MKL1888:Beleuchtung

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 2 (1885), Seite 639640
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Wiktionary: Beleuchtung
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Beleuchtung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 639–640. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Beleuchtung (Version vom 22.04.2023)

[639] Beleuchtung. Das Beleuchtungswesen, d. h. die Beschaffung von künstlichem Licht, zerfällt in einen chemischen Teil, der von den Leuchtmaterialien (s. d.), ihrem Vorkommen, ihrer Gewinnung und ihren Eigenschaften handelt (vgl. die einzelnen Artikel), und in einen mechanischen Teil, der von den Beleuchtungsapparaten, Brennern, Lampen etc. handelt. Über alle diese Dinge s. die Spezialartikel: Lampen, Leuchtgas, Kerzen, Elektrisches Licht etc. Von großer Bedeutung für die Gesundheitspflege ist die durch die künstliche B. in geschlossenen Räumen hervorgebrachte Verschlechterung der Luft.cbm Leuchtgas erfordert zur Verbrennung 1,12 cbm Sauerstoff und gibt 0,57 cbm oder 1,13 kg Kohlensäure und 1,07 kg Wasserdampf. Ähnlich stellt sich auch der Sauerstoffbedarf der übrigen Leuchtstoffe, so daß die Veränderung der Luft durch diesen Sauerstoffverlust nicht in Betracht kommen kann gegen die Verunreinigungen derselben durch die bei der Verbrennung entstehenden Mengen Kohlensäure und Wasserdampf. Sind nun zur Beleuchtung eines mittelgroßen Raums 100 Kerzen Leuchtkraft nötig, so ergeben sich als aufzuwendende Mittel die in der ersten Spalte der folgenden Tabelle angegebenen Mengen von Leuchtmaterial. Dies Material liefert bei der Verbrennung die in der zweiten und dritten Kolonne der Tabelle angegebene Menge Wasser und Kohlensäure und entwickelt die in der vierten Kolonne verzeichneten Wärmeeinheiten.

Aus der Tabelle ergibt sich, daß Solaröl und Erdöl am wenigsten Kohlensäure und Wasserdampf erzeugen, Leuchtgas und Talg am meisten; bei dem Siemensschen Regenerativbrenner werden die Verbrennungsprodukte nach außen geführt, kommen daher nicht in Betracht. Besonders schädlich ist bei der künstlichen B. das Auftreten unvollständiger Verbrennungsprodukte, wie Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe etc. Doch hat sich ergeben, daß bei den mit Cylindern versehenen Lampen keine oder höchstens Spuren dieser Körper gebildet werden, selbst wenn die Flammengröße innerhalb ziemlich weiter Grenzen schwankt. Sie treten aber auf, wenn die Flamme sehr stark verkleinert oder übermäßig vergrößert wird. Sämtliche bis jetzt nach dieser Richtung untersuchte Lampen führen einen großen Luftüberschuß zu. Flachbrenner für Solaröl und Erdöl geben bei normaler Flammenhöhe 4–5 Proz. Kohlensäure und etwa 15 Proz. überschüssigen Sauerstoff, kleine Rundbrenner 5–6, große 5–8,5 Proz. Kohlensäure und 9,3–14 Proz. Sauerstoff. Argandbrenner gaben 8–16 Proz. überschüssigen Sauerstoff. Je größer aber der Luftüberschuß ist, um so niedriger wird die Temperatur der Flamme, um so geringer auch die Leuchtkraft derselben, bis bei fortgesetzter Verkleinerung der Flamme die Temperatur schließlich so niedrig wird, daß ein Teil der Gase, unter die Entzündungstemperatur abgekühlt, unvollständig verbrannt entweicht. Es dürfte sich daher empfehlen, die Luftzufuhr, wenigstens bei größern Brennern, regulierbar zu machen. Unmittelbar über der Spitze von Walrat- und Stearinkerzen, bez. Zweilochbrennern entnommene Gasproben ergaben bei völlig ruhiger Luft und normaler Flamme nur Spuren oder keine brennbaren Gase; sobald aber die Flamme flackerte, war die Verbrennung unvollständig.

