MKL1888:Atreus
[23] Atreus, in der griech. Mythe Sohn des Pelops, Königs von Elis, und der Hippodameia, älterer Bruder des Thyestes. Mit diesem brachte A. auf Anstiften der Hippodameia seinen Stiefbruder Chrysippos um, flüchtete vor dem Zorn des Vaters nach Mykenä zum König Sthenelos[WS 1] und erhielt, als dessen Sohn Eurystheus gegen die Herakliden gefallen war, die Herrschaft über Mykenä. Den Fluch, der auf ihrem Stamm ruhte (s. Tantalos und Pelops), pflanzten die Brüder fort. Thyestes verführte seines Bruders Gemahlin Aerope und wurde verbannt. Um sich zu rächen, sandte er des A.’ Sohn Pleisthenes, den er geraubt und als sein Kind erzogen, zur Ermordung des A. aus; allein Pleisthenes ward von dem ihn nicht kennenden Vater getötet. Aufgeklärt über den Frevel des Bruders und die eigne That, versöhnt sich A. zum Schein mit Thyestes, ruft ihn mit seinen Söhnen zurück, tötet diese und setzt ihr Fleisch dem Vater als Speise vor, wovon dieser ahnungslos genießt, bis er an den ihm gezeigten Extremitäten seine Söhne erkennt. Das ganze Geschlecht der Pelopiden verfluchend, entweicht er darauf zum König Thesprotos in Epirus; A. aber heiratet, ohne deren Herkunft zu wissen, die Pelopia, des Thyestes Tochter, welche, schon von ihrem Vater schwanger, bald darauf den Ägisthos (s. d.) gebar. Dieser, von A. erzogen, sollte auf dessen Befehl später den Thyestes töten; allein von seiner wahren Abkunft unterrichtet, wandte er das Schwert, womit kurz vorher Pelopia ihre Blutschande gesühnt hatte, bei einem festlichen Opfermahl gegen A. selbst und gelangte so mit Thyestes zur Herrschaft von Mykenä. A.’ Söhne Agamemnon und Menelaos (gewöhnlich Atriden genannt) flohen nach Sparta, wo König Tyndareos sie freundlich aufnahm. Übrigens hat die Sage unter [24] den Händen der Tragiker manche Umgestaltung erlitten. Ein halb unterirdisches Kuppelgrab (Tholos) in Mykenä wurde für das Schatzhaus des A. erklärt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Ssthenelos