verkauf der Erzeugnisse der Provinz; der Export geht in Ges vor sich, einem Dorf westlich von A., 4 km vom Kaspischen Meer gelegen, wo die Russen seit 1844 einen Verkehr in Gang brachten.