Für Leuchtgas kommt hinzu, daß bei schlechter Anlage oder nachlässiger Behandlung dieses direkt aus der Leitung in die Zimmerluft treten kann. Leuchtgas enthält ferner stets Schwefel, gibt also beim Verbrennen schweflige Säure und Schwefelsäure, welche auf Zimmerpflanzen, vielleicht auch auf die Bewohner und selbst auf Fenstervorhänge durch Bildung von Hydrocellulose nachteilig wirken; übrigens kommen nicht selten auch schwefelhaltige Öle in den Handel, [640] so daß es jedenfalls geraten ist, die Verbrennungsprodukte abzuführen.

Berücksichtigt man, daß bei der B. mit Argandbrennern für 100 Kerzen praktisch 1–1,5 cbm Leuchtgas erforderlich ist, so liefert die gewöhnliche Gasbeleuchtung erheblich mehr Wärme als die Ölbeleuchtung, was um so weniger angenehm sein kann, als sich gleichzeitig auch mehr Kohlensäure, namentlich aber, was meist übersehen wird, weit mehr Wasserdampf bildet, welcher die Luft besonders schwül macht. Von den Kerzen sind solche aus Talg am unvorteilhaftesten. Bei Arbeitslampen kommt außer dieser Gesamtwärme noch die strahlende Wärme in Betracht, welche bei der von Schuster u. Baer in Berlin konstruierten hygieinischen Normallampe, deren Cylinder in einem zweiten, weitern Cylinder steckt, erheblich vermindert wird.

Aus den angegebenen Daten geht hervor, daß da, wo es namentlich auf Billigkeit ankommt, Solaröl und Erdöl zu verwenden sind; gewöhnliche Gasbeleuchtung ist teurer und verunreinigt bei starker Wärmeentwickelung die Luft mehr, ist aber bequemer und namentlich für größere Räume schöner, wird daher auch ferner vielfach verwendet werden, wo sie nicht durch das elektrische Glühlicht verdrängt wird. Rüböl und Kerzen können nur in seltenen Fällen in Frage kommen. Wo es die sonstigen Umstände gestatten, ist jedenfalls die B. mit sogen. Regenerativbrennern und Abführung der Verbrennungsprodukte oder die elektrische B., namentlich mit Glühlampen unter Mitverwendung von Akkumulatoren, welche ein ruhiges und angenehmes Licht geben, allen andern vorzuziehen, da sie die Luft nicht verunreinigen und die geringste Wärme erzeugen.

Beleuchtung, in der Malerei die Art und Weise, in einem Gemälde Licht und Schatten zu verteilen. Die B. gibt dem Gemälde seine Haltung und Einheit, und es wurde daher erst nach der strengen Durchführung derselben durch die Gebrüder van Eyck die Ausbildung des echten malerischen Stils möglich. Eine besondere Art der B. ist das Helldunkel (s. d.). Gewöhnlich versteht man unter B. eines Gemäldes nicht das einfache Tageslicht, sondern besondere Effekte, die durch Sonne, Mond, Kerzenlicht, Feuersbrünste etc. hervorgebracht werden. Correggio, Rembrandt und seine Schule, A. van der Neer, Schalcken, Claude Lorrain u. a. haben sich hierin ausgezeichnet.

[639]

Für Erzeugung einer Leuchtkraft von 100 Kerzenlichten sind pro Stunde erforderlich: Dabei werden entwickelt:
Wasser Kohlen­säure Wärme
Beleuchtungsart Menge Kilogr. Kubikm. bei 0° Wärme­einheiten
Elektrisches Bogenlicht 0,09–0,25 Pferdekraft 57–158
   Glühlicht 0,46–0,85    290–536
Leuchtgas, Siemens’ Regenerativlampe 0,35–0,56 cbm ca. 1500
   Argandbrenner 0,8 (bis 2) 0,86 0,46 4860
   Zweilochbrenner 2,0 (bis 8) 2,14 1,14 12150
Erdöl, großer Rundbrenner 0,28 kg 0,37 0,44 3360
   kleiner Flachbrenner 0,60 0,80 0,95 7200
Solaröl, Brenner von Schuster u. Baer 0,28 0,37 0,44 3360
   kleiner Flachbrenner 0,60 0,80 0,95 7200
Rüböl, Carcellampe 0,43 0,52 0,61 4200
   Studierlampe 0,70 0,85 1,00 6800
Paraffin 0,77 0,99 1,22 9200
Walrat 0,77 0,89 1,17 7960
Wachs 0,77 0,88 1,18 7960
Stearin 0,92 1,04 1,30 8940
Talg 1,00 1,05 1,45 9700


