MKL1888:Breisach

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Breisach“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Breisach“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 380
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Breisach
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Breisach am Rhein
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Breisach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 380. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Breisach (Version vom 02.08.2023)

[380] Breisach (Alt-Breisach), Stadt im bad. Kreis Freiburg, einst eine wichtige deutsche Festung, liegt am Rhein, auf einem 246 m hohen Basaltfelsen, der einen großen Teil vom Elsaß und Breisgau beherrscht, der Festung Neu-Breisach am linken Stromufer gegenüber, und steht mit Freiburg und Kolmar durch Eisenbahn in Verbindung. Das Plateau, auf welchem der Hauptteil der Stadt liegt, hat ungefähr 2 km im Umfang; gegen S. stand früher auf einem kleinern Felsen das starke Schloß Eggersberg und im N. der sogen. Eisenberg mit einem Vorwerk. Von diesen gesamten Befestigungen ist jetzt kaum noch eine Spur vorhanden. Auch das große Schloß, das einst die Zinne des Bergs schmückte, ist verschwunden; daselbst steht jetzt der Tullaturm zu Ehren des Obersten Tulla, der zu Anfang dieses Jahrhunderts das Rheinbett korrigierte. Sehenswert sind noch der tiefe, in Felsen gehauene Radbrunnen, der einzige in der Stadt, die Münsterkirche St. Stephan (aus dem 13. Jahrh.) mit schönen Holzschnitzereien und den Grabmälern berühmter Generale und die Rheinbrücke. B. ist Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat eine Tapetenfabrik, Weinbau und (1880) 3258 Einw. (205 Evangelische und 564 Juden). – B. wird schon zur Zeit des Julius Cäsar als ein fester Ort der Sequaner unter dem Namen Mons Brisiacus erwähnt, dessen sich Ariovist bei seinem Einfall in Gallien bemächtigt hatte. Wahrscheinlich eine keltische Gründung, erhielt es von den Römern unter Valentinian eine starke Befestigung (369) und ward bald der bedeutendste Ort der Gegend. Im 10. Jahrh. gehörte B. dem Pfalzgrafen Eberhard am Rhein, der von hier aus den Kaiser Otto I. bekämpfte, welcher 939 die Stadt eroberte. Dieselbe lag damals auf einer Insel zwischen zwei Armen des Rheins. Im 12. Jahrh. besaßen B. die Bischöfe von Basel, erst allein, seit 1185 gemeinschaftlich mit den Kaisern. Schon 1208 trat Otto IV. den Ort an Herzog Berthold V. von Zähringen ab, der das Schloß gründete. Nach Bertholds V. Tod kam B. wieder an den Bischof von Basel und veranlaßte 1262 einen Krieg zwischen diesem und dem Grafen Rudolf von Habsburg, der B. mit List nahm; doch ward es erst unter Albrecht I. Reichsstadt. Nachdem es bereits 1331 vom Kaiser Ludwig dem Bayern an die Herzöge Otto und Albrecht von Österreich verpfändet worden war, fiel es 1415 wieder an das Reich. Bald darauf unterwarf sich die Stadt wieder dem Haus Österreich. Herzog Karl von Burgund ließ 1469 die Stadt überfallen und plündern, bis endlich der ganze Breisgau zu den Waffen griff und B. mit Gewalt befreite (1474). Im Dreißigjährigen Krieg wurde eine Belagerung der Festung durch die Schweden unter dem Rheingrafen Otto (1633) durch die Kaiserlichen aufgehoben. Dringendere Gefahr drohte 1636, wo der Herzog Bernhard von Weimar, mit Frankreich im Bund, gegen B. heranrückte. Aber erst 1638 konnte die Belagerung vollständig beginnen. Nachdem der Herzog drei kaiserliche, zum Entsatz heranrückende Heere zurückgeschlagen, kam er 19. Dez. 1638 durch Kapitulation in Besitz der Stadt, die aber bei seinem Tod von den Franzosen besetzt und im Westfälischen Frieden an Frankreich abgetreten ward. Der Friede von Rijswijk 1697 brachte sie an Deutschland zurück, worauf Ludwig XIV. B. gegenüber 1699 Neu-Breisach (s. d.) und das Fort Mortier von Vauban anlegen ließ. 1703 ward B. von Franzosen durch Überrumpelung genommen und kam erst im Rastatter Frieden 1714 an Österreich zurück. Kaiser Karl VI. erbaute die Citadelle auf dem Eggersberg und mehrere starke Außenwerke, welche jedoch Maria Theresia 1743 zum Teil sprengen ließ. Dadurch wurde 1745 die Einnahme von B. den Franzosen sehr erleichtert. Während der französischen Revolutionskriege begannen die Franzosen 15. Sept. 1793 vom Fort Mortier und vielen Schanzen aus die Stadt zu beschießen und verwandelten sie in wenigen Tagen in einen Aschenhaufen. Von neuem wurden Stadt und Umgegend verwüstet, als die Österreicher 1799 das bereits 1796 von den Franzosen wieder besetzte B. ein ganzes Jahr lang belagerten. Neue Befestigungen erhielt es 1801 bis 1802 sowie 1805–1806, nachdem es im Frieden von Lüneville an den Herzog von Modena, kurz nachher an den Erzherzog Ferdinand von Österreich gekommen war. Im Preßburger Frieden 1805 kam es an Baden, worauf sämtliche Festungswerke geschleift wurden. Im Krieg 1870/71 wurde von hier aus das Fort Mortier durch drei Batterien badischer Artillerie 2.–6. Nov. 1870 beschossen und gänzlich zerstört, so daß es 7. Nov. kapitulieren mußte. Vgl. Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt B. (Freiburg 1851).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 165
korrigiert
Indexseite

[165] Breisach, (1885) 3059 Einw.