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MKL1888:Beschneiden der Bäume, Sträucher und Topfgewächse

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Beschneiden der Bäume, Sträucher und Topfgewächse“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 808
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Beschneiden der Bäume, Sträucher und Topfgewächse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 808. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Beschneiden_der_B%C3%A4ume,_Str%C3%A4ucher_und_Topfgew%C3%A4chse (Version vom 06.01.2023)

[808] Beschneiden der Bäume, Sträucher und Topfgewächse. Über das Beschneiden von Bäumen, welche verpflanzt werden sollen, s. Baumsatz, der Obstbäume s. Obstbaumzucht. Bäume und Sträucher mit stark ausgebildeten Endknospen, gewöhnlich Blütenaugen, werden nicht beschnitten, ebensowenig Koniferen der Gattungen Abies, Araucaria, Cryptomeria, Picea, Pinus, Wellingtonia u. a., wenn sie ihre pyramidale Form behalten sollen; wo sie dagegen zu Hecken (s. Zaun) benutzt werden (Juniperus, Picea, Taxus, Thuja u. a.), werden sie durch Beschneiden zur Bildung von Seitenzweigen gezwungen und dadurch dichter. Auch beschneidet man Koniferen, wenn die danach sich entwickelnden jungen Triebe zu Stecklingen oder Edelreisern benutzt werden sollen, die meist, wie die Mutterpflanzen, pyramidal wachsen. Bäume und Sträucher werden, wenn sie zu hoch geworden, durch das Beschneiden verjüngt, indem man sie bis zur gewünschten Höhe verkürzt, stets aber mit Beibehaltung zahlreicher Seitenzweige, die immer zuerst austreiben und dadurch das Leben der Pflanze verbürgen. Einzelne Arten mit Gipfelblütenknospen werden erst nach der Blüte (im Frühjahr) stark zurückgeschnitten, z. B. Prunus triloba, wonach sie gewöhnlich noch Blütenknospen fürs nächste Jahr bilden. Ebenso beschneidet man zwei- und mehrmal blühende Rosen gleich nach der Blüte, indem, wie im Frühjahr bei beinahe sämtlichen Rosen, die Hauptzweige um 1/31/2 verkürzt, schwache Nebenzweige aber ganz entfernt werden. Einzelne Sorten, wie die gelbe Rose, Persian Yellow, und die Apfelrose, Rosa pomifera, bei denen die Blütenknospen stets an der Zweigspitze sich befinden, dürfen nicht beschnitten werden. Allen Sträuchern, deren Blüten sich an den jungen Trieben entwickeln, werden jährlich die jungen Zweige um 1/41/2 verkürzt, so bei Deutzia, Spiraea u. v. a. Im allgemeinen soll meist im Frühjahr und stets dicht über dem Auge geschnitten werden; nur bei Pflanzen mit starkem Mark, z. B. Rosen, geschehe der Schnitt mitten zwischen zwei Augen, weil sonst das Endauge vertrocknet. Am leichtesten schneidet man quer durch das Holz, nur wenig nach oben, mit einer scharfen Schere, größere Äste mit der Säge; die durch diese verursachten Wunden müssen aber mit dem Messer glatt geschnitten und durch Steinkohlenteer gegen Einwirkung der Luft geschützt werden. Die meisten Topfpflanzen werden beim Versetzen beschnitten, an den Wurzeln, wenn diese am Topfrand einen dichten Filz gebildet haben, der aufzulösen ist, an Stamm und Zweigen, wenn sie durch zu dichten Stand oder zu hohe Temperatur im Überwinterungsraum zu lang, „spillerig“, geworden sind und nun wieder kräftige Seitenzweige bilden sollen. Am sichersten erreicht man seinen Zweck, wenn das Beschneiden (und das Verpflanzen) beim Beginn des Wachstums ausgeführt wird. Dicke, fleischige Wurzeln dürfen nur mit Vorsicht, die von Palmen und Cykadeen aber nicht geschnitten werden. Die Wunden bei Pflanzen mit starkem Saftfluß (Oleander u. a.) sollte man durch Bestreichen mit Kollodium schließen.