MKL1888:Ausonĭus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ausonĭus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 125
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Ausonĭus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 125. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Auson%C4%ADus (Version vom 06.01.2023)

[125] Ausonĭus, Decimus Magnus, der namhafteste röm. Dichter des 4. Jahrh. n. Chr., geboren um 310 zu Burdigala (Bordeaux), stand als Lehrer der Beredsamkeit und Grammatik in seiner Vaterstadt in so ausgezeichnetem Ruf, daß ihn der Kaiser Valentinian zum Erzieher seines Sohns Gratian berief, der ihm nach seiner Thronbesteigung außer andern Auszeichnungen 379 das Konsulat übertrug. Nach Gratians Ermordung lebte A. auf seinem Landgut bei Burdigala in eifriger litterarischer Thätigkeit bis nach 393. Außer einer schwülstigen Lobrede auf Gratian besitzen wir von A. eine Reihe von Gedichten in verschiedenen Maßen und über alle möglichen Gegenstände, wie denn überhaupt kein Thema ihm zu gering schien, Gelehrsamkeit und Witz nebst Vers- und Sprachgewandtheit spielen zu lassen: Epigramme, Gedichte auf verstorbene Verwandte (Parentalia) und Fachgenossen („Commemoratio professorum Burdigalensium“, wichtig für die Kenntnis des damaligen Schulwesens), poetische Episteln und 20 sogen. Idylle, von denen das zehnte: „Mosella“, die poetische Schilderung einer Rhein- und Moselreise von Bingen bis Trier (hrsg. von Troß, Hamm 1821 u. 1824; von Böcking, mit Übersetzung, Bonn 1845; übersetzt von Geib, Trier 1843, und Lingg, Stuttg. 1870), durch glückliche Beschreibung sich auszeichnet, u. a. Den Mangel eigentlicher poetischer Begabung sucht A. durch sprachliche und metrische Gewandtheit sowie durch rhetorischen und gelehrten Schmuck zu ersetzen, daher seine Darstellung meist der Einfachheit und Natürlichkeit entbehrt. Hauptausgabe seiner Werke ist die von Schenkl (Berl. 1883); von frühern sind zu nennen die Ausgaben von Scaliger (Leid. 1575, Heidelb. 1588 u. öfter), Vinetus (Bordeaux 1580 u. 1590), Tollius (Amsterd. 1669), Souchay (Par. 1730). Vgl. Heyne, Censura ingenii et morum Ausonii (Götting. 1805); Demogeot, Études historiques et littéraires sur Ausone (Bord. 1838); Bacmeister, Alemannische Wanderungen, Bd. 1 (Stuttg. 1867); Deydou, Un poète bordelais (Bord. 1868); Kaufmann in Raumers „Historischem Taschenbuch“ 1869.