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 107109
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[107] Beleuchtung. Die Helligkeit eines Platzes im Zimmer steht in geradem Verhältnis zur Größe des Himmelsabschnittes, welcher von dem Platz aus sichtbar ist, zum Einfallswinkel der Lichtstrahlen, zur Leuchtkraft des Himmels, zur lichtreflektierenden Kraft der beleuchteten Fläche, endlich zur Menge des von den Zimmerwänden, den gegenüberliegenden Häusern und andern Gegenständen reflektierten Lichts. Da das durch die obern Fensterscheiben strömende Licht einen größern Einfallswinkel und daher stärkere Leuchtkraft besitzt als das der untern Scheiben, so sollen die Fenster möglichst hoch an die Decke hinaufgehen und geradlinig, nicht bogenförmig abschließen; auch darf der obere Abschnitt des Fensters nicht durch Vorhänge verdunkelt werden. Die Leuchtkraft des Tageslichts schwankt nach dem Grad und der Art der Bewölkung nach Cohn an hellen Tagen zwischen 906 und 11,430, an dunkeln zwischen 305 und 4444 Meterkerzen (1 Meterkerze ist die B., welche ein in 1 m Entfernung von einer Normalkerze aufgestellter Schirm bei rechtwinkeligem Lichteinfall erfährt). Weber fand im Dezember 579–9863, im Januar 1592, bis 13,770, im Juni 4519–76,560, im Juli 8414–69,180 Meterkerzen. Die lichtreflektierende Kraft der Arbeitsfläche ist von großem Einfluß (Verwerflichkeit schwarzer Schiefertafeln, Nähen dunkler Stoffe). Schmidt-Rimpler hat nachgewiesen, daß die Sehschärfe zwar durch mäßige Menge seitlich auf das Auge fallenden Lichts in vielen (nicht in allen) Fällen verbessert, durch grelle seitliche B. aber unter allen Umständen verschlechtert wird. Nach Cohn ist eine B. von 10 Meterkerzen das Minimum, bei welchem Diamantdruck noch in 30 cm Entfernung lesbar ist. Dies Minimum muß selbst für sehr trübe Tage gefordert werden. Um beurteilen zu können, ob ein Arbeitsplatz im Zimmer genügend Tageslicht empfängt, teilt Weber den als Kugeloberfläche aufgefaßten Himmel in eine Anzahl gleich großer Quadrate, die er Raumwinkel nennt. Als Einheit wählte Weber ein Quadrat, dessen Seiten 1° eines größten auf der Kugel verzeichneten Kreises betragen; die Kugeloberfläche enthält dann 41,252,962 solcher Quadratgrade oder Raumwinkel. Weber baute einen sehr einfachen Apparat, den Raumwinkelmesser, mit welchem schnell und leicht ermittelt werden kann, wie viele Raumwinkel das Stück Himmel enthält, das von einem bestimmten Arbeitsplatz aus sichtbar ist, und unter welchem Winkel es den Platz trifft. Multipliziert man die Zahl der Raumwinkel mit dem Sinus des Einfallswinkels, so erhält man den reduzierten Raumwinkel, ein Maß der Platzbeleuchtung, welches zwar nicht absolut ist, weil es die Helligkeit des Himmels, die Weiße der Fläche und das von den Wänden reflektierte Licht vernachlässigt, aber, diese drei Faktoren als konstant vorausgesetzt, zu vergleichender Messung dienen kann. Nach Cohn ist die Helligkeit an Plätzen, auf welche gar kein Himmelslicht fällt, deren Raumwinkel also = 0 ist, an trüben Tagen = 1–3 Meterkerzen. Bei einem reduzierten Raumwinkel von 41–60° zeigte das Photometer an trüben Tagen 12–19, an hellen 22–70 Meterkerzen. Um daher auch an Regentagen eine B. von mindestens 10 Meterkerzen zu sichern, ist ein reduzierter Raumwinkel von 50° als Minimum für den Arbeitsplatz zu fordern. Thatsächlich findet man sehr häufig Schulhäuser, in denen von vielen Plätzen aus keine Spur des Himmels zu sehen ist, und solche Plätze sind dann die Brutstätte der [108] Kurzsichtigkeit und der Wirbelsäulenverkrümmung. Bei der großen Wichtigkeit des obern Fensterteils verdienen die Rouleaus Beachtung, die bei mangelhafter Aufrollung oft einen Teil der obersten Scheiben verdecken. Man bringt sie vorteilhaft außerhalb der Fensternische an, weil sie dann leichter über das Fenster hinaus aufgerollt werden können.

