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MKL1888:Besnard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Besnard“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Besnard“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 106
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Besnard. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 106. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Besnard (Version vom 24.11.2024)

[106] Besnard (spr. bänār), Paul Albert, franz. Maler, geb. 1849 zu Paris als Sohn eines Künstlerpaars, das ihm von Kindheit an die Liebe zur Malerei einflößte, brachte, nachdem er als Schüler der École des beaux-arts den römischen Preis errungen, mehrere Jahre in Rom zu, fand aber durch das Studium der klassischen Meister keine Förderung seiner eigenartigen Richtung. Sie kam auch nach seiner Rückkehr nach Paris nicht zum Durchbruch, obwohl er den Erfolg hatte, daß ein Bild: der Herbst, 1874 vom Staate angekauft wurde. B. brauchte lange Zeit, um den ihm zusagenden Weg zu finden, und erst in London, wohin er sich um 1880 mit seiner Frau, der Bildhauerin Charlotte Dubray, begeben hatte, entfaltete sich seine Eigenart. Der graue englische Himmel scheint in ihm die Sehnsucht nach Licht und Sonne geweckt zu haben, und dieses Streben kam zunächst auf einigen Frauenbildnissen zum Ausdruck, die er von London in den Pariser Salon schickte. Nach Paris zurückgekehrt, wurde er mit der Ausschmückung der Vorhalle der Pharmazeutenschule beauftragt, die er in so lichten Tönen durchführte, daß diese Malereien dicht an die Art der Impressionisten streifen; doch fanden diese Darstellungen auch insofern Anerkennung, als sie von einigen mit den freien, natürlichen Gestalten der florentinischen Fresken verglichen wurden. Seitdem erhielt er vom Staate und von der Stadt noch andre Aufträge für öffentliche Gebäude. Zu dem Besten, was er auf diesem Gebiet lieferte, gehört die für das Stadthaus bestimmte Allegorie der Stadt Paris: „Fluctuat nec mergitur“, ein Fahrzeug, welches, von rüstigen Frauen gelenkt, bei Lichterglanz unter einer Seinebrücke hindurchgleitet (1885), und der Morgen, der Mittag, der Abend des Lebens, drei Wandgemälde für den Trauungssaal der Mairie des ersten Arrondissements. Im weitern Verlauf seiner Thätigkeit verlor sich B. immer tiefer in die wunderlichsten Farbenexperimente und künstlichsten Beleuchtungseffekte, wofür neben einigen Bildnissen: die Frau, die sich wärmt, und die Vision einer Frau besonders charakteristische Beispiele sind: erstere kehrt, völlig entblößt, vor einem (nicht sichtbaren) Kamin sitzend, dem Beschauer den Rücken zu, der von dem Feuer rötlich und violett angestrahlt wird, und führt eine Tasse mit einem wärmenden Getränk zum Munde, und die Vision einer Frau besteht darin, daß ein halb entblößtes Mädchen in einem mit phantastischen Blumen erfüllten Garten wie eine Hellseherin in die Weite starrt. Für diese Bilder erhielt B. auf der Münchener Ausstellung von 1890 eine Medaille erster Klasse. B. hat auch in Pastell gezeichnet und radiert.