MKL1888:Bonvalot
[116] Bonvalot (spr. bongwaloh), Pierre Gabriel, franz. Reisender, geb. im Juli 1853 zu Epagne (Aube), besuchte das Lyceum in Troyes, machte dann zu Studienzwecken größere Reisen in Europa, besonders nach England und Deutschland. 1880 begleitete er Ujfalvy auf einer seiner Forschungsreisen nach Innerasien. Er schrieb darüber: „En Asie Centrale, de Moscou en Bactriane“ (Par. 1884), und als Fortsetzung: „En Asie Centrale, du Cohistan à la Caspienne“ (das. 1885). Im Auftrag der französischen Regierung führte er 1886–87 eine neue Forschungsreise nach Zentralasien aus, bei welcher er, begleitet von Capus und dem Maler Pepin, von Batum aus durch Persien und Turkistan über den Alai-tag und den Pamir zum Indus gelangte. Seinen Reisebericht enthält das von der Akademie preisgekrönte Werk: „Du Caucase aux Indes à traverse le Pamir“ (1888). Zu seiner dritten bedeutendsten Reise veranlaßte ihn der Auftrag des Herzogs von Chartres, seinen Sohn, den Prinzen Heinrich von Orléans (geb. 1867), auf einer Reise durch Asien zu begleiten. Im Juli 1889 verließen die Reisenden Paris und begaben sich über Moskau und Omsk an die chinesische Grenze, wo die Karawane organisiert wurde. Nach Überschreitung des Tiënschan erreichten sie in Tscharkalyk, im W. des Lob-Nor, den letzten bewohnten Ort; von hier aus wurde im November der Vormarsch in das tibetische Hochland angetreten, der sie durch größtenteils noch völlig unerforschte menschenleere und weglose Einöden führte. Unter außerordentlichen Beschwerden gelangten sie bis in die Nähe von Lhassa, das sie aber trotz siebenwöchiger Verhandlungen nicht betreten durften. In östlicher Richtung weiterziehend, kamen sie durch das südliche China über Batang und Jünnan nach Tongking, von wo aus sie zu Schiff die Heimreise antraten. Am 23. Nov. 1890 langten sie in Paris an. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt B. von der Pariser geographischen Gesellschaft die große goldene Medaille. Einen vorläufigen Reisebericht veröffentlichte der Prinz Heinrich von Orléans in der „Revue des Deux Mondes“ und Bonvalot im „Tour du Monde“.