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MKL1888:Burger

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Burger“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 655
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Burger. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 655. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Burger (Version vom 19.10.2022)

[655] Burger, s. v. w. Bürger; in der Schweiz Bezeichnung der Mitglieder der Großen Räte, welche in ihren öffentlichen Schriften sich „Rät und B.“ unterzeichneten.

Burger, 1) Ludwig, Maler und Illustrator, geb. 19. Sept. 1825 zu Krakau von deutschen Eltern, lebte vom 14. bis 17. Jahr in Warschau, wo er seine ersten Versuche in der Lithographie und mit der Radiernadel machte. Seit 1842 in Berlin, besuchte er die dortige Kunstakademie, während er zugleich, um seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, Illustrationen für den Buchhandel lieferte. Vorübergehend arbeitete er im Atelier des Malers Kolbe, war 1846–1847 als Zeichner in einer Spielkartenfabrik in Stralsund thätig und unternahm 1852 eine Studienreise nach Antwerpen und Paris, wo er des Unterrichts von Couture genoß. Unter seinen zahlreichen Arbeiten sind die Zeichnungen zu den Werken von Fontane über den schleswig-holsteinischen Krieg von 1864 und den deutschen Krieg von 1866 hervorzuheben, ferner sein in den Jahren 1866 und 1867 entstandenes Werk „Die Kanone“, ein Cyklus von einigen zwanzig Blättern. Seit 1869 wandte er sich mit Glück dem dekorativen Gebiet zu; es entstanden die Wandmalereien im Lesesaal und Stadtverordneten-Sitzungssaal des Berliner Rathauses, in der Flora zu Charlottenburg, in der Kadettenanstalt zu Lichterfelde und im Berliner Zeughaus und Entwürfe für Glasfenster, Intarsiadekorationen etc. Seinen Kompositionen fehlt es nicht an Großartigkeit der Auffassung, an feinem Stilgefühl und an Reichtum der Phantasie; die technische Ausführung bleibt aber bisweilen hinter der Erfindung zurück. 1872–73 unternahm er eine Studienreise nach Italien, von welcher er vortrefflich gearbeitete Studien nach dortigen Renaissancedekorationen mitbrachte. Er starb 22. Okt. 1884 in Berlin.

2) Johann, Kupferstecher, geb. 31. Mai 1829 zu Burg im Kanton Aargau, erhielt den ersten Unterricht von dem Landschaftsmaler und Stecher Jakob Suter in Zofingen und lernte dann von 1850 bis 1856 besonders den Kartonstich auf der Akademie in München unter Julius Thäter. Von da besuchte er Dresden und Florenz und verweilte zwei Jahre in Rom. 1859 nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich in München auch der Linienmanier. Eine seiner ersten Arbeiten war die Steinigung des Stephanus nach Schraudolphs Freskobild im Dom zu Speier; ihr folgten 1856 die Dichter Italiens nach Vasari (Hopesche Sammlung in London). In Rom stach er 1858 unter Cornelius’ Aufsicht dessen Lady Macbeth, sodann zwei Blätter nach Bildern von Heß in der Bonifaciusbasilika zu München und den Raub der Europa nach Genelli, alle in Kartonmanier. In Linienmanier stach er den Bauer und den Makler nach Vautier, die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten nach van Dyck, das Jägerlatein nach Grützner (1875), die Dame mit dem Papagei nach Mieris (Pinakothek in München) und die Violanta nach Palma Vecchio (Belvedere in Wien). Sein Hauptwerk ist der Stich nach Raffaels Madonna della Sedia (1882).