Bei guter B. wird Schrift von bestimmter Größe nicht nur auf größere Entfernung, sondern unter sonst gleichen Umständen auch schneller gelesen als bei geringer Lichtintensität. Nach Cohn konnte eine Person bei hellem Tageslicht 16–17 Zeilen Bourgeoisfrakturschrift in einer Minute laut lesen. Bei künstlicher B. wurde gelesen: bei 2 Meterkerzen 6 Zeilen, bei 4: 8, bei 8: 10, bei 10: 12, bei 50 Meterkerzen 16 Zeilen. Daraus ergibt sich, daß erst bei einer Helligkeit von 50 Meterkerzen das Auge unter ebenso günstigen Bedingungen wie bei gutem Tageslicht arbeitet, und nach Cohn muß mindestens der fünfte Teil dieser Helligkeit, d. h. 10 Meterkerzen, auf der Arbeitsfläche vorhanden sein, wenn die künstliche B. genügen soll. Die Helligkeit eines Arbeitsplatzes hängt neben der Leuchtkraft der Flamme und der Weiße der Arbeitsfläche noch ab von der Entfernung der künstlichen Lichtquelle und dem Einfallswinkel der Lichtstrahlen. Für eine Lichtquelle von 100 Normalkerzen berechnete Weber für die nachbenannten Verschiebungen folgende Helligkeit:

Höhe der Lichtquelle Seitlicher Abstand der Lichtquelle
0 m 0,5 m 1 m 1,5 m 2 m 2,5 m
0,25 m 1600 143 23 8
0,50 400 141 36 13 6
0,75 178 102 38 17 8 4
1,00 100 72 35 18 9 5
1,50 44 38 26 16 10 6

Das Farbenerkennen erleidet bei künstlicher B., mit Ausnahme des elektrischen Bogenlichts, starken Abbruch. Rot wird bei Gas (15,5 Kerzen in 1 m Abstand) 1–1,2mal, bei Bogenlicht 3mal so weit gesehen als bei Tag. Grün wird bei Gas nicht schlechter, bei Bogenlicht im Durchschnitt 2,7mal weiter erkannt als bei Tageslicht. Blau ist bei Bogenlicht 2,7mal weiter sichtbar. Gelb wird bei Gaslicht in einzelnen Fällen besser, in andern schlechter, bei Bogenlicht durchschnittlich 4,2mal weiter wahrgenommen. Trotz großer individueller Schwankung wird die Sehweite für Farben durch elektrisches Licht gegenüber dem diffusen Tageslicht vergrößert, und ersteres hat sogar den Vergleich mit direktem Sonnenlicht nicht zu scheuen, wie folgende Tabelle zeigt:

1 qmm wird erkannt
bei Bogenlicht bei Sonnenlicht
Rot bis 13 m bis 14 m
Grün „ 11 „ 10
Blau 03 06
Gelb 04 09
Orange 05 06
Violett 02 02

Die Eigenfarbe der Lichtquelle ist beim Farbenerkennen wohl ebenso wichtig wie deren Intensität. Meyer fand spektralanalytisch folgendes Mischungsverhältnis der einzelnen Hauptfarben, wobei er den Anteil des gelben Lichts als Vergleichseinheit wählte:

  Gelb Rot Grün Blau Violett
Elektrisches Bogenlicht 1 2 1 0,8 1
Petroleum 1 3 0,6 0,2 0,1
Gas 1 4 0,4 0,2 0,1

Das elektrische Licht, dessen Zusammensetzung übrigens je nach der Stromspannung nicht unerheblich schwanken kann, enthält also weit mehr blaue und violette Strahlen als Gas- und Petroleumflammen und erscheint daher im Vergleich mit diesen bläulich. Das Sonnenspektrum aber enthält noch erheblich mehr kurzwellige Strahlen als das Bogenlicht, welches daher bei Tage nicht blau, sondern deutlich gelb erscheint. In hygienischer Hinsicht ist auch die Gleichmäßigkeit der Leuchtkraft einer Lichtquelle von großer Bedeutung. Alle offenen Flammen, Kerzen wie cylinderlose Öl-, Benzin-, Petroleum- und Gasflammen, zucken, sind dem Auge unzuträglich und sollten nie bei feinern Arbeiten benutzt werden. Wegen des wechselnden Gasdrucks zucken auch, wenngleich in geringerm Grade, die mit Cylinder versehenen Gasflammen.

