MKL1888:Bachstelze

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bachstelze“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 214
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Bachstelze. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 214. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bachstelze (Version vom 12.09.2022)

[214] Bachstelze (Motacilla L.), Vögelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Stelzen (Motacillidae), kleine, schlanke Vögel mit geradem, schlankem, zusammengedrücktem Schnabel, welcher kürzer als der Kopf ist, mittellangen Flügeln, in denen die dritte Schwinge am längsten ist, langem, schmalfederigem, abgestutztem Schwanz und ziemlich hohen, schlankläufigen, langzehigen Füßen mit meist kurzen, an der Hinterzehe spornartig verlängerten Krallen. Die weiße B. (Haus-, Wasserstelze, blaue B., Klosterfräulein, Wippsterz, Ackermännchen, M. alba L., s. Tafel „Sperlingsvögel I“) ist 20 cm lang, 28 cm breit, auf der Oberseite grau, auf Hinterhals und Nacken samtschwarz, an der Kehle und Oberbrust schwarz, auf der Stirn, Zügel, Halsseiten und der Unterseite weiß, auf den schwärzlichen Schwingen zweimal licht gebändert, auf den mittelsten Steuerfedern schwarz, auf den übrigen weiß; das Auge ist dunkelbraun, Schnabel und Füße sind schwarz. Im Herbst ist die weiße Kehle mit schwarzem Band eingefaßt. Sie bewohnt ganz Europa bis zum hohen Norden hin, auch Grönland, Nord- und Mittelasien, weilt bei uns von Anfang März bis Oktober und wandert bis Innerafrika; doch nehmen einzelne in Südeuropa, selbst in Deutschland Herberge. Sie meidet den Hochwald und das Hochgebirge, siedelt sich sonst aber überall an und hält sich gern in der Nähe menschlicher Wohnungen sowie an Gewässern auf. Sie ist beständig in Thätigkeit, läuft rasch und geschickt, fliegt leicht und schnell, meist niedrig und hat einen einfachen Gesang. Beim Gehen und auch, wenn sie ruht, wippt sie fortwährend mit dem Schwanz. Mit ihresgleichen hadert sie gern und verfolgt Raubvögel sowie auch den Kuckuck mit großem Geschrei. Sie nährt sich von Insekten und deren Larven, die sie am Wasser, auf Viehtriften und hinter dem pflügenden Landmann her aufsucht, nistet im April und Juni an Gebäuden, Mauer-, Baum- und Erdlöchern, unter Wurzeln, auf Weidenköpfen etc. und legt 6–8 bläulich- oder grünlichweiße, grau punktierte Eier (s. Tafel „Eier I“, Fig. 77), die das Weibchen allein ausbrütet. Nach der zweiten Brut leben die Familien in innigem Verband und vereinigen sich vor der Abreise mit andern zu großen Schwärmen. In der Stube dauert die weiße B. meist nicht lange aus. Man muß sie entweder frei umherlaufen lassen, oder ihr wenigstens einen geräumigen Käfig geben und für Badewasser sorgen. Am besten gedeiht sie bei Nachtigallenfutter. Die graue (gelbe) B. (Gebirgs-, Wald-, Winterstelze, M. [Calobates] sulfurea Bechst.), 21 cm lang, 25,5 cm breit, hat kürzere Flügel und einen längern Schwanz, ist oben aschgrau, unten schwefelgelb, mit schwarzer, im Herbst weißlicher Kehle; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß hornfarben; das Weibchen ist unten weniger rein gefärbt. Sie findet sich von Südschweden an südlich in ganz Europa, im größten Teil Asiens und Afrikas, bei uns schon in den Vorbergen, im Süden nur im Gebirge. Sie ist ungemein zierlich und anmutig, zutraulich und singt angenehmer als die vorige. Sie weilt bei uns vom Februar bis Oktober, nistet im April und Juli in Felsen- oder Erdlöchern, stets in der Nähe des Wassers und legt 4–6 graue oder bläulichweiße, gelb oder grau gefleckte und gestrichelte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Die Schafstelze (gelbe B., Rinder-, Triftstelze, M. [Budytes] flava L.), 17 cm lang, 25 cm breit, mit kürzerm Schwanz und geradem, spornartigem Nagel an der Hinterzehe, ist am Kopf, Zügel, Nacken und Hinterhals aschblaugrau, am Rücken olivengrün, an der Unterseite hochgelb, mit schmalem weißen Streifen über den Augen, weißer Querbinde auf den braunschwarzen Flügeln und schwarzem Schwanz, in welchem nur die beiden äußersten Federn weiß sind. Das Auge ist braunschwarz, Schnabel und Fuß sind schwarz. Sie bewohnt Europa, Mittelasien und Nordwestamerika, weilt bei uns vom April bis September und geht im Winter bis Innerafrika. Sie nistet an Sümpfen, in Brüchen oder auf feuchten Wiesen und legt im Mai 4–6 schmutzig weiße, gelblich oder braungrau, auch violett punktierte oder gestrichelte Eier (s. Tafel „Eier I“, Fig. 76), welche das Weibchen in 13 Tagen ausbrütet; ihr Gesang ist noch ärmer als der der weißen B.