MKL1888:Bikanir
[930] Bikanir, britischer Schutzstaat in Vorderindien (s. Karte „Ostindien“), zum Radschputengebiet gehörig, 57,845 qkm (1052 QM.) groß mit (1881) 509,021 Einw. Das Fürstentum bildet einen Teil der indischen Wüste, einer dürren Sandfläche, die den Regen spurlos verschlingt, aber nicht ganz leer von Holz und im NO. fruchtbar ist. Die Abgaben ertragen jährlich nur 60,000 Pfd. Sterl. Das Regenwasser wird in großen Zisternen aufbewahrt (jede Familie hat eine eigne). Von Tieren nährt das Land vorzüglich Kamele und Schafe, deren Wolle von seltener Güte ist. Die Einwohner sind zu 1/6 Dschat, zu 1/20 Radschputen, beide vom Hinduglauben, beherrscht von einem Rahtorfürsten, seit 1818 unter britischer Oberhoheit. Der gegenwärtige Radscha ist dem Räuberwesen mit Energie entgegengetreten, im übrigen aber ohne Einsicht in die Bedürfnisse seines Landes. Mit den Großen seines Reichs weiß er sich nicht ins Einvernehmen zu setzen; erst 1883 hatten englisch-indische Truppen die Ruhe wiederherzustellen. Der Handel ist durch seine Bedrückungen gelähmt. Die gleichnamige Hauptstadt ist mit einem Wall umgeben, hat ein Fort mit vielen Türmen und ist sehr unregelmäßig gebaut; die Häuser sind meist elende Hütten. Die Stadt zählt (1881) 43,283 Einw. (darunter 31,602 Hindu), die bedeutende Webereien (Musselin, Turbane etc.) betreiben und große Anlage zu Handelsgeschäften zeigen.