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MKL1888:Dīon

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dīon“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Dīon“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 993994
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Dīon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 993–994. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:D%C4%ABon (Version vom 10.05.2023)

[993] Dīon, berühmter Syrakusaner, geb. 409 v. Chr., Sohn des Hipparinos, Bruder der Aristomache, der Gemahlin des ältern Dionysios, deren Tochter er heiratete, ward von Platon früh für die Philosophie gewonnen und stand durch seine Freimütigkeit und Sittenstrenge bei dem älteren Dionysios in hohem Ansehen. Von dem jüngern Dionysios, den er vergeblich der Willkürherrschaft und Schwelgerei zu entwöhnen suchte, angeblich wegen verräterischer Verbindung mit den Karthagern 366 verbannt, lebte er, überall mit Hochachtung aufgenommen, in verschiedenen Städten Griechenlands. Seine Zurückberufung machte Dionysios nach langen Verhandlungen von der Rückkehr Platons nach Syrakus abhängig, doch brachte dieser 361 dem Freunde das Opfer vergeblich. Inzwischen hatte Dionysios Dions Güter eingezogen, dessen Gemahlin Arete zur Verheiratung mit dem Höfling Timokrates genötigt und seinen Sohn Aretäos zu den schändlichsten Ausschweifungen verführen lassen. D. landete daher 357 mit 800 Söldnern vor Syrakus, dessen Bürger ihm und seinem Bruder Megakles sogleich die oberste Feldherrnwürde übertrugen. Dionysios mußte flüchten. Als sich D. [994] bald darauf dem von dem Volksführer Herakleides gemachten Vorschlag einer allgemeinen Güterteilung widersetzte, ward er als ein Feind der Freiheit mit seinen treu gebliebenen Söldnern gewaltsam vertrieben und zog sich nach Leontinoi zurück. Wegen der Übergriffe und Gewaltthaten der Burgbesatzung unter des Dionysios Sohn Apollokrates bald wieder zurückgerufen, stellte er die Ruhe wieder her und erzwang die Übergabe der Burg. Von neuem an die Spitze des Staats gestellt, bewies er gegen seine politischen Gegner große Mäßigung. Als Herakleides dennoch seine frühern Umtriebe und Verdächtigungen beim großen Haufen fortsetzte, gab D. die schon mehrmals von ihm verlangte Erlaubnis zur Ermordung des Demagogen. Aber die Reue über diese That sowie der Kummer über den Selbstmord seines entarteten Sohns beugten seinen Geist nieder und machten ihn schroff gegen seine Umgebungen. Einer seiner bevorzugtesten Gefährten, der Athener Kallippos, benutzte dies, um eine Verschwörung anzuzetteln, in deren Folge D. 353 ermordet wurde. Wir besitzen noch zwei Biographien Dions von Plutarch und Cornelius Nepos. Vgl. Lau, Leben des Syrakusaners D. (Hamb. 1860).