MKL1888:Buchanan

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Buchanan“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Buchanan“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 542544
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Buchanan. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 542–544. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Buchanan (Version vom 26.04.2023)

[542] Buchanan (spr. böckä̆nnen), bei naturwissenschaftl. Namen für F. H. Buchanan, gest. 1829 als Arzt in Bengalen (Fische).

Buchanan (spr. buckä̆nnen), 1) George, engl. Gelehrter, geb. 1. Febr. 1506 zu Killearne in der schottischen Grafschaft Stirling als Sprößling einer alten, aber verarmten Familie, wurde nach dem frühzeitigen Tod seines Vaters von seinem Oheim in seinem 14. Jahr nach Paris geschickt, wo er schnelle Fortschritte machte; als jedoch jener nach zwei Jahren ebenfalls starb, sah sich B. genötigt, nach seinem Vaterland zurückzukehren. Er widmete sich 1524 zu St. Andrews philosophischen Studien und ging im folgenden Sommer wieder nach Paris, wo er sich den Ideen der Reformation zuwandte, ward 1526 an dem Kollegium St. Barbara in Paris Lehrer der Grammatik und bald nachher Lehrer des jungen schottischen Grafen Cassilis, mit welchem er 1534 nach Schottland zurückkehrte. Hier ernannte ihn Jakob V. zum Erzieher seines natürlichen Sohns, des Grafen von Murray. B. schrieb ein satirisches Gedicht gegen die Franziskaner unter dem Titel: „Somnium“ und später auf des Königs Befehl ein noch heftigeres, seinen berüchtigten „Franciscanus“ (Bas. 1564), wegen dessen er 1539 vom Kardinal Beton, Erzbischof von St. Andrews, der Ketzerei angeklagt und eingekerkert wurde. B. entkam zwar nach England, fand aber auch hier keine Sicherheit und wandte sich daher wieder nach Paris und, als der Kardinal Beton als Legat dahin gekommen war, nach Bordeaux, wo er drei Jahre lehrte, ohne sehr beunruhigt zu werden. In dieser Zeit schrieb er seine zwei lateinischen Tragödien: „Jephtes“ (Par. 1854; engl. von Tais, Lond. 1750) und „Baptistes“ (das. 1578, Frankf. 1579; neuerdings mit dem vorigen zusammen hrsg. von Gibbs, Lond. 1870) und übersetzte die „Medea“ und die „Alkeste“ des Euripides. Nachdem er 1543 durch die Pest von Bordeaux vertrieben worden, unterrichtete er einige Zeit den später so berühmt gewordenen Verfasser der „Essais“, Michel de Montaigne, und ging 1544 wieder nach Paris, wo er in dem Kollegium des Kardinals Le Moine lehrte, bis er vom König Johann III. von Portugal an die neuerrichtete Universität zu Coimbra berufen wurde (1547). Seine freisinnigen Ansichten zogen ihm auch hier sofort die Verfolgung des Klerus zu; er schmachtete lange in dem Kerker der Inquisition und wurde endlich in ein Kloster gesteckt, wo er seine berühmte lateinische Übersetzung der Psalmen („Paraphrasis psalmorum Davidis poetica“, Antwerp. 