MKL1888:Calame

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Calame“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 729
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Calame. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 729. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Calame (Version vom 20.08.2021)

[729] Calame (spr. -lām), Alexandre, schweizer. Maler, geb. 28. Mai 1810 als Sohn eines geschickten Marmorarbeiters zu Vevey. Da der Vater sein Vermögen verlor, konnte sich C. nicht der Kunst widmen, sondern mußte mit 15 Jahren in ein Bankgeschäft eintreten. Als sein Vater bald darauf bei einem Bau verunglückte und infolgedessen starb, war der junge C. genötigt, seine Mutter zu erhalten. In seinen Mußestunden begann er sich im Zeichnen zu üben und kleine Ansichten der Schweiz zu kolorieren. Im J. 1829 ermöglichte es ihm sein Brotherr, der Bankier Diodati, bei dem Landschaftsmaler Diday Unterricht zu nehmen, und nach wenigen Monaten entschloß er sich, ganz der Kunst sich zu widmen. Seit 1835 begann er die Ausstellungen von Paris und Berlin mit seinen schweizerischen Alpen- und Waldlandschaften zu beschicken, welche sich schnell, besonders in Deutschland, großen Beifall erwarben, obwohl C. mehr Zeichner als Kolorist war. Im J. 1842 ging er nach Paris und stellte hier seinen Montblanc, die Jungfrau, den Brienzer See, den Monte Rosa und Mont Cervin aus. 1844 begab er sich nach Italien und brachte aus Rom und Neapel zahlreiche Bilder mit, darunter die Ruinen von Pästum (im städtischen Museum zu Leipzig). Er zeigte darin, daß er auch die italienische Natur in ihrer Eigentümlichkeit aufzufassen vermochte; aber sein Spezialgebiet blieb doch die Alpenlandschaft. Die Gletscher, die smaragdgrünen, weißschäumenden Bergwasser, die vom Sturm zersplitterten Bäume und das gepeitschte Gewölk, die vielfarbigen Felsengebilde, bald halb von Nebeln verschleiert, bald in den Strahlen der Sonne erglänzend, sind die Gegenstände, die er mit großer Naturtreue, wenn auch mit einer gewissen Glätte, zur Darstellung zu bringen wußte. Wir nennen aus ihrer Zahl noch den Handeckfall (Bern), aus dem Berner Oberland, aus Tirol, den Vierwaldstätter See, den Waldsturm (im städtischen Museum zu Leipzig), den Waldstrom (Dresdener Galerie) etc. Eine seiner genialsten Schöpfungen ist die Darstellung der vier Jahres- und Tageszeiten in vier Landschaften, wo der Frühlingsmorgen eine südliche, der Sommermittag eine nordische Flachgegend zeigt, der Herbstabend und die Winternacht Gebirgsstücke sind. Noch populärer als durch diese größern Werke wurde C. durch kleinere Arbeiten, Lithographien und Radierungen, namentlich durch die 18 Studien von Lauterbrunnen und Meiringen und die 24 Blätter Alpenübergänge, die in Frankreich, England und Deutschland große Verbreitung fanden und noch heute als Vorlagen für den Zeichenunterricht dienen. C. starb 19. März 1864 in Mentone. Vgl. E. Rambert, A. C., sa vie et son oeuvre (Par. 1884).