MKL1888:Bettinelli

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bettinelli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bettinelli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 2 (1885), Seite 839
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Saverio Bettinelli
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Saverio Bettinelli (engl.)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Bettinelli. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 839. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bettinelli (Version vom 11.04.2021)

[839] Bettinelli, Saverio, ital. Schriftsteller, geb. 18. Juli 1718 zu Mantua, studierte in Bologna, wurde 1736 Jesuit, war 1739–44 Lehrer der schönen Wissenschaften in Brescia, ward 1748 Lehrer der Rhetorik in Venedig und leitete von 1751 bis 1759 die historischen und schönwissenschaftlichen Studien an dem unter der Aufsicht der Jesuiten stehenden Collegio de’ Nobili zu Parma. 1755 unternahm er eine große Reise durch Deutschland und Frankreich, besuchte auch Voltaire auf seinem Landgut Delives bei Genf und kehrte erst 1759 zurück. Nachdem er sich längere Zeit in Verona aufgehalten hatte, wurde er Professor der Beredsamkeit in Modena, zog sich aber nach der Aufhebung seines Ordens 1773 nach seiner Vaterstadt zurück, lebte dort ganz seinen litterarischen Arbeiten und starb 13. Sept. 1808. B. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Sein Hauptwerk ist. „Il risorgimento d’Italia negli studj, nelle arti e ne’ costumi dopo il mille“ (Bassano 1775, 2 Bde.), eine etwas oberflächliche, aber auf umfangreichen Quellenstudien beruhende und eingehend dargestellte Geschichte der italienischen Kultur seit dem 11. Jahrh. In seinen „Lettere dieci di Virgilio agli Arcadi“, welche gegen die übergroße Bewunderung und unverständige Nachahmung Dantes gerichtet sind, ging er in seinen Angriffen gegen diesen so weit, daß er großes Ärgernis erregte und zahlreiche Widerlegungen hervorrief. Seine Schrift „Dell’ entusiasmo dene belle arti“ (Mail. 1769; deutsch von Werthes, Bern 1778) ist in hochtrabendem Ton abgefaßt, ohne jedoch den Leser erwärmen zu können. Bettinellis übrige Prosawerke, wie z. B. seine „Lettere di una dama ad una sua amica sulle belle arti“ u. a., sind von geringerer Bedeutung. Von seinen Dramen, welche wenig Beifall fanden, ist „Serse“ noch das beste, und unter seinen vermischten Gedichten, die sich übrigens sämtlich durch Eleganz auszeichnen, werden die „Versi sciolti“ am meisten geschätzt. Die vollständigste, von ihm selbst besorgte Ausgabe seiner „Opere“ erschien Venedig 1799–1801, 24 Bde.