Die Frage nach der hygienisch[WS 1] besten künstlichen B. wird je nach den gegebenen Verhältnissen verschieden beantwortet werden müssen. Spielt der Kostenpunkt keine Rolle, so ist die elektrische B. vorzuziehen, weil sie wenig Wärme entwickelt, die Luft nicht verdirbt und völlig gefahrlos ist. Die Glühlampen sollten am Arbeitstisch einen Schirm erhalten, der das Licht ungeschwächt nach unten konzentriert und das Auge schützt. Bei Saalbeleuchtung sind matte Glasbirnen zu empfehlen, da der starke Glanz des Glühlichts blendet und störende Nachbilder verursachen kann. Am angenehmsten wirkt die verdeckte oder Rampenbeleuchtung, bei welcher die Lichtquelle dem Anblick entzogen ist. Bogenlicht ist nur im Freien oder in hohen Räumen zu verwenden, damit seine Strahlen das Auge nur peripher treffen. Sieht man von elektrischem Licht ab, so kommt Gas oder Petroleum in Frage. Die Leuchtkraft hängt bei beiden von der Konstruktion der Lampe ab, die Kohlensäureentwickelung ist bei Rundbrennern in beiden Fällen annähernd gleich, die Wärmeentwickelung aber bei Gas erheblich stärker und der Preis höher. Ist eine größere Anzahl von Plätzen zu beleuchten, so bringt man sehr lichtstarke Lampen in 1 m Höhe über der Arbeitsfläche an und benutzt trichterförmige, das Licht nach unten konzentrierende Glocken. Da von dieser Höhe aus nach Cohn auch die größten Rundbrenner mittels der besten Schirme bei 1 m seitlicher Entfernung nicht mehr die nötige Helligkeit von 10 Meterkerzen geben, so dürfen nicht zu viele Plätze auf eine Flamme kommen. Hier verdient die Siemenssche Regenerativlampe den Vorzug, weil sie die Verbrennungsprodukte abzuführen gestattet und Lichtmengen liefert, die für mehrere Plätze ausreichen. Nach Herzberg müssen bei Verwendung von Glühlampen mit je 16 Kerzen Leuchtkraft gerechnet werden:

bei 2 m Höhe 1 Lampe auf 8,00 qm
3 1 6,20
4 1 5,80
6 1 5,25

Bei der indirekten B. werden die Lampen in 1 m Abstand von der Decke angebracht. Unter den Lampen befindliche, undurchsichtige, nach oben reflektierende Schirme werfen das Licht gegen die weiß getünchte Decke, von welcher es auf die Arbeitsplätze strahlt. Neben dem Vorteil, daß die Lichtquelle dem Auge verborgen bleibt, wird von dieser B. gerühmt, daß sie weder von den Lampenschirmen noch selbst von Kopf und Hand des Arbeitenden Schatten wirft. Mit Bogenlicht wurde die indirekte B. zuerst 1881 mit gutem Erfolg angewandt. Bei Anwendung von Petroleumlampen erzielte man am Arbeitsplatz einen Beleuchtungseffekt von 8,8–11,6 Meterkerzen, der [109] nicht ganz zureichend erscheint. Für den einzelnen Arbeitsplatz empfiehlt sich eine Flamme etwa 30 cm links und vorn und 25–30 cm über dem Tisch. Die Glocke sei mit einem dunkeln Schirm überkleidet. Da eine Gasflamme in der angegebenen Nähe durch Hitze belästigt, so ist Petroleum vorzuziehen.

Sehr verschieden ist der Beleuchtungswert der Lampenglocken. Die trichter- oder halbkugelförmigen, mit der Öffnung nach unten gekehrten Schirme reflektieren das Licht auf die nächste Umgebung unterhalb der Flamme und zwar auf Kosten der Helligkeit des übrigen Raums.

