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MKL1888:Bauwissenschaftliche Vereine

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bauwissenschaftliche Vereine“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bauwissenschaftliche Vereine“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 2 (1885), Seite 529530
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Bauwissenschaftliche Vereine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 529–530. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bauwissenschaftliche_Vereine (Version vom 30.04.2022)

[529] Bauwissenschaftliche Vereine, Vereine wissenschaftlich gebildeter Bautechniker (Ingenieure) oder Baukünstler (Architekten), welche sich in verschiedenen Ländern gebildet haben, und deren Zweck teils Förderung der Interessen der Bautechnik und Baukunst, teils Förderung der sozialen und fachlichen Interessen ihrer Mitglieder ist. Die bauwissenschaftlichen Vereine haben sich in den verschiedenen Ländern nach deren politischen Verhältnissen und der ihnen eignen Organisation [530] des Bauwesens ungleichartig entwickelt. Während sich in Deutschland eine größere Zahl kleinerer, aber gleichwertiger Vereine gebildet hat, sind im Ausland nur größere, hauptsächlich in den Metropolen domizilierte Vereine vorhanden. Unter den deutschen Vereinen ragen der aus 26 Einzelvereinen bestehende Verband deutscher Architekten- und Ingenieurvereine mit ca. 6700 Mitgliedern und einem wechselnden Vorstand sowie der aus etwa 4000 Mitgliedern bestehende Verein deutscher Ingenieure hervor, dessen Bezirksvereine unter einer gemeinschaftlichen ständigen Direktion stehen. Während in jenem Verband meist Architekten und Bauingenieure vertreten sind, besteht dieser Verein aus Bau- und besonders Maschineningenieuren. Während in den deutschen Vereinen meistens nur Techniker mit wissenschaftlicher Vorbildung, also erst in reifern Jahren, Aufnahme finden und dann gleiche Rechte haben, werden in England und Amerika alle diejenigen aufgenommen, welche erst in das technische Fach eintreten wollen und sich für dasselbe interessieren, also in den Vereinen erst ausgebildet werden sollen. Daher zerfallen hier die Mitglieder in ältere, stimmberechtigte und in jüngere, nicht stimmberechtigte. Diese Trennung besteht jedoch in französischen Vereinen (z. B. der Société des ingenieurs civils mit ca. 2000 Mitgliedern) und in österreichischen Vereinen (z. B. im Österreichischen Architekten- und Ingenieurverein mit über 2000 Mitgliedern) nicht. In den englischen Vereinen, unter welchen das Institute of Civil Engineers in London und die Royal Institution of British Architects die bedeutendsten sind, kann man übrigens nach fünfjähriger Praxis in einem Alter von 25 Jahren stimmberechtigtes Mitglied werden. Außer den vorgenannten bestehen zur Zeit in Deutschland noch zahlreiche Vereine, welche, wie der Berliner Baumarkt, Elektrotechnische Verein in Berlin, der Verein deutscher Zementfabrikanten, der Schutzverein Berliner Bauinteressenten, der Ziegler- und Kalkbrennereibesitzer-Verein, der Verein für Gesundheitstechnik, in engerer oder weiterer Beziehung zur Baupraxis stehen.