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MKL1888:Atropīn

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Atropīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Atropīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 2 (1885), Seite 25
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Atropīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 25. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Atrop%C4%ABn (Version vom 24.03.2022)

[25] Atropīn (Daturin), Alkaloid, welches sich in der Tollkirsche (Atropa Belladonna) und dem Stechapfel (Datura Stramonium) findet und dem ausgepreßten, auf 90° erwärmten, filtrierten und mit Kalilauge versetzten Safte der blühenden Belladonna durch Schütteln mit Chloroform entzogen wird. Das A. geht vollständig in das Chloroform über, wird daraus durch Verdampfen gewonnen und durch Umkristallisieren gereinigt. Die Ausbeute beträgt bis 0,3 Proz. Es bildet farb- und geruchlose Nadeln, schmeckt unangenehm und lange anhaltend bitter, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol und Chloroform, schmilzt bei 115°, bildet schwer kristallisierbare, leicht in Wasser und Alkohol, nicht in Äther lösliche Salze, von welchen das schwefelsaure und baldriansaure in der Medizin benutzt werden. Beim Erhitzen mit Salzsäure oder Barytwasser spaltet sich das A. in ein neues Alkaloid, Tropin, und in Tropasäure. A. ist höchst giftig; in sehr geringer Dosis ins Auge gebracht, bewirkt es Erweiterung der Pupille ohne Reizung. Man benutzt es als Arzneimittel bei Kardialgie, Neuralgie, als örtliches schmerzstillendes Mittel, besonders in der Augenheilkunde zur Untersuchung des Auges und als Heilmittel bei Entzündungen des Auges, bei Hornhautgeschwüren, nach Operationen, um der Entzündung vorzubeugen, etc. A. ist gewissermaßen Gegengift gegen Morphin und umgekehrt; eins hebt die giftigen Wirkungen des andern im tierischen Körper auf, aber das A. hindert nicht die schmerzstillende Wirkung des Morphins. Man kann daher letzteres bei gleichzeitiger Darreichung von A. in viel größerer Dosis anwenden als allein. A. wurde 1831 von Mein entdeckt. Geiger und Hesse fanden 1833 das A. im Stechapfel, und Planta wies die Identität beider Alkaloide nach.