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MKL1888:Chitōn

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chitōn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Chitōn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 41
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Chitōn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 41. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chit%C5%8Dn (Version vom 02.04.2023)

[41] Chitōn (griech.), das Unterkleid der Griechen, auf dem bloßen Leib getragen und oft als einziges Kleidungsstück dienend. Ein oblonges Stück Zeug wurde einfach so zusammengelegt, daß die eine geschlossene Seite desselben die eine Seite des Körpers deckte; unter ihrem obern Ende wurde durch eine Öffnung ein Arm gesteckt; die andre offene und nur zuweilen an ihrem untern Ende zusammengenähte Seite ward über der andern Schulter zusammengenestelt.

Fig. 1.
Dorischer Chiton (Relief).
Fig. 2.
Doppelchiton (Statue in Neapel).

Ein Gurt um die Hüften hielt den C. zusammen und gestattete durch Hinaufziehen des Stoffs, wodurch ein „Bausch“ (Vertreter unsrer Tasche) gebildet wurde, eine Verkürzung desselben. Dieser bis zu den Knieen reichende C. (Fig. 1), welcher bei dorischen Männern u. Frauen zu allen Zeiten üblich war, wurde seit Perikles auch in Athen von Männern getragen, wo bis dahin der längere C. der asiatischen Ionier im Gebrauch gewesen war. Häufig wurden dem C. auch kurze oder lange Ärmel angefügt. Dem bis auf die Füße reichenden Doppelchiton (Fig. 2) fehlte auch das eine Armloch: es wurde zu demselben ein beträchtlich längeres Zeugstück ganz wie der einfache C. zusammengelegt, das obere Drittel desselben aber zurückgeschlagen, so daß es auf Brust und Rücken beinahe bis zur halben Körperhöhe zurückfiel. Während die beiden freien obern Enden ganz wie beim einfachen C. über der einen Schulter zusammengesteckt wurden, faßte eine Agraffe über der andern Schulter den obern Rand des Gewandes von vorn und hinten und bot so eine Öffnung für den andern Arm. Die offene Seite des Doppelchitons ließ also eine Seite des Körpers sichtbar werden, wenn sie nicht, was oft geschah, von den Hüften (halb offener) oder von der Achselhöhle an (geschlossener Doppelchiton) zusammengenäht wurde. Die meisten Wandlungen, welche die griechische Frauenmode mit diesem C. vornahm, bezogen sich auf jenen bald längern, bald kürzern Überwurf, dessen offene Seitenränder oft über dem Oberarm durch Agraffen so miteinander vereinigt wurden, daß sie die Gestalt eines Ärmels erhielten, aber in Zwischenräumen den nackten Arm sichtbar werden ließen. Die Stoffe des C. waren meist wollene Gewebe, die Frauen bevorzugten auch Linnen und Byssus. Erst spät fanden seidene Stoffe in Griechenland Eingang. Im allgemeinen war für den C. die weiße Farbe die vorherrschende; doch trugen ihn namentlich die Frauen häufig auch dunkelfarbig und verzierten ihn mit Verbrämungen, Streifen und Stickereien.