MKL1888:Bohrer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bohrer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 149150
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Bohrer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 149–150. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bohrer (Version vom 20.01.2024)

[149] Bohrer, Musikerfamilie, bestehend zunächst aus vier Brüdern: Anton, Violinvirtuose (geb. 1783 zu München), Max, Violincellvirtuose (geb. 1785 daselbst), Peter und Franz, welche Violine und Viola spielten. Den ersten Unterricht erhielten alle vier von ihrem Vater Kaspar B., einem trefflichen Kontrabassisten. Anton bildete sich dann unter Winter und Kreutzer im Violinspiel und bei Danzi in der Komposition, Max bei dem Violoncellisten Schwarz in München im Violoncellspiel weiter aus. Die vier Brüder erregten schon als Knaben durch ihr meisterhaftes Quartettspiel die Aufmerksamkeit aller Kenner und unternahmen 1805 ihre erste Kunstreise nach Wien. Nach ihrer Rückkehr starben in München Peter und Franz. Anton und Max unternahmen dann 1806–1808 eine Reise durch Deutschland und Polen und traten 1810, nach des Vaters Tod, ihre große Wanderung durch fast ganz Europa an, auf der sie die glänzendsten Triumphe feierten. Nach Deutschland 1818 zurückgekehrt, wurden sie in Berlin, Anton als Konzertmeister und Max als erster Violoncellist, angestellt, nahmen aber schon 1824 wegen Mißhelligkeiten mit Spontini ihre Entlassung. Sie gingen vorerst nach München zurück, verheirateten sich hier mit den als Klaviervirtuosinnen rühmlichst bekannten zwei Töchtern des Instrumentenmachers Dülken und wandten sich dann nach Paris (1827), wo sie als erste Solospieler am Hof Karls X. angestellt wurden. Nach der Julirevolution begaben sie sich nach London und kehrten von da nach Deutschland zurück. Max wurde 1832 erster Violoncellist und Konzertmeister [150] an der Hofkapelle zu Stuttgart, wo er, nachdem er 1842–43 eine Kunstreise nach Amerika gemacht, 1867 starb. Anton wurde 1834 Konzertmeister in der königlichen Kapelle zu Hannover, in welcher Stellung er 1852 starb. Beide Brüder haben sowohl auf ihren Reisen als später zur Läuterung des Kunstgeschmacks mit glänzendem Erfolg gewirkt; namentlich war dies der Fall in Paris, wo sie durch den meisterhaften Vortrag Beethovenscher, Mozartscher und Haydnscher Quartette den Sinn für klassische Musik im Publikum weckten. Ihre Kompositionen (Konzerte, Rondos, Phantasien etc.) sind weniger gehaltvoll und tief als dankbar und glänzend. – Antons Tochter Sophie B., geb. 1828, eine ausgezeichnete Pianistin, ließ sich 1848 in Petersburg nieder.