MKL1888:Bor

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 207208
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Bor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 207–208. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bor (Version vom 06.11.2022)

[207] Bor B, chemisch einfacher Körper, findet sich nicht im freien Zustand in der Natur, sondern nur mit Sauerstoff verbunden als Borsäure (Sassolin) und in Borsäuresalzen, von denen die wichtigsten sind: borsaures Natron (Tinkal, Borax), borsaurer Kalk (Rhodizit und Hydroborocalcit), borsaures Natron mit borsaurem Kalk (Boronatrocalcit), borsaurer Kalk mit kieselsaurem Kalk (Botryolith, Datolith, Axinit, Schörl, Danburit), borsaure Magnesia mit borsaurem Kalk (Hydroboracit), borsaure Magnesia mit Chlormagnesium (Boracit, Staßfurtit), borsaures Ammoniak (Larderellit) und borsaures Eisenoxyd (Lagonit). In geringer Menge finden sich Borsäuresalze auch in Mineralwässern und im Meerwasser. Man erhält das B. bei der Einwirkung von Kalium auf [208] Borsäure als amorphes, grünlichbraunes, geruch- und geschmackloses Pulver, welches in Wasser wenig, in Alkohol nicht löslich ist, sehr schwer schmilzt, beim Erhitzen an der Luft zu Borsäure und Stickstoffbor verbrennt, auch sonst leicht oxydierbar ist und, in schmelzendem Aluminium gelöst, beim Erstarren als diamantartiges B. kristallisiert. Letzteres entsteht auch, wenn man Borsäure mit Aluminium im Kohlentiegel bei möglichst starker Hitze schmelzt, die erkaltete eisengraue Metallmasse mit Natronlauge kocht, dann mit heißer Salzsäure und zuletzt mit einer Mischung von Salpetersäure und Flußsäure behandelt. Das diamantartige B. ist durchsichtig, farblos, gelb oder rot, vom spez. Gew. 2,68, in Glanz, Lichtbrechungsvermögen und besonders in der Härte dem Diamanten sehr nahe stehend (Bordiamanten), unschmelzbar, verbrennt wie der Diamant nur in Sauerstoff und wird nur von schmelzenden Alkalien und saurem schwefelsaurem Kali aufgenommen. Das Atomgewicht ist 11. B. ist dreiwertig und bildet mit Sauerstoff das Borsäureanhydrid B2O3; es wurde im amorphen Zustand zuerst von Gay-Lussac und Thénard, diamantartig 1856 von Wöhler und Deville dargestellt.

Bor, Pieter Christiaansz, holländ. Geschichtsforscher, geb. 1559 zu Utrecht, studierte von Jugend auf Geschichte, besonders vaterländische, und sammelte emsig die Materialien zur Geschichte seiner Zeit. Nach der Veröffentlichung der sechs ersten Bücher seines großen Werks „Oorsprong, begin ende vervolg der nederlandsche oorlogen“ 1601 erhielt er von den holländischen Staaten Unterstützung durch Eröffnung der Archive und Privatsammlungen; auch wurde er zum Historiographen von Holland und später zum Rat und Rentmeister von Nordholland ernannt. So konnte er sein mit 1559 beginnendes Geschichtswerk in 37 Büchern bis 1602 fortführen (beste Ausg., Amsterd. 1679, 4 Bde.). Dasselbe ist ein wegen des Reichtums an Aktenstücken unentbehrliches Sammelwerk für die bearbeitete Periode, obgleich der Stil trocken und einförmig ist. Weniger bedeutend sind die „Gelegentheyt (Geschichte) van’s Hertogenbosch“ (Haag 1630) und die Fortsetzung der von seinem Oheim Wilhelm van Zuylen van Nijevelt übersetzten „Chronik des Cario“ (Arnh. 1629, Amsterd. 1632). Zwei Tragikomödien von ihm: „Apollonius von Tyrus“ und „Apollonius und seine Tochter Tarsia“ (Haag 1617), sind vergessen. B. starb 16. März 1635 in Haarlem.