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MKL1888:Crataegus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Crataegus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Crataegus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 328
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Crataegus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 328. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Crataegus (Version vom 04.06.2021)

[328] Crataegus L. (Weißdorn), Gattung aus der Familie der Rosaceen, dornige Sträucher und Bäume mit mehr oder weniger gelappten, im Umriß eiförmigen Blättern, vielblütigen Doldenrispen und roten oder schwarzen Früchten mit harten Steinen. C. Azarolus L. (Azarolbaum, Azarolbirne, welsche Mispel), 4–8 m hoher Strauch aus dem Orient und vielleicht auch aus Nordafrika, in Südeuropa meist als kleiner Baum viel kultiviert und verwildert, hat mehr oder weniger zahlreiche lange Dornen, häufig büschelförmig stehende, keilförmige, an der Spitze drei- oder fünfteilige Blätter, dichte, wollig behaarte Blütentrauben und runde Früchte mit deltaförmigen, zurückgeschlagenen Kelchabschnitten. Die wilde Form mit kleinen Früchten, Aronia, hält bei uns aus; die Kulturform mit großen, roten oder gelben, wohlschmeckenden Früchten von 3–4 cm Durchmesser gedeiht nur in Italien und Südfrankreich. C. Oxyacantha L. (gemeiner Weißdorn, Hagedorn, Mehlbeerbaum, Christdorn), ein dichter, 2–5 m hoher, dorniger Strauch mit eiförmigen, flach drei- bis fünflappigen, gesägten, kahlen Blättern, wenigblütigen Doldentrauben und rundlichen, mit dreieckigen Kelchabschnitten gekrönten, roten Früchten, wächst wild in buschigen Laubwäldern Europas, besonders der Gebirgsgegenden, wird kultiviert in Zäunen, Garten- und Parkanlagen und gedeiht in jeder Lage und Bodenart. Die Fortpflanzung geschieht durch Samen, welcher, im Herbst gesäet, erst im zweiten Frühling aufgeht. Eine Form mit gefüllten weißen oder roten Blüten von rosenartigem Bau ist ein prachtvoller Zierstrauch. Das Holz des Weißdorns ist äußerst hart und eignet sich vorzüglich zu Zähnen für Kammräder, für Drechslerarbeiten, Beilstiele, Dreschflegel, Nägel etc. Aus den jungen, geraden Ruten fertigt man Spazierstöcke, welche in heißem Kalk hellbraun gebeizt werden. Die Reiser werden in den Gradierhäusern benutzt. C. monogyna Jacq., dem vorigen sehr ähnlich, blüht 14 Tage später, ist äußerst veränderlich, durch ganz Europa verbreitet, wird bei uns am häufigsten in Hecken und Gärten in vielen Varietäten mit weißen und roten, auch gefüllten Blüten und panaschierten Blättern kultiviert. C. sanguinea Pall. (Blutdorn), aus Sibirien und Nordchina, hat eirunde, mit einer Spitze versehene, oberflächlich siebenlappige, scharf gesägte, bewimperte Blätter und weiche, blutrote, frühreife Früchte. C. crus galli L. (gemeiner Hahndorn), 2–6 m hoher Strauch mit langen Dornen, eikeilförmigen, gesägten, lederartigen, oben glänzend grünen Blättern, rispenförmigen oder einfachen Doldentrauben und kugelrunden, harten, ziegelroten Früchten, in Nordamerika. Diese wie noch andre Arten werden gleichfalls als Ziersträucher kultiviert und durch Pfropfen auf unsre heimischen Weißdorne vermehrt. C. Pyracantha, s. Cotoneaster. Vgl. Görner, Der Weißdornzaun von C. monogyna (2. Aufl., Berl. 1879); Keller, Der Weißdornzaun (Weim. 1883).