MKL1888:Cagots

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cagots“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 724
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Cagots. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 724. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cagots (Version vom 21.09.2023)

[724] Cagots (spr. -gho, Gahets), ein eigentümlicher Volksstamm in den Westpyrenäen, häufig mit den Kretins verwechselt, während sie in der That meist hochgewachsene, gesunde und frische Leute von muskulösem Körperbau, wohlentwickeltem Schädel, vorspringender Nase, stark gezeichneten Zügen, blauen Augen und schlichten, blonden Haaren sind. Der Aberglaube schrieb ihnen früher Aussatz, übeln Geruch u. dgl. zu, man mied sie, selbst in der Kirche mußten sie zurückstehen. Sie lebten abgesondert und treiben noch jetzt an manchen Orten fast ausschließlich das Zimmermannshandwerk, so daß beiderlei Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht werden. Der Name Cagot wird von canis gothus (gotischer Hund) abgeleitet, was auf ihre Abstammung von den arianischen Goten deutet (daher wohl der Haß). Außer in den ehemals aquitanischen Ländern zu beiden Seiten der Pyrenäen, dem spanischen Obernavarra, dem französischen Niedernavarra, Béarn, Gascogne, Guienne, finden sich C. auch in Unterpoitou, in der Bretagne und in Maine; doch heißen sie hier Caqueux, Cacoas oder Caquins. Mit den C. verwandt und auch so genannt sind die Colliberts in Niederpoitou. Vgl. Michel, Histoire des races maudites de la France et de l’Espagne (Par. 1847, 2 Bde.); Rochas, Les parias de France et d’Espagne, C. et Bohémiens (das. 1877).