Vergleichung verschiedener Lampenglocken (nach Cohn).
Art der Glocken Senk­rech­ter Ab­stand vom Tisch
Meter
Seitlicher Abstand der Lichtquelle
0 m 0,5 m 1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m
Neusilberner Reflektor, polierte Halbkugel, unterer Durchmesser 36,5 cm, Höhe 13,5 cm. Preis 10 Mk. 0,75 +1590 +102 −11 −3 −1
1,0 +988 +57 +9 −1 +1
1,5 +459 +73 +20 +6 +4 +1
Polierter Blechschirm, unterer Durchmesser 35 cm, Höhe 7,8 cm. Preis 2,15 Mk. 0,5 +137 +43 +9 −1
0,75 +87 +10 −4 0 −1
1,0 +81 +20 +8 −1 0
Milchglasglocke „Wesselform“, unterer Durchmesser 23 cm, Höhe 19 cm. Preis 9,75 Mk. 0,5 +15 +63 −12
0,75 +29 +26 +2 −7
1 +26 +21 +12 −1 −3
Milchglasglocke „Trichterform“, unterer Durchmesser 26 cm, Höhe 11 cm. Preis 0,80 Mk. 0,5 −35 +36 +14
0,75 +26 +22 +28
Milchglasglocke „Trichterform“, unterer Durchmesser 27,5 cm, Höhe 19 cm. Preis 0,80 Mk. 0,5 −53 +22 −22
0,75 +26 +15 +2 −5
1 +39 +24 +13 0 0
Pariser Schirm, unten durchsichtige Glasscheibe, unterer Durchmesser 22 cm, Höhe 15 cm. Preis 3 Mk. 0,5 −39 −10 −9 −4
0,75 −8 −15 −2 −3 −2
1 +26 +1 +5 +2 0
Flacher, weißlackierter Blechschirm, unterer Durchmesser 37 cm, Höhe 4,5 cm. Preis 2 Mk. 0,5 −237 −5 +9 +5 +2
0,75 −89 −5 +14 +8 +3
1,0 −20 +4 +11 0 +3 +2
Steiler, weißlackierter Blechschirm, unterer Durchmesser 28 cm, Höhe 6,5 cm. Preis 2,50 Mk. 0,5 −268 +8 +6 −2
0,75 −95 −11 +11 +2 0
1,0 −52 −15 +1 +3 +1
Matte Glaskugel 0,75 −155 −41 −6 +1 +2 +2
1,0 −86 −37 0 +2 +2

Die obige Tabelle zeigt, für welche Zone die einzelnen Glockenarten einen Lichtgewinn und für welche weitere Zone sie einen Lichtverlust bedingen. Dabei ist eine Lichtstärke von 100 Kerzen und die nach Webers Tabelle für den Platz bei schirmloser Flamme zu erwartende Helligkeit zu Grunde gelegt. Es ergibt sich, daß der größte Lichtgewinn durch große polierte Trichterschirme erzielt wird, doch entwickeln dieselben zugleich große Wärme. Die Stellung des Schirms zur Flamme ändert den Beleuchtungswert; ein Höhenunterschied von wenigen Zentimetern kann Unterschiede von mehreren Meterkerzen bewirken. In der Tabelle ist stets die günstigste Schirmstellung verwertet. Milchglasglocken lassen viel Licht durch, verdunkeln also das Zimmer nicht allzusehr. Kugel-, tulpen- und schalenförmig nach oben gekehrte Glocken entziehen nach unten Licht, eignen sich daher nur für Gesellschaftsräume, nicht für Arbeitsplätze. Teller aus mattem Glas oder Milchglas unter dem Brenner, wie bei den Pariser Schirmen, rauben 30–60 Proz. Licht. Die Augenschützer entziehen gleichfalls große Mengen von Licht, doch werfen sie dasselbe großenteils nach oben gegen die Glocke, von der es wieder abwärts reflektiert wird. Der photometrisch nachweisbare Verlust schwankt bei den Augenschützern aus

1,5 mm dickem Milchglas zwischen 25 und 66 Proz.,
2 Überfangglas 8 50
1,5 8 48

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: hiegienisch