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MKL1888:Bild

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bild“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 932
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Bild. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 932. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bild (Version vom 03.03.2022)

[932] Bild, im allgemeinen die Darstellung eines Sinnlichen durch ein ihm ähnliches Sinnliches. Darin liegt sein Unterschied sowohl vom Symbol (s. d.) als der Darstellung eines Sinnlichen durch ein Sinnliches andrer Gattung (z. B. des hörbaren Wortes durch sichtbare Schrift) wie von der Allegorie (s. d.) als der Darstellung eines Un- oder Übersinnlichen durch Sinnliches (z. B. der Gottheit durch eine Menschengestalt). Je weiter die Ähnlichkeit reicht, ohne in völlige Einerleiheit (Identität) überzugehen, desto charakteristischer ist die Bildlichkeit; wie weit sie reichen kann, hängt im einzelnen Fall sowohl von der Eigentümlichkeit des Darzustellenden als des Darstellungsmittels ab. Am weitesten läßt sie sich treiben, wo das Abzubildende ebenso wie das B. der räumlich-zeitlichen Körperwelt angehört, d. h. wo (wie z. B. in der mimischen und in der Bildhauerkunst) Körper durch Körper abgebildet werden. Derselben zunächst steht das Werk des Malers und Zeichners, welcher das B. des Körpers zwar auf einer Fläche, aber mit Hilfe der Farbe, der Schatten- und Lichtwirkung sowie der perspektivischen Zeichnung wenigstens den Schein einer der wirklichen ähnlichen Körperlichkeit erzeugt, daher diese Künste vorzugsweise bildende heißen. Im weitern Sinn wird auch die Vertretung einer (jedoch nur einer sinnlichen) Vorstellung durch eine ähnliche (gleichfalls sinnliche) poetisches B. (Tropus, Metapher) genannt, während die Bezeichnung gegenstandsloser Vorstellungen, wie es z. B. die mathematischen sind (da keine wirklichen Zahlen, Punkte, Linien etc. existieren), durch sinnliche Zeichen symbolischer und die Einkleidung un- oder übersinnlicher Vorstellungen (z. B. moralischer, religiöser, ästhetischer Ideen) in sinnliches Gewand allegorischer Gedankenausdruck heißt. Im weitesten, aber uneigentlichen Sinn werden auch alle sinnlichen Vorstellungen als Bilder der uns umgebenden Gegenstände angesehen, während sie, da sie mit diesen ganz unvergleichbar, die Gesichtsempfindungen z. B. den Lichtreizen ganz unähnlich sind, höchstens Symbole derselben heißen dürften.