1567, Bas. 1721; in neuester Zeit hrsg. von Longman) begann. Nach seiner Freilassung (1551) reiste er ohne Erlaubnis des Königs, der ihn in Portugal zu behalten wünschte, nach England, verließ es aber wegen der Unruhen während der Minderjährigkeit Eduards VI. bald wieder (1553) und ging nach Frankreich. Er bekleidete fünf Jahre lang die Stelle eines Gouverneurs bei dem Sohn des Marschalls v. Brissac. Während dieser Zeit beschäftigte er sich viel mit theologischen Studien und begann die Ausarbeitung seines großen Lehrgedichts über die Weltkugel („De sphaera“). Nach mehr als 20jähriger Abwesenheit [543] kehrte er 1560 in sein Vaterland zurück, wo er die religiösen Verhältnisse so sehr verändert fand, daß er offen zum Protestantismus übertreten konnte. 1565 reiste er abermals nach Frankreich, und 1566 berief ihn die Königin Maria Stuart als Leiter ihrer Studien nach Schottland. In dieser einflußreichen Stellung machte sich B. um die Verbesserung der schottischen Hochschulen verdient und wurde zum Vorstand der Universität St. Andrews ernannt. Beim Ausbruch des Aufruhrs gegen die Königin schlug er sich zur Partei seines ehemaligen Zöglings, des Grafen von Murray, Regenten von Schottland, und erlaubte sich sogar in dem Werk „De Maria Scotorum regina“ (ohne Ort und Jahr, wahrscheinlich 1572) einen schonungslosen Angriff auf den Charakter und den Wandel der gefangenen Königin, seiner Wohlthäterin. Der geheime Staatsrat von Schottland übertrug B. darauf die Stelle eines Erziehers des Prinzen Jakob, der unter Buchanans Leitung jene Schulgelehrsamkeit erlangte, auf die er so stolz war. Auch nach der Ermordung seines Beschützers Murray (1570) blieb er in der Gunst der herrschenden Partei und gewann auch die der Königin Elisabeth, die ihm eine Jahrespension von 100 Pfd. Sterl. aussetzte. Sein berühmtes Werk „De jure regni apud Scotos“ (Edinb. 1579), das er seinem Zögling widmete, hat ihm einen ausgezeichneten Platz unter den mutigsten Verteidigern der Volksrechte verschafft. Im J. 1582 erschien zu Edinburg sein treffliches Geschichtswerk „Rerum scoticarum historia“, in 20 Büchern (engl., Lond. 1690 und von Will. Bond, das. 1722, 2 Bde.), das mit Fergus, dem ersten König von Schottland, beginnt (330 v. Chr.) und bis 1553 reicht. Unter Jakobs I. Regierung bekleidete B. mehrere Ehrenstellen am schottischen Hof, zuletzt die eines Direktors der königlichen Kanzlei und Geheimsiegelbewahrers; in den letzten Jahren lebte er vom Hof zurückgezogen. Er starb 28. Sept. 1582 zu Edinburg in größter Dürftigkeit. Als Gelehrter gehört B. zu den geistreichsten und gelehrtesten Männern seiner Zeit und zu den Zierden Schottlands; als lateinischem Dichter gebührt ihm unter den neuern ein Platz in der ersten Reihe; sein Charakter ward durch Leidenschaftlichkeit geschädigt. Seine Autobiographie erschien zu Frankfurt a. M. 1608, seine „Poemata et tragoediae“ gesammelt 1609. Zu erwähnen ist noch sein „De prosodia libellus“ (Edinb. 1600). Seine sämtlichen Schriften gaben Thom. Ruddiman (Edinb. 1715, 2 Bde.) und Pet. Burmann (Leid. 1725, 2 Bde.) heraus. Vgl. Irving, Memoirs of the life and writings of George B. (Edinb. 1807, 2. Aufl. 1817).

