MKL1888:Cykadeen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cykadeen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 380381
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Cykadeen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 380–381. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cykadeen (Version vom 20.08.2021)

[380] Cykadeen (Palmenfarne, Sagobäume), Ordnung und deren einzige Familie in der Klasse der Gymnospermen, palmenartige Gewächse mit einfachem, aufrechtem, dickem Stamm von cylindrischer oder runder, knolliger Gestalt, dessen Oberfläche mit dicht gestellten, braunen Blattschuppen besetzt ist und aus seiner Endknospe große, gefiederte oder fiederteilige Laubblätter treibt, die beim Hervortreten aus der Knospe bisweilen wie bei den Farnen spiralig [381] eingerollt erscheinen. Die Stämme haben im allgemeinen den typischen Bau der Gymnospermen und zeichnen sich durch ein mächtig entwickeltes, stärkemehlreiches Mark aus. Ihr Dickenwachstum wird entweder durch einen fortdauernd thätigen Kambiumring oder nach Erlöschen des erstgebildeten Kambiumringes durch periodisch in der Rinde auftretende Zuwachszonen bewirkt. Außer den normalen Fibrovasalsträngen besitzen manche C. auch ein rindenständiges, andre ein markständiges Strangsystem. Die Blüten, welche nur aus den Geschlechtsorganen bestehen, sind zweihäusig und bilden endständige Zapfen. An der männlichen Pflanze stehen die zahlreichen Staubblätter dicht spiralig an der vertikalen Achse des Zapfens angeordnet. Ihr Bau ist für die C. insofern eigentümlich, als auf der Unterseite eines jeden schuppen-, bisweilen schildförmigen Staubblattes zahlreiche Pollensäcke in vielen Gruppen zu je 2–5 beisammenstehen. Die weiblichen endständigen Zapfen bestehen aus großen, flachen, fiederartig geteilten, gestielten Fruchtblättern, deren untere Fiedern durch Samenknospen ersetzt sind, oder es finden sich auch schildförmig gestielte Schuppen, welche auf ihrer Unterseite neben dem Stiel zwei Samenknospen besitzen. Letztere sind groß, mit breiter Basis sitzend, gerade und entwickeln sich am verholzenden Fruchtzapfen zu Samen, welche eine äußere fleischige, oft lebhaft gefärbte und eine innere knöcherne Schale, ein hartes Endosperm und in der Mitte desselben einen geraden Keimling mit langer Wurzel und zwei ungleichen, an ihrer Spitze verwachsenen Samenlappen besitzen. Die C. sind tropische Gewächse, von denen die meisten Amerika, viel weniger der Alten Welt angehören; einige kommen auch am Kap der Guten Hoffnung und auf Neuholland vor. Vgl. Miquel, Monographia Cycadearum (1842); Derselbe, Nieuwe bijdrag til de kennis d. C. (Amsterd. 1868 ff.); Regel, Cycadearum generum specierumque revisio (Gieß. 1871). An der vorweltlichen Flora sind die C. wesentlich beteiligt. Sie treten von der Steinkohlenformation an bis zum Tertiär auf und bedingten während der Jura- und Kreidezeit zum Teil die Physiognomie der Landschaft. Im ganzen sind ca. 300 fossile Arten in 37 Gattungen bekannt, deren wichtigste Noeggerathia Sternb., Pterophyllum Bgt. (s. Tafel „Triasformation II“), Dioonites Bornem., Zamites Bgt., Cycadites Bgt., Clathraria Mantell, Zamiostrobus Endl. und Cycadinocarpus Schimp. sind. Die mit den Nöggerathien zusammen vorkommenden Früchte, die als Rhabdocarpus Göpp. beschrieben worden sind, stellen Cykadeensamen vor. Einen völlig ausgestorbenen, schon während der Steinkohlenperiode auftretenden Typus bildet die Gattung Cordaites (s. Tafel „Steinkohlenformation II“), die in der Tracht an Dracaena oder Yucca erinnert, und deren Blütenähren als Antholithus beschrieben wurden. Einige C. gewähren einen Nutzen als Nahrungspflanzen durch das stärkemehlreiche Mark, die genießbaren jungen Blätter und die Samen.