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MKL1888:Bogdanowitsch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bogdanowitsch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Bogdanowitsch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 124
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Bogdanowitsch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 124. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bogdanowitsch (Version vom 16.07.2024)

[124] Bogdanowitsch, 1) Ippolyt Fedorowitsch, russ. Dichter und Schriftsteller, geb. 11. (23.) Dez. 1743 zu Perewoltschnoja im Gouvernement Poltawa, machte seine Studien in Moskau, wo er bei dem Dichter Cheraskow Ausnahme und Unterstützung fand, und wurde 1761 als Klassenaufseher an der Universität und 1763 als Übersetzer im auswärtigen Amt bei dem Grafen Panin angestellt. Im Hause Cheraskows wurde er mit Lomonossow, Sumarokow, Chemnizer und andern litterarischen Größen bekannt und fand auch nach seiner Übersiedelung nach St. Petersburg Muße, seine Kenntnisse durch Benutzung der kaiserlichen Bibliothek zu erweitern. Im J. 1766 ging er mit dem Grafen Bjeloselskij-Bjeloserskij als Legationssekretär nach Dresden, und hier war es, wo er seine reizende Dichtung „Duschenka“ entwarf, deren Druck aber erst nach zehn Jahren erfolgte. Inzwischen 1768 nach Petersburg zurückgekehrt, wurde er hier Mitglied und 1788 Präsident des Reichsarchivs, in welcher Stellung er bis 1795 verblieb. Seitdem lebte er ungestört der Poesie, erst zu Sumy im Gouvernement Charkow, seit 1798 auf einem Gut in der Nähe von Kursk, wo er 6. (18.) Jan. 1803 starb. B. hatte schon 1763 ein schönwissenschaftliches Journal in Petersburg: „Unschuldiger Zeitvertreib“, gegründet, das große Verbreitung fand und unter anderm ein kleines didaktisches Gedicht von ihm: „Das doppelte Glück“, enthielt. Später veröffentlichte er mehrere Übersetzungen und den 1. Teil seiner „Historischen Schilderung Rußlands“ (1777), die übrigens als ein äußerst flüchtiges, unvollkommenes Werk erscheint. Von Katharina II. veranlaßt, unternahm er eine „Sammlung russischer Sprichwörter“ (Petersb. 1785, 3 Bde.) und schrieb „auf allerhöchsten Befehl“, wie er selbst naiv bemerkt, mehrere kleine Dramen, wie „Die Slawen“ (das. 1782), die lyrische Komödie „Duschenkas Freude“ und kleine Lustspiele nach russischen Sprichwörtern. Den ersten Rang unter seinen Werken nimmt das erwähnte komische Heldengedicht „Duschenka“ („Seelchen“, 1778) ein. Es ist eine freie Nachbildung der Lafontaineschen „Psyche“, die an einzelnen Stellen die Originaldichtung durch Anmut der poetischen Darstellung noch übertrifft; leider wirkt nur die Einmischung gallizisierender Mythologie störend. B. ist der erste und fast einzige unter den Dichtern Rußlands, der die poetische Erzählung in einem leichten und schalkhaften Gewand seinem Volk darbot, und im Genre der romantischen Dichtung blieb er das Vorbild nachfolgender Dichter. Gesammelt erschienen seine Werke zuerst in 6 Bänden (Mosk. 1809–10), dann in 4 Bänden (das. 1848); zuletzt in der Smirdinschen Ausgabe russischer Klassiker. Biographien des Dichters gaben A. Bestushew in seiner „Übersicht der russischen Litteratur“ und Polewoi in seinen „Umrissen der Litteratur“ (Petersb. 1839, 2 Bde.). Im J. 1834 ward dem Dichter in Kursk ein Denkmal errichtet.

2) Modest Iwanowitsch, russ. Generalleutnant und namhafter Geschichtschreiber, Neffe des vorigen, geb. 1805, seit 1839 Professor der Kriegsgeschichte an der Nikolai-Akademie, schrieb auf Veranlassung Kaiser Alexanders II. eine „Geschichte des vaterländischen Kriegs 1812“ (2. Aufl., Petersb. 1861, 3 Bde.; deutsch von Baumgarten, Leipz. 1863); ferner: „Geschichte des Kriegs im Jahr 1813 für Deutschlands Unabhängigkeit“ (Petersb. 1862–63, 2 Bde.; deutsch, das. 1863–69); „Geschichte des Kriegs von 1814 in Frankreich und des Sturzes Napoleons I.“ (deutsch von Baumgarten, Leipz. 1866, 2 Bde.), welche besonders den Einfluß der politischen Lage auf die militärischen Operationen zur Anschauung bringt; „Geschichte der Regierung des Kaisers Alexander I.“ (Petersb. 1869–71, 6 Bde.); „Der orientalische Krieg 1853–56“ (das. 1876, 4 Bde.); „Der Feldzug Bonapartes in Italien 1796“ (2. Aufl., das. 1860); eine „Geschichte der Kriegskunst“ und „Die Feldzüge Rumjanzows, Potemkins und Suworows in der Türkei“ (1852).