MKL1888:Carlén
[809] Carlén, 1) (Flygare-C.) Emilia, schwed. Romanschriftstellerin, geb. 8. Aug. 1807 zu Strömstad, heiratete, 20 Jahre alt, den Arzt A. Flygare in [810] Småland, nach dessen Tod sie 1833 nach Strömstad zurückkehrte und, angeregt durch die Erfolge ihrer Landsmännin F. Bremer, sich der Schriftstellerei zuwandte. 1838 erschien anonym ihr erster Roman: „Waldemar Klein“, welchem „Der Stellvertreter“ (1839), „Gustav Lindorm“ (1839), „Der Professor“ und „Die Milchbrüder“ (beide 1840) nachfolgten. Nach Stockholm übergesiedelt, vermählte sie sich dort (1841) mit dem geschätzten Dichter Joh. Gabr. C. und ward durch ihn in die Gesellschaftskreise der Hauptstadt eingeführt, deren Zierde die durch ihre rasch einander folgenden und mit wachsendem Beifall aufgenommenen Romane zu glänzendem Namen gekommene Dichterin wurde. Zu den beliebtesten dieser Romane zählen: „Die Kirchweihe von Hammarby“ (1841); „Die Rose von Tistelön“ (1842); „Kämmerer Laßmann“ (1842); „Das Fideikommiß“ (1844); „Der Einsiedler auf der Johannisklippe“ (1846); „Ein Jahr“ (1846); „Eine Nacht am Bullarsee“ (1847); „Der Jungfernturm“ (1848); „Ein launisches Weib“ (1849); „Der Vormund“ (1851). Die Trauer um den Verlust ihres einzigen Sohns, Eduard Flygare (gest. 1852), der sich als Schriftsteller („Aus der Fremde und Heimat“, deutsch, Stuttg. 1862) bereits einen Namen gemacht, unterbrach ihre litterarische Thätigkeit für mehrere Jahre; erst 1859 erschien ihr nicht minder bekannt gewordener Roman „Ein Handelshaus in den Schären“, welchem eine Reihe interessanter Lebensbilder aus Stockholm und ihrer ländlichen Heimat folgten: „Stockholm hinter den Kulissen“ (1864); „Schattenspiel. Zeitgemälde und Jugenderinnerungen“ (1865). In den letzten Jahren hat sie nur noch kleine Erzählungen geschrieben, wie: „Estrid“ (1877) u. a.; endlich scheint sie mit „Erinnerungen aus dem schwedischen Schriftstellerleben“ (1878) abgeschlossen zu haben. C. besitzt einen offenen, klaren Blick in das Leben, namentlich in das Alltagsleben des Mittelstandes, das sie mit unübertroffener Treue zu schildern versteht. Entbehren ihre Charaktere der tiefern psychologischen Entwickelung, ihre Situationen der gründlichern Motivierung, so entschädigt dafür überall die Wahrheit und Klarheit des glücklich Abgelauschten, und ihre reiche Erfindungsgabe verleiht ihren Arbeiten einen unwiderstehlichen Reiz, der noch besonders durch die Frische der Lokaltöne ihrer interessanten Heimat gehoben wird. Ihre „Samlade romaner“ erschienen in 31 Bänden (Stockh. 1869–75; in deutscher Übersetzung in 96 Bändchen, 2. Aufl., Stuttg. 1869–70). – Ihr zweiter Gatte, Joh. Gabriel C., geb. 1814 in Westgotland, hat sich als Dichter („Samlade dikter“, 1870) und durch Herausgabe juristischer Handbücher sowie der Encyklopädien: „Svenska familjeboken“ (1850 bis 1852) und „Läsning vid husliga härden“ (1860) bekannt gemacht.
2) Rosa, ebenfalls schwed. Romanschriftstellerin, Tochter der vorigen, geb. 9. Mai 1836 im Pastorat von Högsäter in Dalsland, verbrachte ihre Jugend bei Verwandten in einem einsamen Gebirgsdorf von höchst romantischer Lage, das sie später in „Bröllopet i Bränna“ anziehend schilderte, heiratete 1856 den Bezirksrichter R. Carlén und starb 12. Febr. 1883. Als Schriftstellerin hatte sie mit der lebensfrischen Erzählung „Agnes Tell“ (1861) begonnen, die mit großem Beifall aufgenommen wurde. Später folgten: „Tuva“ (1862); „Die Hochzeit in Bränna“ (1863); „Helene, die Geschichte einer Frau“ (1865); „Drei Jahre und drei Tage“ (1864); „Der Sohn des Zigeuners“ (1866), in künstlerischer Hinsicht wohl ihre bedeutendste Arbeit; endlich „Das Leben im Landstädtchen“ (1866), eine Novellensammlung. Ihre Romane erschienen meist auch in deutschen Übersetzungen.
[141] Carlén, 1) Emilia Flygare-C., schwed. Romanschriftstellerin, starb 5. Febr. 1892 in Stockholm.