2) Claudius, Beförderer der Mission in Indien, war 1766 in der Nähe von Glasgow geboren und ging 1796 als Kaplan der Ostindischen Kompanie nach Kalkutta. Hier gründete er ein Kollegium zur Kenntnis der orientalischen Litteratur, verfaßte eine „Denkschrift über die Nützlichkeit einer kirchlichen Verfassung für das britische Indien“ und übersetzte das Neue Testament ins Persische und Hindostanische. Im J. 1808 kehrte er nach England zurück. Seine rastlosen Bemühungen erwirkten die Parlamentsakte von 1813, welche den Grund zu einer kirchlichen Verfassung und Ordnung in Indien legte. Seine „Christian researches in India“ wurden herausgegeben von Foy (Lond. 1858). B. starb 9. Febr. 1815.

3) James, 15. Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 22. April 1791 zu Stony Batter in Pennsylvanien, Sohn eines Irländers, kam im Alter von 14 Jahren auf das Dickinson College zu Carlisle in der Grafschaft Cumberland, wo er seine Studien vollendete, um sich der juristischen Laufbahn zu widmen, und erhielt 1812 eine Advokatur. Er gewann sehr bald einen geachteten Namen und wurde schon im Oktober 1814 in die Legislatur von Pennsylvanien gewählt. Als einer der kenntnisreichsten und gewandtesten Rechtsanwalte dieses Staats ward er 1820 Mitglied des Kongresses in Washington, dem er, viermal wieder erwählt, bis zum 4. März 1831 angehörte. In diesem Jahr übertrug ihm Präsident Jackson eine Sendung nach Rußland, wo er den ersten Handelsvertrag zwischen diesem Reich und der Union abschloß. Er blieb darauf als bevollmächtigter Minister bis 1833 in Petersburg und nahm nach seiner Rückkehr in die Heimat als Mitglied des Senats von 1834 ab thätigen Anteil an den Kämpfen im Kongreß. 1845 vom Präsidenten Polk zum Staatssekretär ernannt, verfaßte er beinahe alle Staatsschriften über die wichtigsten Tagesfragen, wie über die Annexion von Texas und Kalifornien, über den Krieg gegen Mexiko und die Grenzstreitigkeiten mit England in Oregon. Nach der Wahl des Whig-Präsidenten Taylor 1849 zog er sich ins Privatleben zurück. 1852 wurde er mit General Caß in Baltimore zur Präsidentschaft vorgeschlagen. Die Wahl fiel jedoch auf Pierce, und dieser ernannte B. im April 1853 zum Gesandten in London. Kaum wieder in Amerika angelangt (April 1856), wurde er von der Sklavenhalterpartei des Südens als Kandidat für den Präsidentenstuhl aufgestellt und, obgleich erst nach hartem Kampf, mit 163 gegen 125 Stimmen zum Präsidenten gewählt. B. stellte sich entschieden auf die Seite der Sklavenhalterpartei, die er in der Kansasfrage begünstigte, und ließ es geschehen, daß die Führer derselben, die er teilweise zu Ministern ernannt hatte, seit der Wahl Lincolns (Dezember 1860) den Abfall der Südstaaten und die Entwaffnung des Nordens vorbereiteten, wenn er auch sich selbst der Sezession nicht anschloß. Als er 4. März 1861 zurücktrat, hinterließ er Lincoln als Erbe den alsbald mit heftiger Wut ausbrechenden Bürgerkrieg. B. zog sich nach Wheatland zurück und starb 1. Juni 1868 daselbst. Vgl. Curtis, Life of James B. (New York 1883, 2 Bde.).

4) Robert, engl. Dichter, geb. 18. Aug. 1841, studierte auf der Universität zu Glasgow und begann seine dichterische Laufbahn 1863 mit der Liedersammlung „Undertones“ (3. Aufl. 1870), der er die „Idyls and legends of Inverburn“ (1865) und die „London poems“ (1866) folgen ließ. In demselben Jahr veröffentlichte er poetische Übertragungen aus dem Skandinavischen unter dem Titel: „Ballad stories of the affections“ (neue Ausg. 1869). Später folgten an lyrischen, epischen und dramatischen Erzeugnissen: „Wayside poesies“ (1867, neue Ausg. 1870); „North coast, and other poems“ (1867); „The book of Orm, the Celt“ (1870) und das durch den deutsch-französischen Krieg hervorgerufene „Drama of kings“ (1871), dessen zweiter Teil auch selbständig unter dem Titel: „Napoleon fallen, a lyrical drama“ 1871 in zwei Auflagen erschien (der 3. Teil führt die Bezeichnung: „The Teuton against Paris“ und hat Bismarck zum Helden). Treffliche Naturschilderungen und Erzählungen in Prosa finden sich in „The land of Lorne“ (1871). Auch auf die Bühne ist B. gedrungen mit der Tragödie „The witchfinder“ und dem Lustspiel „A madcap prince“ (1874), aber mit geringem Erfolg. Als Kritiker trat B. mit zwei Schriften hervor: „David Gray, and other essays“ (1868) und „The fleshly school of poetry“ (1872), welch letztere ihn wegen seiner einseitigen Beurteilung [544] Rossettis und Swinburnes in einen unerquicklichen Federkrieg verwickelte. Weitere Schriften von B. sind: „St. Abe and his seven wives“, eine Satire auf das Mormonentum (1872); mehrere Romane (z. B. „The shadow of the sword“, 1876; „Martyrdom of Madeline“, 1882, etc.); „Balther the beautiful. A song of divine death“ (1877); „Ballads of life, love and humour“ (1882) u. a. Seine „Poetical and prose works“ erschienen 1874 in 5 Bänden.